Hebammen in Not protestieren

Shownotes

Zehn Euro netto für einen Hausbesuch – für einen Handwerker ein Witz, für Hebammen ist das Alltag. Unser Studiogast Franziska Junge und ihre Kolleginnen haben sich deshalb zum Hebammenprotest zusammengeschlossen. Sie fordern eine faire Bezahlung und eine sichere Versorgung aller werdenden Familien in Deutschland. Es gibt eine Online-Petition und einen Adventskalender auf Instagram, der die Weihnachtsgeschichte etwas anders erzählt. Mit Playmobilfiguren und sehr heutigen Problemen.

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Den Hebammenprotest mit Adventskalender gibt’s auf Instagram

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00:00:00: Wenn man sich nicht frühzeitig um eine Hebamme kümmert, hat man vielleicht das große Pech,

00:00:06: keine mehr zu bekommen. Also es gab eine Zeit, da haben wir bestimmt 50 Frauen im Monat abgewiesen.

00:00:11: Wenn man alle Kosten abrechnet, bleiben wir in den Fünhaus besuchen. 10 Euro.

00:00:15: Richtig. Wir arbeiten unter Mindeston.

00:00:17: Die Weihnachtsgeschichte mit Playmobil-Figuren nachgestellt und die Maria hat aber ein so was

00:00:26: von Spitzenbauch. Hat man nicht früher gesagt, Spitzerbauch wird ein Junge?

00:00:31: Kapumm, der Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung für ein christliches

00:00:36: Miteinander in der Arbeitswelt. Denn Arbeit bewegt Zukunft.

00:00:40: In ein paar Tagen feiern wir Weihnachten, das Fest von Christi Geburt. Wenn ich mir vorstelle,

00:00:47: unter welchen Umständen Maria Jesus zur Welt gebracht hat, da wird mir ganz anders. Erstmal

00:00:52: eine ewige Reise und dann in einem Stall. Bei mir zu Gast ist heute Franziska Junge und sie ist

00:00:59: Hebamme. Herzlich willkommen. Hallo, vielen Dank. Ist das erste Wunder, dass da passiert ist? Die

00:01:06: Tatsache, dass alles gut gegangen ist, also Mutter und Kind wohl auf waren. Nach so einer Reise,

00:01:12: die waren ja ein paar Tage unterwegs und das war ja wahrscheinlich ziemlich strapaziers. Also

00:01:15: wenn ich mir vorstelle, mit so einem riesen Bauch da auf so einem Esel, ich weiß nicht was sagen,

00:01:19: als 200 Kilometer zu reiten, dann in einem Stall zu liegen und dann noch mal eben

00:01:24: hinzukriegen, nur mit meinem Mann, der nicht mal der Vater des Kindes ist, angeblich.

00:01:29: Ja, es ist tatsächlich unglaublich. Vor allem ziehe ich da meinen größten Hut vor. Da wünscht

00:01:37: sich glaube ich heutzutage niemand auf einem Esel zu reiten, geschweige denn zu laufen.

00:01:41: Also das stelle ich mir auch wahnsinnig anstrengend vorher. Und der Mann an der Stelle, unser Held

00:01:48: oder nicht? Naja, es kommt drauf an, wie er sich geführt hat. Auch nichts überlief.

00:01:56: Eben hat er ihr immer gut Essen gereicht oder war das auch schwierig oder hat er ihr trotzdem

00:02:04: immer mal beigestanden und die Hand gehalten und auch mal das Kind getragen. Das sind alles so

00:02:10: Dinge, die man natürlich nicht weiß, die aber dann durchaus eine Hilfe wären. Ja, genau. Aber ist

00:02:15: doch wieder typisch, dass da nur was über die Männer steht und dass dann irgendwie Kinder

00:02:18: einfach da sind und dieser Frauenkram geburt wird mal wieder nicht thematisiert. Ja, es finde

00:02:23: ich auch. Oft schade oder es wird einfach vor den Frauen erwartet. Ich sage auch immer, die Menschheit

00:02:29: wäre ausgestorben, wenn es an den Männern läge, Kinder durchzubringen. Also ich meine nicht nur die

00:02:37: Geburt. Dann finden sie wahrscheinlich bei 50 Prozent der Bevölkerung Zustimmung. Aber was wäre denn

00:02:43: gewesen, wenn sie damals bei der Maria gewesen wären? Wie hätten sie die unterstützen können?

00:02:47: Also in jedem Fall hätte ich ihr geraten, dass sie also nach Geburt auf jeden Fall vielleicht doch

00:02:54: noch mal eine Nacht im Stall bleibt. Gut, man weiß jetzt nicht im Detail genau, wie lange, wie lange

00:02:59: die jetzt wo ausgeharrt haben. Zwischen Weihnachten und Dreikönigstag waren sie ja da. Also das waren 14

00:03:04: Tage. Das passt, ne? Ach so, doch so lange. Oder? Wenn man es jetzt mal so wirklich nach unserem

00:03:08: Kalender bis zum 6.1. ist okay. Das ist total okay. Genau, das ist ein paar Tage, wobei die ersten

00:03:17: zwei, drei Wochen schon die anstrengendsten sind. Aber gut, es waren andere Umstände. Ich denke schon,

00:03:23: dass es hilfreich gewesen wäre, wenn man bei einer Entbindung jemanden mal sich hätte. Der weiß,

00:03:28: was passiert, der weiß, was einer wartet, der einen auch ein bisschen natürlich, man wollte auch so

00:03:32: schön sagt, mental abholt oder runterholt. Ich denke, da war denen wahrscheinlich wenig bekannt. Und

00:03:39: vielleicht hätte man Maria die ein oder andere Sorge nehmen können. Also einfach so dieser

00:03:44: ganzheitliche Ansatz und natürlich einfach die aktive Entbindung selber, falls da irgendwas an

00:03:51: Kopplinkerzöhnchen gegeben hätte. Also dass man sagen kann, hey, das ist unter den Umständen

00:03:56: total normal entspann dich oder versuch dich zu entspannen. Jetzt atmen und jetzt pressen. Genau,

00:04:02: richtig. Also wenn man gutes Körpergefühl hat, geht das auch alleine. Aber ich denke, es ist

00:04:09: durchaus eine Hilfe, jemanden dazu haben, der weiß, was passiert. Heute ist zum Glück alles

00:04:16: anders und alles total traumhaft durch organisiert und jede Frau ist optimal betreut, oder? Zum

00:04:22: Beispiel in Deutschland. Grundsätzlich stimmt das natürlich praktischerweise oft auch nicht.

00:04:29: Wo klaffen da Theorie oder Gesetz und Realität auseinander? Also in der Theorie ist es wie zum

00:04:35: Beispiel auch mit dem Kitaplatz, in der Theorie hat jeder Anspruch auf den Kitaplatz in der Praxis,

00:04:39: klappt das einfach sogar nicht und so ist es natürlich auch bei uns. Also wenn man sich nicht

00:04:43: frühzeitig um eine Hebamme kümmert, hat man vielleicht das große Pech keine mehr zu bekommen.

