Erschweren Smartphone und TikTok den Start ins Berufsleben?

Shownotes

Jugendliche sind für Erwachsene oft unerreichbar. Sie schließen sich in ihr Zimmer ein und kommen nur zum Essen und zum Schulbesuch raus. Ansonsten ist zocken oder chillen angesagt. „Wie sollen die im Leben und in der Arbeitswelt zurechtkommen?“ denken sich besorgte Eltern. Dabei machen die Kids die gleichen Dinge wie vorhergehende Generationen. Nur anders. Das sagt Dominik Schrepfer, Diözesansekretär der CAJ (Christliche Arbeiter Jugend) Bamberg. Und doch stellt er fest: Diese Generation kann es schwerer haben, einige wichtige Kompetenzen für die Arbeitswelt zu erwerben. Verbände wie die CAJ bieten Unterstützung.

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00:00:00: Es gibt ganz viele Jugendliche, die beschreiben das Phänomen, dass sie gefühlt keine Zeit mehr haben,

00:00:04: dass sie den ganzen Tag mit Schule beschäftigt sind und am Wochenende sind sie zu müde, um irgendwas zu unternehmen.

00:00:09: Und das glaube ich durchaus.

00:00:11: Also, dass das jetzt nicht irgendeine Erfindung ist, die Jugendlichen wüssten nicht, was Belastung ist und so weiter,

00:00:16: und die sollen mal alle erwachsen werden, dann wüssten sie, was Belastung ist.

00:00:19: Kriegen sie ja auch gesagt teilweise.

00:00:21: Das ist Hanebüchen der Blödsinn.

00:00:24: Kapumm, der Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung für ein christliches Miteinander in der Arbeitswelt.

00:00:30: Denn Arbeit bewegt Zukunft.

00:00:32: Eltern von Teenager kennen das.

00:00:36: Das Pubertier kommt nur zum Essen und zum Schulbesuch aus seinem Zimmer und ist ansonsten nicht ansprechbar.

00:00:42: Gerne läuft der Computer oder das Kind start aufs Handy, aber es macht ... nichts.

00:00:49: Also, gar nichts.

00:00:51: Wir waren natürlich früher ganz anders.

00:00:53: Wir haben uns mit Freunden getroffen, waren in Vereinen oder haben uns in der katholischen Jugendverbandsarbeit engagiert.

00:01:00: Die Kids heute holt man damit aber nicht mehr aus ihren Höhlen raus.

00:01:04: So ist zumindest der subjektive Eindruck vieler Erwachsener.

00:01:07: Wie sollen die später im Berufsleben nur zurechtkommen, fragen sich viele Eltern.

00:01:12: Einer, der deutlich näher dran ist an den Jugendlichen ist Dominic Schrepfer.

00:01:17: Er ist Diözäsansekretär der Cajot Bamberg und Cajot, wer es nicht weißt, steht für christliche Arbeiterjugend.

00:01:24: Und er ist hier bei mir. Herzlich willkommen.

00:01:26: Hallo.

00:01:27: Die Cajot haben wir hier in den KAB Podcast geholt, weil ihr ja sowas wie der Jugendverband der KAB seid, oder?

00:01:34: Ja, so kann man es tatsächlich salopp sagen.

00:01:37: Offiziell sind das schon zwei Getrennterverbände, aber thematisch ist man sehr ähnlich beieinander.

00:01:43: Nur dass wir eben mehr auf junge Erwachsenen Jugendliche abzielen und die KAB eben eher auf das Erwachsenenpublikum abzielt.

00:01:51: Und damit gibt es einfach Überschneidungen thematischer Natur und dann sind wir so im Volksmund der Jugendverband der KAB.

00:01:59: Das waren ja jetzt eben eine ganze Menge Klischees, die ich da rausgehauen habe.

00:02:03: Ist das jetzt selektive Wahrnehmung aus Sicht einer Pubertiermutter oder ist da was dran?

00:02:09: Also ich würde schon sagen, dass es eine subjektive Sicht ist.

00:02:12: Ich glaube nicht, dass ein Mensch sich wirklich den ganzen Tag langweilen möchte.

00:02:17: Langeweile gehört schon auch dazu.

00:02:19: Aber dass man jetzt sagen kann, die Jugendlichen, die tun nichts, das glaube ich nicht.

00:02:23: Nur das, was sie tun, wahrzunehmen, das ist wahrscheinlich nicht so einfach.

00:02:27: Da müsste man das Handy ausleuchten, da müsste man vielleicht tatsächlich auch mal das Tablet oder den Computer ausleuchten.