00:04:48: Das ist natürlich schon ein Problem. Mit frühzeitig meinen wir tatsächlich, dass manche Frauen sich

00:04:53: bei uns melden, die gerade mal einen positiven Schwangerschafts-Test haben oder wo es vielleicht

00:04:58: nicht mal der Partner weiß, also die uns dann direkt kontaktieren und das ist natürlich einfach ein

00:05:04: großes Problem geworden, wenn man eben da nicht frühzeitig anfängt zu suchen. Sie sind selbstständige

00:05:09: Hebamme und haben da eigene Praxis, ne? Genau. In welchen Phasen betreuen Sie da die Frauen? Also was

00:05:14: machen Sie? Welchen Teil der Schwangerschaftsgeburtversorgung denken Sie ab? Wir machen alles

00:05:20: außer Geburtshilfe, also das heißt wir begleiten in der Schwangerschaft, also diese sogenannten

00:05:26: Vorsorgeuntersuchungen, die alle vier Wochen bei einer Schwangeren Stadt finden, die machen,

00:05:32: also die Frauenärzte auch übernehmen können wir aber vom Prinzip genau so machen. Falls irgendwelche

00:05:37: Probleme auftreten oder Beschwerden da sind, können wir da natürlich auch begleiten. Das heißt man

00:05:42: kann auch zwischendurch mal gar nicht immer sagen, hey, da zwickt es. Richtig, das muss natürlich

00:05:46: nicht immer der normale Check-up sein, sondern tatsächlich einfach, wenn irgendwas ist oder

00:05:50: auch einfach Probleme da sind oder die Frau einfach mal sprechen möchte oder die Paare. Da

00:05:55: natürlich die ganzen klassischen Kurse, Geburtsvorbereitung, dann bieten wir ein Esselhilfe-Kurs

00:06:00: für Kinder an, der ist auch ganz toll und Pilates-Joga, also ziemlich alles eigentlich, also unser

00:06:07: Ansatz war so ein bisschen ganzheitlich und das rund um Paket wollten wir, weil wir unser Traum

00:06:12: wollten wir anbieten. Wie ist es, Sie sind näher zusammen? Genau, wir sind eine Praxisgemeinschaft,

00:06:18: nenne ich es jetzt mal mit einigen Hebammen mittlerweile, also wir sind ja, wir wachsen stetig,

00:06:23: das ist das Tolle und sind jetzt bestimmt acht Hebammen. Wir haben unsere Praxispartner noch,

00:06:29: unsere Kooperationspartner, also genau das meine ich mit wir, dass ich das nicht alles alleine mache,

00:06:33: ja. Das würde ich nicht schaffen. Und das war jetzt alles vor der Geburt? Genau. Nach der Geburt

00:06:37: sind die Frauen dann wieder, die versorgen sie dann schon auch noch? Richtig, genau, zur Geburt

00:06:41: selbst gehen sie dann eben in die Klinik oder ins Geburtshaus. Das machen sie nicht. Das machen

00:06:45: wir nicht, da sind wir nicht dabei und dann kommen wir direkt wieder, wenn sie die Klinik verlassen,

00:06:49: genau und dann betreuen wir eben erst mal regulär bis zwölf Wochen nach Geburt bzw. können wir

00:06:54: ja auch bis zum ersten Lebensjahr der Kinder betreuen oder begleiten. Wenn irgendwelche Voraussetzungen

00:07:00: erfüllen sind, oder? Gar nicht unbedingt. Viele Themen kommen ja dann doch noch auf einen zu,

00:07:05: also es hört ja dann nicht auf mit zwölf Wochen nach Geburt und gut ist, sondern es gibt noch bis

00:07:10: 17, 18, 35 weiter. Und das sowieso, genau, es gibt natürlich noch viel mehr Sorgen, Problemchen

00:07:18: in Anfangsstrichen. Ob es das erste Zahn ist, dann kommt da Unsicherheit auf, ob es dann natürlich

00:07:23: dann in die Brei-Einführung geht, also in die Bikostberatung. Da melden sich sehr, sehr viele

00:07:28: bei uns. Dann gibt es viel auch mit natürlich irgendwie Schlafthemen in irgendeiner Form,

00:07:34: dass sie sich da noch mal Tipps holen wollen. Genau, das ist ja das, auf das einem niemand

00:07:38: vorbereiten kann, wie sich Schlaf in Zug anfühlt. Genau, und wie auch jedes Kind das natürlich

00:07:44: anders braucht und handhaft. Also da gibt es natürlich ganz, ganz viel zu, natürlich dann auch

00:07:49: vielleicht die eine oder andere Erkrankung oder Probleme, wo man jetzt also in Richtung,

00:07:53: dass sie massiv schreien oder weil irgendwas im Argen ist bei den Kleinen. Das belastet natürlich

00:07:58: auch eine Familie. Also und dann eben ein echtes Rund um sorglos Paket im wahrsten Sinne des

00:08:05: Wortes. Also alles, was so im ersten Jahr entsteht, also es ist natürlich schwer zu pauschalisieren,

00:08:09: die eine oder andere Hebamme hat jetzt nicht für alles die eine Ausbildung. Es ist natürlich immer

00:08:14: so ein bisschen individuell, wer welcher Expertise hat. Genau, also da sind wir auch zum Beispiel

00:08:18: in unserer Praxis auch unterschiedlich, unterschiedlich ausgebildet aufgestellt. Jeder hat Themenbereiche,

00:08:23: die ein mehr oder weniger beschäftigen, vielleicht auch privat schon beschäftigt haben und daher

00:08:27: kommt das so ein bisschen. Wie viele Frauen können sie denn gleichzeitig quasi betreuen? Also wie

00:08:30: viele Schwangere oder wie viele Patientinnen, Klientinnen, wie nennen sie die? Ja, das ist auch

00:08:37: mein Kanzel ja nicht. Richtig, genau. Also eigentlich sind das keine Patienten. Es sind eigentlich, ja,

00:08:43: Klientinnen. Wir sagen oft einfach, unsere Frauen, ganz einfach. Genau, aber es rutscht einem schon hier

00:08:52: und da die Patientin raus, weil das ja natürlich so ein bisschen aus der Klinik kommt. Und wie viele

00:08:57: haben sie da gleichzeitig? Also das ist auch total unterschiedlich. Ich persönlich nehme

00:09:01: Monat ungefähr acht Frauen an. Das klingt erstmal gar nicht so viel, aber das ist schon gar nicht

00:09:08: wenig, dadurch dass ich ja selber eigentlich in Teilzeit arbeiten müsste, weil ich ja auch noch

00:09:13: eigene Kinder habe, die dann auch irgendwann abgeholt werden müssen aus Kindergarten und

00:09:18: Hort. Ist der Tag einfach schon getaktet und acht Frauen im Monat anzunehmen bedeutet ja auch,

00:09:24: ich hatte ja gerade schon gesagt, dass wir zwölf Wochen betreuen, dass sich das natürlich

00:09:27: überlappt. Also nicht jede Frau entbindet an dem Tag, der Mutterpass steht, sondern das kann

00:09:33: sich mal ein bisschen überziehen oder früher sein. Dann habe ich ja noch die Frauen vom Monat

00:09:37: davor. Das heißt, die haben dann auch mal später entbunden und dann kommen sie in den anderen

00:09:41: Monaten mit rein und dann noch die Frauen, die ich einfach eben auch in der Schwangerschaft begleite.

00:09:45: Das heißt, dass ich manchmal gar nicht vormittag aus der Praxis komme, also los komme, um die

00:09:50: Nachsorgen oder das Wochenbett, also die Betreuung anzufahren und dann ist eben, wenn man jetzt

00:09:55: sagt, ich komme um zwölf, ein Uhr aus der Praxis erst raus, ist bis vier Uhr gar nicht mehr viel

00:10:00: Zeit und dann ist es doch schon viel. Ist das doch nicht mehr die Teilzeitstelle? Richtig. Wie

00:10:06: viele Frauen müssen Sie abweisen, die anrufen? Also es gab eine Zeit, da haben wir bestimmt 50 Frauen

00:10:12: im Monat abgewiesen. Wahnsinn. Wie geht es Ihnen damit? Also ja, das fühlt sich total schlecht an.

00:10:18: Manche Frauen bieten uns an, dass sie uns ein Taxi bezahlen. Also wir kriegen da wirklich auch

00:10:25: teilweise diverse Angebote, dass wir doch kommen oder weil sie doch vielleicht nicht ganz in

00:10:29: unserem Einzugsgebiet leben. Also die Betreuung richtet sich nach dem Einzugsgebiet. Nicht jede

00:10:34: Hebamme schafft es natürlich, zum Beispiel jetzt hier vom Zentrum gesehen, jetzt nach Leim zu fahren.

00:10:38: Das ist einfach zeitlich manchmal nicht drin oder für viele und deswegen haben wir alle so eine

00:10:42: Audeinzugsgebiet und dann kriegen wir teilweise natürlich auch schon Angebote. Ja, ich bezahle

00:10:47: dir da den Transport oder hol dir das Taxi und dann musst du dich gar nicht kümmern. Das ist total

00:10:51: lieber, aber es bricht einem natürlich das Herz, wenn man einfach die Not sieht, die so groß ist. Ja,

00:10:55: klar. Weil Frau braucht einfach ein bisschen Unterstützung in der Zeit. Woran liegt es denn,

00:11:02: dass es zu wenige Hemdbamme gibt? Ich meine, wir sind eine recht reiche Stadt. Es gibt eine ganze

00:11:08: Menge Leute, die hier Kinder bekommen. Eigentlich müsste doch Angebot und Nachfrage sich so ein

00:11:12: bisschen ausgleichen. Woran liegt es, dass das nicht klappt? Das ist eine sehr gute Frage. Also

00:11:17: angeblich gibt es keinen Hebammangel. Also es gibt wohl Berechnungen von unserem Verband mit den

00:11:24: Abschlüssen der, also alljährlichen Abschlüssen der Hebammsstudentinnen für Deutschland und da sind

00:11:31: die Zahlen völlig in Ordnung. Also das war mal eine Zeit lang, dass es tatsächlich irgendwie

00:11:36: auch bewiesnermaßen weniger waren, aber es ist jetzt wohl angeblich. Haben wir da ganz gute Zahlen

00:11:41: von den abgeschlossenen Hebammen? Nur tatsächlich stellt sich uns die Frage, wo sind die dann?

00:11:45: Genau, wo sind die denn dann? Die Frage stellen wir uns alle. Die stellen sich die Kliniken,

00:11:50: die stellen wir uns in den Praxen. Also das weiß keiner. Es weiß niemand, wo die examinierten

00:11:56: Hebammen dann hingehen oder wo die sind. Tatsächlich ist jetzt aber aktuell das Problem, dass wir vor

00:12:02: einem hier in München einen geburten Rückgang von jetzt gerade 17 Prozent haben. Und das ist zum

00:12:06: Beispiel was, was wir tatsächlich merken. Also wir in unserer Praxis haben eine privilegierte

00:12:12: Situation, dass wir einfach mittlerweile, die Zeit war auch mal anders, eben ein gutes Team haben

00:12:17: und einige Hebammen sind. Also auch da haben wir schon mal um unser Überleben gekämpft. Aber das

00:12:23: wird tatsächlich für ein paar Monate im nächsten Jahr nicht genügend Frauen tatsächlich bekommen

00:12:29: haben. Ich kenne die Geschichte auch nur anders. Richtig. Genau, also das ist jetzt tatsächlich

00:12:33: wirklich brandaktuell und wie ich finde dramatisch, das ist deutschlandweit ein Problem. Es betrifft

00:12:39: viele Großstädte. Ich habe ja auch viele Freundinnen, die natürlich Hebammen sind und jetzt nicht

00:12:44: nur in München leben, sondern eben auch verstreut über Deutschland arbeiten und die sagen eben

00:12:49: alle dasselbe. Dass es weniger Geburten gibt. Interessant. Nichtsdestotrotz könnte es sein,

00:12:54: dass diese Hebammen, die ausgebildet wurden, sind und im Nirwana verschwinden, einfach als was

00:12:59: anderes arbeiten, weil die Arbeitsbedingungen anders sind, als man sich das vorher vorstellt.

00:13:04: Also das kann ich mir zum einen vorstellen. Von ein paar weiß ich auch, dass die dann vielleicht

00:13:08: noch weiter studieren oder irgendeinen Gesundheits, was auch immer drauf setzen auf das Hebamtsstudium.

00:13:15: Aber ja, dass die dann nach dem Hebamtsstudium noch mal was völlig anderes machen, also Architekten

00:13:22: könnte sein, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Weil Sie haben ja durchaus einige Probleme.

00:13:31: Man hat ja in den letzten Jahren mitbekommen, dass die Hebammen auch auf die Straße gegangen sind

00:13:35: und da ging es irgendwie um diese Haftpflichtversicherung. Aber das ist glaube ich nicht Ihr einziges Problem.

00:13:42: Also vielleicht können Sie einfach mal erzählen, wie funktioniert das denn eigentlich mit der Bezahlung?

00:13:47: Also Sie haben ja gerade eine riesen Latteanleistung aufgezählt. Wer bezahlt Sie dafür und wie

00:13:53: kommen Sie an das Geld dann ran? Die Krankenkassen bezahlen uns dafür. Setzt voraus, dass die Hebamme

00:13:58: mit den Krankenkassen einen Vertrag abgeschlossen hat. Also der nennt sich GKV-Spitznennverband.

00:14:04: Und dann gibt es natürlich Hebammen, die dort nicht gemeldet sind und also die dort keinen Vertrag haben.

00:14:09: Die dürfen dann natürlich auch nicht mit den Krankenkassen abrechnen. Die lassen sich dann alles privat sein.

00:14:13: Das ist aber ein kleinerer Teil. Die meisten Hebammen arbeiten natürlich so, dass sie eben mit den Krankenkassen

00:14:18: abrechnen, weil das natürlich für die Frauen dann nichts kostet. Also das hat natürlich den Vorteil.

00:14:23: Ist ja total klar. Jetzt ist es aber so, dass der Rahmenvertrag mit dem wir abrechnen dürfen.

00:14:27: Also es ist natürlich nicht so, dass ich jetzt sagen kann, ah ja, heute ist besonders anstrengend gewesen,

00:14:31: weil Frau Müller da muss ich jetzt unbedingt mal 100 Euro abrechnen, sondern dass wir natürlich

00:14:38: vorgegebene Ziffern haben und dahinter stehen natürlich Zahlen. Und die liegen zum Beispiel

00:14:42: bei einem Hausbesuch, also nachdem die Frau ihm aus der Klinik nach Hause geht, finden ja eben diese

00:14:47: Hausbesuche statt im Wochenbett und da kriegen wir aktuell noch ein paar Schale von circa 40 Euro 38.

00:14:54: Circa finde ich gut bei 38. Also wir haben 5 Prozent Erhöhung bekommen vor ein paar Monaten,

00:15:01: weil wir ja so lange jetzt schon in den Vertragsverhandlungen stecken. Also der Hebammenverband mit dem GKV.

00:15:06: Und deswegen haben die uns jetzt sozusagen kleines Zucker hingeworfen.