00:02:33: Und ich glaube, soweit möchte man als Erwachsener, als Elternteil gar nicht gehen.

00:02:37: Obwohl es vielleicht manchmal schon sinnvoll wäre.

00:02:39: Das, was früher halt am Telefon stattgefunden hat, das findet jetzt halt über WhatsApp statt, per Voice Mail etc.

00:02:45: Natürlich steht die im Austausch mit ihren Freunden.

00:02:47: Manche sind vielleicht tatsächlich auch in der Community drin, die gemeinsam ein Computerspiel zockt.

00:02:51: Das geht ja auch alles online.

00:02:53: Und dann ist man da auch im Regenaustausch.

00:02:55: Da gibt es einen Chat, da gibt es mittlerweile auch über Headsetts etc.

00:02:58: die Möglichkeit direkt im Spiel miteinander zu sprechen, obwohl der eine in München sitzt und der andere in Hamburg zum Beispiel.

00:03:04: Also das sind einfach ganz andere Möglichkeiten als vor 20, 30 Jahren, die man heute zur Verfügung hat.

00:03:09: Was macht das denn mit denen, wenn die den ganzen Tag sich mit Medien voll ballern?

00:03:14: Die sportliche Aktivität, würde ich sagen, geht massiv zurück.

00:03:17: Also ich glaube, das belegen auch Studien in den letzten Jahren schon vor Corona, dass Jugendliche sich viel zu wenig bewegen.

00:03:24: Logisch, wenn ich mein ganzes Leben im Prinzip drinnen veranstalten kann, wenn ich mich gar nicht weiter bewegen muss,

00:03:31: aus meinem Zimmer raus essen, ist im Kühlschrank, trinken vielleicht im Keller oder so.

00:03:36: Und ansonsten kann ich alles von meinem Zimmer aus machen, was ich brauche, was meine sozialen Bedürfnisse abdeckt.

00:03:42: Dann gehe ich entsprechend wenig raus.

00:03:45: Und das ist so ein bisschen auch ein Widerspruch an sich, weil eigentlich junge Erwachsene wiederum sehr stark Wert legen auf ein, ich sage mal, healthy life.

00:03:54: Also auf gesunde Ernährung, auf Bewegung etc.

00:04:00: Und ich glaube, es hängt auch ganz stark von Bildungshintergrund ab, was man dann wirklich mehr macht, ob man sich mehr in der digitalen Welt auffällt

00:04:07: oder ob man doch mehr rausgeht. Je jünger die Leute sind, desto weniger sportlich aktiv sind sie.

00:04:13: Das zumindest zeigt sich auch dadurch, dass sie einfach in ihrer Lebenswelt deutlich leichter digitale Medien nutzen können,

00:04:19: Social Media oder eben auch einfach den Chat beim Zocken über Discord zum Beispiel.

00:04:26: Das geht alles ohne, dass sie mich groß bewegen muss.

00:04:30: Und so einen normalen Bewegungsablauf gehört es ja eigentlich auch, dass ich mal aufstehe zum Kühlschrank, Ehe und so weiter.

00:04:36: Das machen wir ja noch.

00:04:37: Ja, wenn Sie sich es nicht vorher von schreibtisch gestellt haben, was Sie brauchen.

00:04:40: Genau, aber man setzt sich nicht aufs Radel und fährt zum Freund hin, um da wegen meiner auch zusammen Bier zu trinken.

00:04:46: Genau, überhaupt mal rausgehen und tatsächlich vielleicht sich irgendwo an eine Flussufer setzen

00:04:52: und dann mal ein bisschen was es ich in eine Cola zu trinken oder

00:04:57: oder irgendetwas gemeinsam zu machen, Fußball zu spielen oder so was.

00:05:00: Das nimmt ab. Es gibt es aber natürlich doch noch.

00:05:02: Aber je jünger die Leute sind, desto intensiver ist das.

00:05:05: Es gibt schon Jugendliche in jeder Altersklasse, die sagen, ich mag nachmittags meinen Fußball spielen,

00:05:11: ich muss zum Training, das ist mir wichtig.

00:05:13: Aber es gibt auch wirklich viele, die heutzutage eigentlich ihre Aktivitäten mehr drin machen,

00:05:19: die sich mit den besten Serien über Netflix auskennen, die gar nicht mehr wissen,

00:05:23: welcher Fußball bei welchem Verein spielt oder so was.

00:05:25: Das interessiert ihr auch gar nicht mehr so.

00:05:27: Also so dieses Bedürfnis, dass Jugendliche früher hatten, dass sie rausgehen und die Welt entdecken möchten

00:05:32: und da dann auch quasi immer größere Kreise um ihr Elternhaus gezogen haben.