00:15:09: Diese 5 Prozent werden dann aber natürlich wieder untergenommen. Also eigentlich ursprünglich

00:15:15: haben wir gestartet mit 38, paar Zagwetschte. Und die Verhandlungen müssen wir noch mal kurz sagen,

00:15:20: wie lange dauern die jetzt schon? Die gehen jetzt schon sieben Jahre. Okay, nun mal so als kleine

00:15:25: Zahl am Rande fand ich ganz interessant. Also 40 Euro rund für ein Hausbesuch und da ist es dann total

00:15:29: legal. Die Arbeit, die dann bei diesem Hausbesuch ansteht, das kann also sein, dass das Kind

00:15:35: gut gewickelt ist, schläft, fleißig trinkt und Mutter irgendwie nur noch seelig vor sich hin

00:15:41: schwebt. Es kann aber auch sein, dass das Kind einen wunderen Popo hat, nicht durchschläft und die

00:15:45: Mutter irgendwie Probleme beim Stillen hat. Absolut. Das ist auch eher also die Regel, also gar nicht,

00:15:52: dass es Probleme gibt, sondern einfach, also ist es mal durchgerechnet worden, dass ein Hausbesuch

00:15:56: für uns in Anführungsstrichen lukrativ ist, wenn wir in etwa 20 Minuten bleiben, 20, 25 Minuten.

00:16:03: Und das ist eben genau gerade in den Anfängen und in den ersten Tagen überhaupt nicht abzubilden.

00:16:08: Selbst wenn ein Kind kuscheln bei der Mama im Bett liegt und selig schläft, ist es vor allem

00:16:13: beim ersten Hausbesuch, so dass man sich natürlich immer erst mal das Kind auch im Ganzen anschaut.

00:16:16: Das heißt, es ist natürlich wickelt oder auszieht. Einmal alles von Kopf bis Fuß nochmal checked.

00:16:22: Natürlich bei der Frau gibt es auch ein paar Dinge, die angeguckt werden müssen. Da gibt es ja

00:16:28: natürlich auch ein paar Themen eben nach Geburt, die müssen kontrolliert werden und das auch an der

00:16:33: Frau. Und dann gibt es in der Regel so viele Fragen, gerade wenn es das erste Kind ist. Da sind erst mal

00:16:40: schon Minimum 45 Minuten, bevor ich überhaupt das Kind gesehen habe. Also, weil einfach 1000

00:16:48: Fragen auftauchen. Ich meine, Mutter und Kind müssen sich erstmal eingroven, sich kennenlernen und

00:16:53: da fragt man sich natürlich oder Frau sich natürlich ist das normal. Also das ist, glaube ich,

00:16:57: die Frage, die irgendwie am häufigsten gestellt wird, ist das normal, das Kind, das macht,

00:17:01: das macht, das macht oder mein Körper, das macht, das macht, das macht. Richtig. Ich werde auch immer

00:17:06: dafür verabholt, dass ich ganz oft sage, ja, das ist normal. Das ist ein anderes Satz. Das anderes will

00:17:14: Frau doch auch gar nicht richtig. Genau. Und bin ich doch entspannt. Total. Und mein Zusatz ist auch

00:17:18: immer normal, ist in dem Fall total gut und das, was wir wollen. Jetzt sind Sie selbstständig gehebt,

00:17:25: aber in dieser Praxis. Das heißt, Sie müssen auch den ganzen Papierkram und die Abrechnung

00:17:29: machen. Das müsste man ja eigentlich auch noch in die Arbeitszeit mit rein rechnen. Absolut.

00:17:32: Genau. Dann haben wir ja auch, also Qualitätsmanagement, das QM ist uns ja jetzt auch noch auferlegt worden.

00:17:38: Das heißt, dass wir sozusagen vor allem in der Praxis natürlich alle unter einem

00:17:42: Qualitätssiegel arbeiten. Dann muss man das natürlich auch ja erst mal festlegen. Also was ist

00:17:48: unser Standard? Also diese Standards müssen wir natürlich dann erst mal schreiben und gerade

00:17:52: für eine Praxis mit mehreren ist das natürlich noch mal komplexer als wenn ich jetzt meine

00:17:56: eigenen Standards schreibe. Also das fängt an von wie gestalte ich den Hausbesuch, das sind

00:18:01: Kleinigkeiten, Baby Baden. Also das geht ja bis ins kleinste Detail für all. Das muss ich Standards

00:18:05: schreiben und das ist hochkomplex. Beziehungsweise auch einfach unfassbar viel Arbeit. Da sind wir

00:18:12: eigentlich wenig bis gar nicht unterstützt worden. Ist aber eben eine Voraussetzung. Voraussetzung für

00:18:16: was? Also das ist uns jetzt auferlegt worden, dass wir ein QM führen müssen. Das wird kontrolliert.

00:18:21: Also sonst dürfen wir nicht arbeiten. Genau. Also es könnte uns drohen und das hat vielen auch echt

00:18:29: Probleme bereitet, was ich so bei den Kolleginnen mitbekommen habe. Und genau. Also dann zählt

00:18:33: natürlich mit rein die Abrechnung, die Dokumentation überhaupt, das ganze Narrabeiten. Das ist

00:18:39: angeblich alles mit drin. Aber de facto ist das natürlich nicht der Fall. Also wie oft sitze

00:18:45: ich, wenn ich um vier meine Kinder geholt habe, fange ich sozusagen nochmal an Nacht zu arbeiten.

00:18:50: Muss ich mir jetzt beantworten, abtelefonieren. Also meine Arbeit hört da nicht auf. Jetzt sind

00:18:57: Sie selbstständige Hebamme. Es gibt aber auch Leute, die in den Kliniken arbeiten. Das sind dann

00:19:01: die, die tatsächlich bei den Geburten dabei sind. Genau. Wie ist es bei denen? Kriegen die

00:19:06: Stundenlohn? Haben die sich da eingemietet oder wie ist es? In der Vergangenheit gab es einfach

00:19:11: Verträge mit den Kliniken. Ganz normal, wie man es kennt. Arbeitverträge. Genau. Und richtig

00:19:17: Schichtdienst ist in der Klinik immer Voraussetzung. Wir haben doch ein Kinderheim. Nicht nur

00:19:21: nicht an Start-Uhm, sondern auch nicht an die Uhrzeit. Jetzt ist es aber so, dass da auch eben

00:19:26: ein großer Wandel stattfindet und die meisten Hebammen, also vor allem in München, die meisten

00:19:30: Hebammen nicht mehr angestellt sind, sondern auch frei beruflich dort arbeiten. Das hatte

00:19:35: natürlich eine große Umstrukturierung zur Folge. Also wir haben ja als alle nicht BWL studiert.

00:19:41: Genau. Ich stelle mir das auch gerade vor, diese ganzen Qualitätsmanagement und Anträge.

00:19:48: Absolut. Wir hatten auch das Fach nicht in der Ausbildung. Also als es noch eine Ausbildung

00:19:52: war, das ist jetzt heute wahrscheinlich ein bisschen anders, aber auch jetzt nicht mehr.

00:19:56: Das bedeutet, die mussten sich zu der Zeit, als die Klinik eben beschlossen hatte, okay,

00:20:00: ihr werdet jetzt hier selbstständig irgendwie zusammensetzen und gucken, okay, wie können

00:20:04: wir das machen? Also da gibt es jetzt eben auch nicht so Standard-Alträge oder so was. Das

00:20:09: ist so hoch, wo man sich hinwendet. Geht mir mal so einen Vordruck. Sondern muss das sich

00:20:13: das natürlich zusammensuchen bei diversen Anlaufstellen. Und das war natürlich für

00:20:17: viele ein Problem. Und wie machen wir das? Pull-Abrechnung, wie funktioniert das? Also

00:20:22: da gab es natürlich viele, viele Startschwierigkeiten. Pull-Abrechnung, okay. Genau. Vom Hebammen-Pull.

00:20:27: Genau, dass man so eine Sammel-Abrechnung macht. Also das ist ja hochkomplex. Also wenn jetzt

00:20:32: irgendwie, ich sag jetzt mal, 60 Hebammen in einem Team in der Klinik sind, in einer großen

00:20:37: die Clinic, im A-Level House.