00:05:38: Dieses Bedürfnis denken Sie jetzt, indem sie im World Wide Web oder über andere Kommunikationsmittel unterwegs sind.

00:05:44: Also so vom eigenen Garten erkunden und dann vielleicht in den Wald rausgehen,

00:05:49: meine Eltern wüssten, wo ich überall da rumsprungen bin als Kind.

00:05:52: Darüber reden wir jetzt nicht.

00:05:53: Das würde die wahrscheinlich heute noch beschämen.

00:05:57: Aber ich glaube, bei Kindern ist die Neugierde, die Welt zu erkunden, ist da.

00:06:02: Aber bei Jugendlichen glaube ich, ist einfach die Welt zu erkunden anders gedacht.

00:06:07: Also das ist viel, viel mehr digital statt, weil ich kann mir Länder anschauen,

00:06:11: diese Möglichkeit hatte ich als Kind nicht.

00:06:13: Dass ich mir ein anderes Land anschau, das hätte ich nur mit einem Buch stattfinden können, wo halt Bilder drin sind.

00:06:18: Reiseführer, genau so ein Zublettern.

00:06:20: Zum Beispiel Reiseführer oder auch so ein Sachbuch, wo einfach beschrieben wird, wo welches Tier lebt oder sowas.

00:06:24: Da kann man sich das anschauen.

00:06:26: Und heutzutage hat man einfach ganz andere Möglichkeiten.

00:06:29: Man kann auf YouTube einfach eingeben, Drohnenflug oder was es ist, in 4K.

00:06:34: Und dann kriegt man ein Ultra HD Video, wenn man das entsprechend entgerät hat,

00:06:38: serviert von der Stadt, die tausende Kilometer entfernt liegt.

00:06:42: Und man hat das Gefühl, man ist direkt dort.

00:06:44: Wozu soll man dann auch rausgehen, wenn man dieses Erlebnis auch im Wohnzimmer haben kann?

00:06:48: Ja, zumindest wenn man es nicht mal ausprobiert, wie der Unterschied ist.

00:06:51: Obwohl die meisten Kinder fahren ja mit ihren Eltern schon mal in den Urlaub

00:06:54: und wissen, wie sich andere Länder anfühlen.

00:06:56: Ja, das hat auch zugenommen.

00:06:59: Nur damit wir mal so ein bisschen für unsere Hörer den Eindruck bekommen.

00:07:03: Du bist 35 und warst bis vor fünf Jahren auch Lehrer.

00:07:07: Bis 2018 war ich Lehrer.

00:07:10: Genau, damit wir deine Einschätzung ein bisschen einordnen können.

00:07:13: Genau, also ich habe meine Ausbildung zum Gymnasealärer quasi dann nach 1,5 Jahren abgebrochen

00:07:18: und gesagt, das ist nicht das Richtige für mich.

00:07:21: Das mag ich so nicht weitermachen.

00:07:23: Und dann habe ich quasi den Quereinstieg versucht in Richtung Jugendarbeit

00:07:27: und es hat einfach seine Zeit gedauert, bis das geklappt hat.

00:07:30: Und seit 2019 bin ich bei der CRJ.

00:07:32: Vor allen Dingen, weil du auch mit dem Schulsystem so ein paar Probleme hattest,

00:07:35: da kommen wir gleich nochmal drauf, welche Auswirkungen dieses System nämlich hat.

00:07:38: Aber was mich noch so interessiert ist,

00:07:40: früher haben Eltern ihren Kindern gesagt, häng nicht so viel vor der Glotze.

00:07:45: Ist das der gleiche Effekt, wie heute, wenn Eltern ihren Kindern sagen,

00:07:49: leg mal dieses Handy zur Seite, komm mal aus deinem Zimmer raus?

00:07:53: Ich weiß nicht, ob man das wirklich so pauschal sagen kann.

00:07:57: Weil ich habe dann ganz oft den Eindruck,

00:07:59: gerade wenn ich Eltern kleinerer Kinder anschaue,

00:08:02: ganz oft habe ich den Eindruck, dass es da zwei Lager gibt.

00:08:05: Die einen Eltern, die sagen, zu viel Bildschirmzeit ist nicht gut.

00:08:09: Und die anderen, die dem Kind gerne das Handy in die Hand drücken,

00:08:12: damit sie ruhig gestellt sind.

00:08:14: Also damit sie eigentlich so wirklich salopp gesagt haben,

00:08:16: damit die Kinder nicht nerven.