00:20:39: Ich stelle mir das, also ich finde es in unserer Praxis schon komplex und viel Arbeit.

00:20:42: Und wir sind eben, wie gesagt, zehn.

00:20:44: Sie haben irgendwie im Vorgespräch gesagt, auch so eine Geburt wird pauschal verbietet,

00:20:48: oder?

00:20:49: Also ich meine, die eine Geburt ist nach einer Stunde, zwei Stunden vorbei und die andere

00:20:53: nach zwei Tagen.

00:20:54: Richtig, genau.

00:20:55: Also, nahe nicht ganz pauschal, das richtet sich so ein bisschen nach, also ein paar Posten,

00:21:00: die da mit rein spielen.

00:21:01: Also, zum Beispiel ist eine Wien-Begleitung einfach über Hilfe bei Beschwerden abzurechnen.

00:21:05: So heißt der Posten.

00:21:06: Und da gibt es natürlich eben auch wieder eine Ziffer hinter und eine Zahl in Euro,

00:21:11: aber die ist nicht wirklich hoch und die geht dann in einem Viertelstunden-Takt.

00:21:14: Und dann kommt natürlich, je nachdem, was zusammen, also die Geburt selbst ist nicht

00:21:20: jetzt nur so die eine Geburt und dafür gibt es jetzt 114 Euro, sondern...

00:21:25: Okay.

00:21:26: Nichtsdestotrotz müssen Sie sich um den ganzen Papierkram auch noch kümmern und kriegen

00:21:31: nicht einfach ihr Geld für die Stunde, die Sie die Frauen betreuen.

00:21:36: Also, so könnte man es ja auch rechnen.

00:21:37: Ich kümmere mich eine Stunde um die Frau und dafür kriege ich X Euro, dann wäre es

00:21:42: leichter.

00:21:43: Genau.

00:21:44: Die Klinikhebammen sind dann bei den Geburten dabei, sind aber auch selbstständig.

00:21:47: Sind die dann die Hebammen, die das Problem haben mit diesen Haftpflichtversicherungen,

00:21:51: das hatte ich nämlich irgendwie nicht so ganz verstanden.

00:21:53: Was hat das da mit Aufsicht?

00:21:54: Richtig, genau.

00:21:55: Also die Hebammen, die in der außerklinischen Geburtshilfe arbeiten...

00:21:59: Außerklinisch.

00:22:00: ... bedeutet, also alle, die freiberuflich arbeiten, also eben nicht angestellt sind.

00:22:04: Das betrifft doch auch schon jetzt die Klinikhebammen.

00:22:07: Genau, außerklinisch war dann vielleicht jetzt nicht ganz das perfekte Wort dafür.

00:22:10: Die müssen alle diese Haftpflichtversicherung zahlen.

00:22:13: Genau.

00:22:14: Wie hoch ist die?

00:22:15: Die liegt ja in etwa bei ein bisschen mehr als 13, 14.000 Euro.

00:22:19: Im Jahr.

00:22:20: Im Jahr.

00:22:21: Also es sind ungefähr, je nachdem mit dem man einen Vertrag abgeschossen hat, das sind

00:22:26: so 1.300 Euro im Monat.

00:22:28: Wow.

00:22:29: Die muss man auch erst mal bekommen.

00:22:30: Die muss man erst mal bekommen.

00:22:32: Dann ist es auch so, dass man eben in Vorleistung gehen muss.

00:22:35: Man kann das sozusagen...

00:22:36: Aber man kriegt was zurück davon.

00:22:38: Genau.

00:22:39: Man kann es sozusagen zurück fordern, also bis zu 70, 75 Prozent werden wohl erstattet,

00:22:44: aber dieser Prozess ist...

00:22:45: Vom Stadtern oder vom Hochkomplex.

00:22:47: Vom...

00:22:48: Von den Krankenkassen.

00:22:49: Von den Krankenkassen, okay.

00:22:51: Genau, der Prozess aber dahin ist relativ komplex.

00:22:54: Also da muss man einige Nachweise liefern, alles in Detail, auch wieder quittieren, Nachweisen

00:23:00: vorzeigen.

00:23:01: Und das dauert dann natürlich auch wieder ein paar Monate unter Umständen.

00:23:05: Und dann ist es eben genau das Problem, dass man in Vorleistung gehen muss.

00:23:08: Und das sind mal eben 1.000 Euro.

00:23:11: Und damit ist es ja aber nicht getan, womit freiberufliche Hebammen so in Vorleistung

00:23:14: gehen, sondern wir haben ja immer noch unsere...

00:23:16: Also Krankenkassenbeiträge, also unser Netto sozusagen.

00:23:20: Und dann noch die Steuerrücklage, das kommt ja alles noch mit on top.

00:23:23: Das darf man nicht vergessen.

00:23:24: Also zum Beispiel in meinem Fall, ich mache ja keine Geburtshilfe.

00:23:27: Aber bei mir sind es knapp 2.500 Euro, die einfach mal für Krankenhassen und Rentenversicherung

00:23:34: abgezogen werden.

00:23:35: Und dann ist meine Steuerrücklage aber noch nicht drauf.

00:23:38: Also das heißt...

00:23:39: Das, was die zur Seite liegen, dann muss sie noch an Steuern zahlen.

00:23:42: Genau, aber ich habe ja Steuervorauszahlungen zu leisten, haben wir alle.

00:23:46: Und dafür muss ich natürlich auch monatlich von meinem Gehalt Rücklagen schaffen.

00:23:50: Und das heißt, es sind einfach mal eben so gute 3-4.000 Euro, die weg sind.

00:23:54: Und die muss man erstmal verdienen.

00:23:56: Ja.

00:23:57: Und die Miete für eine Praxis ist wahrscheinlich in München auch...

00:24:00: Genau.

00:24:01: Nicht so einen Portokosten.

00:24:03: Topf.

00:24:04: Absolut, richtig, genau.

00:24:06: Also eine Menge Geld, die man erstmal reinbekommen muss, das abrechnen ist total schwierig.

00:24:10: Sie sind dabei bei einer Aktion, die heißt Hebammen, Protest.

00:24:14: Was ist das?

00:24:16: Was machen Sie da?

00:24:17: Was fordern Sie da?

00:24:18: Genau, wir haben uns im Mai gegründet und sind total zusammengewürfelt Hebammen, die

00:24:23: in ganz Deutschland vertreten sind.

00:24:25: Wir waren am Anfang eine Gruppierung und haben uns ja relativ schnell "Höbern Protest"

00:24:31: genannt und wollen eben genau dafür kämpfen, dass wir eben mit unseren Problemen sichtbar

00:24:39: werden, dass wir laut werden, dass die Politik sich unseren Problem vielleicht annimmt,

00:24:46: genau dass der Verband vielleicht mehr Druck bekommt, dass eben auch gerade diese Vertragsverhandlungen

00:24:50: jetzt schneller vorhanden streiten.

00:24:53: Noch mal kurz wieder reingeworfen, diese Zahl.

00:24:56: Richtig.

00:24:57: Sie sind ein bisschen ungeduldig aus, wenn ich das sage.

00:25:01: Und genau aus dem Grund haben wir eben gesagt, so geht es nicht mehr weiter und sind jetzt

00:25:07: mittlerweile dabei, ein Verein zu werden.

00:25:09: Was genau machen Sie da?

00:25:11: Also was sind die Forderungen erstmal?

00:25:13: Also die Hauptforderung ist tatsächlich einfach mehr Geld.

00:25:17: Also das klingt natürlich jetzt so ein bisschen platt, aber wir haben gerade, glaube ich,

00:25:21: alle verstanden, warum.