00:08:18: Oder damit sie es möglichst früh lernen, wird auch oft behauptet.

00:08:21: Aber das hat, also mit Erziehung hat das nichts mehr zu tun.

00:08:24: Also es gibt ja YouTube-Kids.

00:08:27: Das klingt ja erst mal klasse, es ist für Kinder und so.

00:08:30: Aber das wirklich keine Auswahlmöglichkeit gegeben,

00:08:33: dass ein Kind das sieben Jahre ist,

00:08:35: auch wirklich nur Videos anschaut, die für das Alter entsprechend sind.

00:08:38: Du kannst dir allen möglichen Mist anschauen da.

00:08:41: Und wir haben es zum Beispiel, also meine Frau und ich,

00:08:44: haben es unserer Tochter verboten.

00:08:46: Die darf YouTube-Kids nicht nutzen.

00:08:48: Oder nur in eurem Beisern.

00:08:50: Genau, wenn wir wissen, was sie für Videos guckt,

00:08:52: dann darf sie das gucken.

00:08:54: Wenn wir gemerkt haben, dass ihr Verhalten sich davon irgendwie

00:08:56: beeinflussen lässt, dann haben wir ihr das untersagt.

00:08:59: Ich als Mutter habe ja auch so ein bisschen Angst

00:09:01: um die Sozialkompetenz, die Jugendliche ja eigentlich irgendwann mal

00:09:04: entwickeln müssten.

00:09:06: Und wenn die nur so vom Rechner sitzen,

00:09:08: dann setzen sie sich ja auch nicht auseinander.

00:09:10: Also wenn man mit jemandem nicht mehr reden möchte,

00:09:12: dann verschwindet der irgendwann im digitalen Nirwana,

00:09:15: den muss ich nie wieder sehen.

00:09:17: Während echten Menschen könnte man ja immer wieder begegnen.

00:09:20: Also wenn man sich mit einem Schulkumpel fetzt,

00:09:23: dann trifft man den am nächsten Tag in der Schule wieder.

00:09:26: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:29: beeinflussen kann.

00:09:31: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:34: beklagt, dass man sich auch so ein bisschen beeinflussen kann.

00:09:37: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:40: beeinflussen kann.

00:09:42: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:45: beeinflussen kann.

00:09:47: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:50: beeinflussen kann.

00:09:52: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:09:55: beeinflussen kann.

00:09:57: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:00: beeinflussen kann.

00:10:02: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:05: beeinflussen kann.

00:10:07: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:10: beeinflussen kann.

00:10:12: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:15: beeinflussen kann.

00:10:17: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:20: beeinflussen kann.

00:10:22: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:25: beeinflussen kann.

00:10:27: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:30: beeinflussen kann.

00:10:32: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:35: beeinflussen kann.

00:10:37: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:40: beeinflussen kann.

00:10:42: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:45: beeinflussen kann.

00:10:47: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:50: beeinflussen kann.

00:10:52: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:10:55: beeinflussen kann.

00:10:57: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:11:00: beeinflussen kann.

00:11:02: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:11:05: beeinflussen kann.

00:11:07: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:11:10: beeinflussen kann.

00:11:12: Und dann ist es ja auch so, dass man sich auch so ein bisschen

00:11:15: beeinflussen kann.

00:11:17: Also glaube ich, dass das ganz oft gar nicht mit Abneigung

00:11:20: oder sowas zu tun hat, sondern man hängt dann in seinem

00:11:23: Handy fest.

00:11:25: Das ist dann schon so normal, dass man es tatsächlich gar nicht

00:11:28: mehr wahrnimmt, dass da noch jemand sitzt.

00:11:30: Und das kann in ganz vielen Kontexten passieren.

00:11:32: Auch am gemeinsamen Essendstisch in der Familie kann

00:11:35: das passieren.

00:11:37: Also wir haben zum Beispiel daheim die Regel ausgemacht.

00:11:40: Handy weg am Tisch.

00:11:42: Da gibt es kein Handy.

00:11:44: Da kann man dann wieder das machen, worauf man Lust hatte.

00:11:47: Das ist glaube ich schon auch ein ganz zentraler Faktor.

00:11:50: Es ist unheimlich abhängig vom Elternhaus, wie Jugendliche

00:11:53: dann auch letztendlich als Eranwachsende ticken.

00:11:56: Ob sie jetzt ihr Handy ständig in der Hand haben oder ob sie

00:11:59: dann auch in der Lage sind, mit ihren Gesprächen zu führen,

00:12:02: ob sie überhaupt Themen finden und sowas.