00:25:22: Aber genau, uns ist auch bewusst, dass jeder irgendwie mehr Geld möchte.

00:25:27: Das ist völlig klar.

00:25:28: Aber wenn man einfach mit unterschiedlichen Berufsgruppen vergleicht, vor allem die gerade

00:25:32: nicht unbedingt im Gesundheitswesen arbeiten, also ob es der Handwerker ist, der Elektriker,

00:25:38: der irgendwie für eine Spielmaschine Reparatur vorbeikommt, was auch richtig toll ist, aber

00:25:43: wo man mal eben, ohne dass er was getan hat, 150 Euro Zeit.

00:25:46: Nur für die Anfahrt, genau.

00:25:47: Nur für die Anfahrt.

00:25:48: Das klingt wie für die Anfahrt?

00:25:49: Na ja gar nichts, weil wir kriegen gerne Pauschale.

00:25:52: Und die, wie ich ja schon gesagt hatte, die ist im Netto für ca. 10 Euro.

00:25:58: Also wenn man alle Kosten abrechnet, bleiben die für den Hausbesuch 10 Euro.

00:26:02: Richtig, genau.

00:26:03: Und da gibt es eben nichts mit Großanfahrtspauschale.

00:26:06: Also wir kriegen ein bisschen Wegegeld, aber das ist lächerlich.

00:26:08: Ungefähr 80, 90 Cent pro Kilometer.

00:26:11: Was jetzt in der Großstadt nichts bringt, weil die Wege kurz sind, aber dafür verstopft.

00:26:17: Korrekt, an einem langen Tag, wenn ich viele Hausbesuche habe, habe ich vielleicht 5 Kilometer

00:26:21: gefahren, war aber bei 7 Nachsäulen.

00:26:24: Und in 3 U-Bahnen?

00:26:26: Nicht zu erwähnen, richtig.

00:26:28: Oder so?

00:26:29: Oder mit dem Auto unterwegs?

00:26:30: Fahrrad, genau, richtig.

00:26:31: Fand es in meinem Fahrrad?

00:26:32: Es kommt drauf an.

00:26:33: Hilft.

00:26:34: Ich denke, ich bin ein schön wetter Fahrer, sonst zum Auto.

00:26:37: Genau, und das ist halt einfach zum Beispiel das große Problem, dass wir natürlich schon

00:26:40: sagen, okay, wir sehen da den Auftrag, wir haben eine krasse Verantwortung für Mutter und Kind.

00:26:45: Das kann ja teilweise auch um gesundheitliche Probleme gehen, es ist teilweise auch wirklich

00:26:50: unter Umständen lebensbedrohlich und jetzt gar nicht nur bei der Geburt selbst, sondern

00:26:55: auch hinterher gibt es Dinge, wenn man die nicht erkennt.

00:26:58: Das ist nicht ohne, das kann bei einem Kind zu einem Hirnstein kommen.

00:27:02: Also dafür 10 Euro zu bekommen steht in keiner Relation.

00:27:07: Kann es zum Hirnstein kommen, wenn was?

00:27:09: Wenn zum Beispiel ein Kind eine neugeborene Gelbsucht entwickelt und die nicht erkannt wird.

00:27:14: Genau, also so was, was relativ häufig vorkommt, was Frau wahrscheinlich nicht erkennt, sondern

00:27:19: du denkst, es sieht doch ganz rosig aus.

00:27:21: Genau, oder eben hat einen guten Tor, aber passt schon, genau, wenn man zu sehr drinsteckt

00:27:25: und das ist das eigene Kind, das hat mich damals selbst betroffen bei meinem Kind, dann

00:27:29: denkt man, ja, ist ein bisschen gelb, aber das passt schon.

00:27:32: Und dann kam zum Glück meine Freundin und hat gesagt, oh, die ist aber sehr orange.

00:27:38: Okay.

00:27:39: Das ist natürlich klar wieder, man ist dann zu subjektiv als Mama.

00:27:43: Und dann ist es eine selektive Wahrnehmung.

00:27:45: Genau.

00:27:46: Also das ist eine Verantwortung, die sie haben.

00:27:49: Da waren wir jetzt gerade ein bisschen abgeschwerfen, weil ich unterbrochen hatte.

00:27:51: Also das ist eine Verantwortung.

00:27:53: Wenn das nicht erkannt wird, dann kann es richtig gefährlich werden und das wird nicht entsprechend

00:27:56: honoriert.

00:27:57: Absolut.

00:27:58: Und auch die Rufbereitschaft, in der wir ja schon auch viel arbeiten.

00:28:02: Am Wochenende, wenn es nötig ist, müssen wir da Hausbesuche machen.

00:28:05: Also wie oft ich bei meiner Familie nicht dabei sein kann oder sagen muss, ja, ich komme

00:28:10: später oder fahr schon mal vor oder was auch immer, um natürlich zu gucken, okay, passt

00:28:15: da alles, um genau eben aufgrund dieser Verantwortung auch für mich sagen zu können.

00:28:20: Natürlich habe ich das alles abgecheckt.

00:28:21: Also es ist ja auch einfach eine rechtliche Absicherung.

00:28:23: Wenn dann nachher dann irgendwas wäre, heißt es natürlich ja, die Hebamme waren nicht da

00:28:27: oder hat es nicht erkannt.

00:28:29: Und das hat man immer am Hinterkopf.

00:28:31: Klar, kriegt man dann am Wochenende einen kleinen Zuschlag von paar Euro, aber das

00:28:35: ist nicht der Rede wert.

00:28:36: Also dafür lohnt es sich nicht zu sagen, ja klar, mache ich keine Wochenende Hausbesuche.

00:28:39: Also im Vergleich zu anderen Berufen auf jeden Fall deutlich unterbezahlt.

00:28:42: Kann man so zusammenfassen.

00:28:43: Also wir arbeiten unter Mindestlohn und das für mich ist eine absolute Katastrophe.

00:28:47: Genau.

00:28:48: Für eine Hausbesuche ist ein Witz.

00:28:51: Aber der Protest ist ein bisschen schwierig, weil der Beruf eben so vielfältig ist.

00:28:55: Sie machen ja alle möglichen Jobs quasi, also von Geburtsvorbereitung bis halt wirklich

00:29:01: Diagnostik von irgendwelchen Geschichten, die sich einen Arzt dann anschauen muss, wo

00:29:05: sie ja sehen, hey, das Kind ist ganz schön gelb oder orange.

00:29:08: Genau.

00:29:09: Und da dann irgendwie gemeinsam ein Protest zu formulieren ist gar nicht so einfach, oder?

00:29:14: Nee, das ist tatsächlich gar nicht so einfach.

00:29:17: Vor allem ist das Problem natürlich auch immer, da alle Hebamensboot zu bekommen, weil

00:29:23: wir Hebam sind ja eine sehr spezielle Spezies und sind früher ja auch als Hex.

00:29:30: Richtig.

00:29:31: Und sind daher alles so, ja, ich nenn es jetzt mal Macherinnen, also bedeutet jeder kehrt

00:29:39: aber so ein bisschen vor seiner eigenen Tür und ist selbstständig, organisiert sich, also

00:29:44: ist aber so ein bisschen für sich selbst verantwortlich und macht auch alleine.

00:29:50: Und das ist so ein bisschen auch das Problem, dass wir da eben auch nicht alle erwischen,

00:29:54: also dass viele sagen, na ja, auch jetzt keine Zeit dafür.

00:29:56: Ich mach jetzt.

00:29:57: Genau, das kann ich mir auch noch vorstellen.

00:29:59: Und das auch noch, wie soll ich denn das noch auf die Kette kriegen?

00:30:02: Absolut.

00:30:03: Also das ist auch total nachvollziehbar, aber natürlich auch da der Appell, wir müssen

00:30:07: alle irgendwie an einem Strang ziehen und alle laut werden.

00:30:12: Auf der Straße funktioniert es nicht so ganz, vielleicht ist das auch nicht mehr richtig

00:30:14: zeitgemäß, aber deswegen haben wir natürlich eben auch gesagt damals, wir machen das hauptsächlich

00:30:18: medial, weil jeder von zu Hause irgendwie ein Video schicken kann und da muss man ja

00:30:22: sagen, sind die neuen Medien natürlich toll.

00:30:24: Da haben wir auch wirklich ganz, ganz viele Zuschriften bekommen oder Videos.

00:30:29: Wo die Frauen erzählen, was jetzt wirklich deren konkrete Problematik ist und was sie

00:30:32: fordern.

00:30:33: Genau, richtig.

00:30:34: Und was ganz Lustiges gibt es momentan auch noch auf diesem Account.

00:30:38: Einen Adventskalender oder Adventskranz eigentlich?

00:30:42: Ist es irgendwie 24 Türchen oder vier?

00:30:44: Nee, wir haben 24.

00:30:45: Okay.

00:30:46: Also es ist ein richtiger Adventskalender, der Heber am Protest Adventskalender.

00:30:50: Genau, uns gibt es bei Instagram.

00:30:51: Wir sind auch bei Facebook vertreten und da haben wir jetzt gedacht, wir machen zur Weihnachten

00:30:55: ein Kleiner Adventskalender, aber natürlich mal wieder im Stil des Heber am Protest.

00:30:58: Also das heißt, dass wir jetzt nicht nur irgendwie Baby-Sückchen stricken und Kekse

00:31:04: backen, sondern natürlich immer mit dem Hintergrund laut zu werden und zu sagen und aufzuzeigen.

00:31:09: Hey, auch das machen wir, auch dafür werden wir nicht bezahlt, auch da wird angeprangert.

00:31:14: Und was ganz Süßes habe ich da gesehen.

00:31:17: Also den Link, dahin werden wir auf jeden Fall in die Shownouts stellen, weil da gibt es

00:31:21: auch was ganz Süßes, nämlich die Weihnachtsgeschichte mit Playmobil-Figuren nachgestellt.

00:31:28: Und die Maria hat aber einen so was von Spitzenbauch.

00:31:32: Genau, hat man nicht früher gesagt, spitzer Bauch wird ein Junge.

00:31:37: Ja, genau.

00:31:38: Das ist natürlich ein Gerüchenirglaube, aber in dem Fall war es ja richtig.

00:31:44: Ja, genau, das hat meine Kollegin gemacht.

00:31:46: Also richtig, richtig toll.

00:31:48: Das war viel Arbeit.

00:31:49: Und genau, wir haben die Geburtgeschichte mal ein bisschen neu aufgerollt, in die heutige

00:31:54: Zeit gepackt und anders erzählt.

00:31:56: Wir finden auch, es ist richtig gut geworden und gut gelungen.

00:31:59: Aber es weist vor allem auf eine Petition hin, die Sie gestartet haben, die noch nicht

00:32:06: alle Menschen unterschrieben haben.

00:32:07: Warum eigentlich nicht?

00:32:09: Korrekt.

00:32:10: Die Frage stelle ich mir fast täglich.

00:32:11: Die Petition war so ein bisschen mein Baby.

00:32:13: Wir haben jetzt 250.000 Unterschriften, was richtig, richtig toll ist.

00:32:17: Da sind wir auch furchtbar stolz drauf.

00:32:19: Also danke da auch noch mal an alle Unterzeichnenden.

00:32:21: Aber bei annähernd 84 Millionen Einwohnern in Deutschland bin ich doch enttäuscht, dass

00:32:28: es nicht so richtig vorangeht.

00:32:29: Denn eigentlich würde ich so denken, oder da sind wir der Meinung, Hebammen gehen alle

00:32:33: was an.

00:32:34: Denn jeder von uns Einwohnern hat einen Bezug zur Hebamme.

00:32:39: Es sollte jeden interessieren und angehen, ob es der Opa ist, ob es die Oma ist.

00:32:43: Tante Onkel, vielleicht noch kein Kind, aber trotzdem, die sind selber ja auch mal geboren

00:32:48: worden.

00:32:49: Und von daher stellen wir uns tatsächlich die Frage, wo sind die alle und warum unterzeichnet

00:32:55: dich einfach jeder?

00:32:56: Denn es wäre sehr, sehr, sehr traurig und furchtbar, wenn es uns nicht mehr gäbe.

00:33:01: Aber ist es nicht ein gesellschaftliches Problem, dass man halt wirklich in dem Moment

00:33:06: an Hebammen denkt, in dem Frau selber schwanger ist oder die eigene Frau schwanger ist oder

00:33:11: die Tochter, wo man wirklich eine Schwangere in der Umgebung hat und danach ist es dann

00:33:15: weg.

00:33:16: Total.

00:33:17: Das spielt natürlich ein Stück weit mit rein, dass auch die Paare, die wir betreuen,

00:33:22: natürlich in dieser Zeit, also in dieser Babelleben und dann kommen andere Themen, die dann mehr

00:33:27: am Kopf rumspugen, dann sind wir vielleicht aus den Familien raus und die beschäftigen

00:33:33: sich so langsam mit Kita-Suche.

00:33:35: Schon lange.

00:33:36: Schon lange.

00:33:37: Schule.

00:33:38: Richtig.

00:33:39: Und dann ist es natürlich dann rutschen wir so ein bisschen in den Hintergrund.

00:33:44: Der Mensch ist ja sowieso da so veranlagt und gestrickt, dass er auch da wieder eher

00:33:49: bei sich schaut und die Probleme dann, die Probleme sind in der Situation und sobald

00:33:55: die dann gelöst sind, ist das Thema dann auch schon wieder abgehakt.

00:33:57: Und das ist natürlich ein bisschen traurig und schade.

00:34:00: Aber das ist ja so ein typischer Lebensabschnitt, der einfach Kehrarbeit ist.

00:34:04: Das heißt, es wird nicht bezahlt.

00:34:06: Wird es deshalb vielleicht von der Politik auch nicht gesehen?

00:34:09: Die Wirtschaftsleistung von den Familien, die da gerade ein Kind großziehen, die wird

00:34:13: ja gar nicht gerechnet.

00:34:14: Das ist ein großes Problem.

00:34:16: Also ich bin da 100 Prozent überzeugt, dass das überhaupt nicht gesehen wird und auch

00:34:20: sich keiner mitbefasst und beschäftigt.

00:34:22: Wir leben teilweise immer noch in den alten Systemen.

00:34:24: Die Frau ist zu Hause und kümmert sich um die Kinder.

00:34:27: Auch wir Frauen später, was sie für Probleme haben, alleine bei der Rente, gibt es viele

00:34:34: Themen, die da überhaupt nicht berücksichtigt werden natürlich.

00:34:36: Und ich meine, wie ist es denn, wenn wir kein Kita-Platz bekommen für die Kinder?

00:34:41: Also es muss ja dann jemand zu Hause bleiben.

00:34:43: Irgendwann muss er das Kind betreuen.

00:34:44: Das sind in der Regel ja nicht die Männer.

00:34:46: In der Regel sind das heutzutage.

00:34:48: Es gibt natürlich mittlerweile mehr und das finde ich richtig, richtig toll.

00:34:51: Aber ich würde auch sagen, der Hauptprozentant liegt schon immer noch bei den Frauen.

00:34:55: Ja, auf jeden Fall.

00:34:56: Oder auch wenn der Mann es macht, wird er in der Zeit kein Geld verdienen.

00:34:59: Punkt.

00:35:00: Genau.

00:35:01: Und nicht in die Rentenkasse einzahlen.

00:35:02: Absolut.

00:35:03: Also wenn sie in die Familien kommen, kriegen sie ja wahrscheinlich auch mit, um was sich

00:35:07: die Familien alles so kümmern müssen, was irgendwie, was nicht von Geld gekrönt wird.

00:35:12: Genau.

00:35:13: Also das sind zum Beispiel Themen wie die Kita-Platzuche.

00:35:16: Also das beschäftigt schon die meisten, wenn wir noch irgendwie im Babymassage-Kurs

00:35:19: drüber sprechen.

00:35:20: Das merke ich schon.

00:35:22: Also das fängt so tatsächlich nach 12, 14, 16 Wochen an.

00:35:25: Und das ist natürlich je nachdem, ob die Paare Geschwister haben.

00:35:28: Also das heißt, wenn es da ne größeren Bruder oder ein Schwester gibt, die kommt vielleicht

00:35:31: in die Schule, Hortplatz, dass sich da die Paare drüber sorgen machen, wie es weitergehen

00:35:36: kann.

00:35:37: Das sind alles Themen, die, ja, die wir dann sozusagen mit abfangen, uns die anhören, beraten,

00:35:46: können wir da ja nicht viel, weil ich kann das Problem nicht lösen.

00:35:49: Aber auf jeden Fall, ja.

00:35:51: Sie kriegen auf jeden Fall so viel mit von den Themen, die von der Politik eigentlich

00:35:56: nicht wahrgenommen werden.

00:35:57: Absolut.

00:35:58: Ich glaube, das sind so viele Themen.

00:36:00: Da sollten wir uns nochmal ein bisschen länger drüber unterhalten.

00:36:03: Aber jetzt reden wir schon über eine halbe Stunde.

00:36:06: Ich glaube, das machen wir in einem Monat weiter.

00:36:08: Sehr gerne.

00:36:09: Und jetzt nochmal der dringende Appell.

00:36:12: Was können alle Hörerinnen und Hörer noch tun?

00:36:14: Noch vor Weihnachten am besten?

00:36:16: Uns bei Instagram folgen unsere Petition unterzeichnen.

00:36:19: Auf unserer Homepage wwwhebarnprotest.de findet man alle Verlinkungen ganz, ganz einfach.

00:36:25: Also das wäre das aller, allerbeste.

00:36:28: Und danach Weihnachten feiern, danach ins neue Jahr rutschen und hoffentlich gut.

00:36:34: Wir wünschen auf jeden Fall frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

00:36:37: Und wir verabschieden uns jetzt, nämlich Franziska Junger und Brigitte Strauß.

00:36:42: Und wir sind jetzt beide gespannt, was Michael Wagner der Diözisanpräses der KAB zu diesem

00:36:47: Thema noch zu sagen hat.

00:36:49: Tschüss.

00:36:50: Vielen Dank.

00:36:51: Kapumm, der Denkernstoß mit KAB Diözisanpräses Michael Wagner.

00:36:57: Geburt geht jeden Menschen an.

00:37:01: Jeder Mensch ist ein geborener.

00:37:03: Und Geburt ist meistens mehr als ein gemütlicher Sonntagsspaziergang.

00:37:08: Tatsächlich geht es hier um Leben und Tod.

00:37:12: Nirgendwo sonst im Leben sind Tod und Leben so eng miteinander verbunden wie bei der Geburt.

00:37:19: Nathalität und Mortalität.

00:37:22: Geboren werden und sterben, bilden zwei Seiten ein und derselben Medaille.

00:37:27: Jedes Gebären bedingt immer auch ein Sterben.

00:37:31: Da werde ich in die Welt geboren, zugleich stirbt meine erste Welt.

00:37:36: Ich verlasse meinen ersten Lebensbereich, dem Bauch meiner Mutter.

00:37:41: Unzählige kleine Geburten und Tode begleiten mein Leben.

00:37:45: Ich werde als Schulkind geboren, dafür stirbt das Lebensumfeld meines Kindergartens.

00:37:50: Die Art und Weise, wie die Geburt verläuft, vermarkt mitunter ein Leben lang zu prägen.

00:37:56: Stirbt etwa die Mutter unter der Geburt, entstehen mit Unterschuldgefühle, die das Kind bis ins

00:38:04: hohe Alter nicht bewältigt.

00:38:06: Das Kind macht sich verantwortlich.

00:38:09: Ich lebe, meine Mutter musste dafür sterben.

00:38:12: Mein Menschsein und meine Geburt sind eng miteinander verwoben.

00:38:18: Das ist den biblischen Autoren noch sehr bewusst.

00:38:22: Immer wieder taucht die Geburt in der Bibel auf.

00:38:27: Geburt ist ein Zeichen Gottes, folgert die Schrift.

00:38:32: Mit seiner Macht beschützt und ermöglicht er Leben.

00:38:37: Dass Christus als Kind geboren zur Welt kommt, hat eine tiefe Bedeutung.

00:38:44: Die Umstände seiner Geburt waren alles andere als ideal.

00:38:49: Armut und Flucht prägen sie.

00:38:53: Seine Flucht nach Ägypten zeigt, der Retter muss gerettet werden, um selber retten zu

00:39:00: können.

00:39:01: Diesen Gedanken nimmt der mystiker Meister Eckhardt auf.

00:39:05: Das Bild von der Geburt ist eines seiner Lieblingsbilder.

00:39:10: Für ihn bedeutet Geburt, wie kommt Gott zu mir und wie finde ich zu ihm?

00:39:18: Eckhardt ist sich sicher, Christus will in mir geboren werden.

00:39:23: Er nennt das die Gottesgeburt im Seelengrund.

00:39:28: Christus ist geboren worden, ich muss ihn gebären.

00:39:32: Durch mich kommt Christus auf und in die Welt.

00:39:38: So gesehen könnte man sagen, Gott ist ein ständiger Geburtsvorgang.

00:39:43: Gott ist einer, der ständig gebiert und geboren wird.

00:39:47: Ja, Geburt geht wirklich jeden Menschen an.

00:39:51: Das ist meine Geburt, sie beeinflusst den Laufmann des Lebens.

00:39:55: Zugleich geht es darum, wie Gott durch mich wirksam werden kann.

00:39:59: Das ist bei Leibe keine Nebensächtigkeit.

00:40:03: Gott will wirken in Liebe, Menschlichkeit und Frieden.

00:40:08: Da steht im krassen Widerspruch zum Ego-Kapitalismus.

00:40:12: Der droht mit dem Diktat der knappen Kasse und huldigt dem freien Markt wie einem Gott.

00:40:20: Es ist ein fundamentaler Irrtum, den Menschen nur nach seinem Geld wert zu bestimmen.

00:40:24: Denn der Mensch hat keinen Wert.

00:40:27: Er besitzt eine Würde.

00:40:29: Durch seine Geburt besitzt er eine Würde.

00:40:32: Die Geburt ist wesentlich für jeden Menschen für die Menschlichkeit und die menschliche Gemeinschaft.

00:40:39: Wie ist eine Gesellschaft mit sozialer Gerechtigkeit und Frieden hält?

00:40:44: Ob das Gemeinwohle in ihr geachtet wird, das offenbart sich besonders an der Frage,

00:40:50: wie geht unsere Gesellschaft um mit der Geburt ihrer Menschenkinder?

00:40:55: Das war "Kabumm".

00:40:58: Ein Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung produziert vom St. Michael's Bund.

00:41:03: Wir machen auch Ihren Podcast.

00:41:05: [Musik]

00:41:15: [endlich]

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