00:12:04: Ob man wirklich auf den gemeinsamen Nenner mit seinem Kind

00:12:06: kommt, das hängt ganz stark von dir als Elternteil ab.

00:12:10: Wobei der Einfluss irgendwann nur noch begrenzt ist,

00:12:13: weil die Tür von innen abschließbar ist.

00:12:16: Und Jugendliche dann halt wie gesagt die Welt erkunden

00:12:19: und die halt leider vielleicht nicht mehr vor der Haus

00:12:22: die erkunden.

00:12:24: Ich könnte mir vorstellen, dass da einige Eltern jetzt irgendwie

00:12:27: uns zuhören und denken, die Regel gab es bei uns auch noch

00:12:30: als das Kind 7 war oder mit 7 hatte mein Kind noch gar kein Handy.

00:12:33: Aber mit 14 sieht die Welt dann schon ganz anders aus.

00:12:36: Ja, unsere Tochter hat auch kein Handy, aber da müssen wir

00:12:39: uns selber als Erwachsenen die Pflicht nehmen,

00:12:41: weil wir es dann auch oft am Handy.

00:12:43: Wie leicht kann man denn mal was nachschauen und eine Nachricht lesen?

00:12:46: Aber das heißt mit meiner Angst, dass da ein bisschen die

00:12:49: Sozialkompetenz fehlt, liege ich ganz richtig.

00:12:52: Ja, das würde ich schon so sagen.

00:12:54: Weil die Jugendlichen einfach nicht mehr lernen, miteinander zu reden.

00:12:57: Also miteinander in einem Raum zu interagieren.

00:13:00: Früher hat man sowas ja auch mal in der katholischen Jugendverbandsarbeit

00:13:03: gelernt oder im Fußballverein oder in der Kricke.

00:13:06: In der Jugendarbeit funktioniert das heute aber auch nicht mehr,

00:13:09: weil die Jugendlichen gar nicht mehr erst kommen.

00:13:11: Also es gibt richtig Probleme, Nachwuchsen zu bekommen.

00:13:14: Das kann man flächendeckend so sagen, tatsächlich ganz viele

00:13:17: Vereine und Verbände klagen darüber, dass sie keine Mitglieder

00:13:20: mehr gewinnen.

00:13:21: Da gehört die CRJ eindeutig dazu.

00:13:23: Es gibt zwar einzelne Dürrzusahnenverbände, die Mitglieder

00:13:26: gewinnen.

00:13:27: Es gibt auch einzelne Verbände, die einen Zuwachs verzeichnen können.

00:13:30: Aber ganz viele klagen über dasselbe Problem.

00:13:32: Sie erreichen Jugendlichen nicht mehr, sie gewinnen sie nicht mehr

00:13:35: mit dem Zuwachs.

00:13:36: Es gibt auch viele andere, die auch nicht mehr gewinnen.

00:13:39: Es gibt ja auch viele andere, die einen Zeltlager haben.

00:13:42: Es gibt ja auch viele Zeltlager, die man umsetzen möchte.

00:13:45: Teilweise auch Veranstaltungen, die wirklich Tradition haben,

00:13:48: die jedes Jahr stattfanden, die sind jetzt plötzlich in Gefahr.

00:13:51: Also klassisch Zeltlager oder so was?

00:13:53: Zum Beispiel ja, ganz viele Zeltlager.

00:13:55: Ich glaube, früher gab es weit aus mehr Zeltlager als heute.

00:13:58: Ich meine, vor allen Dingen war das ja das Ding im Jahr.

00:14:01: Es war dann auch so, dass man dann wieder auf die Struktur

00:14:05: und dann wieder in die Struktur reingegrätscht.

00:14:08: Also viele Strukturen sind auch deshalb kaputt gegangen,

00:14:11: weil man zwei Jahre lang gar nichts durfte.

00:14:13: Und das dann wieder aufzubauen ist schwierig.

00:14:15: Weil dann genau diese zwei Jahrgänge fehlen, oder?

00:14:17: Nicht nur wegen der Jahrgänge, sondern einfach auch die Natur

00:14:20: des Menschen spielt uns da auch einen Streich.

00:14:22: Wir sind Bequemlichkeitstiere.

00:14:23: Also sobald wir es bequem haben und wir uns wohlfühlen,

00:14:26: dann wollen wir das auch nicht mehr abgeben.

00:14:28: Und Netflix dann doch attraktiver.

00:14:30: Wobei, dieses Abenteuer ist ja echt unersetzlich eigentlich.

00:14:34: Ich kriege auf jeden Fall immer noch leuchtende Augen,

00:14:36: wenn ich da vor Zeltlager höre.

00:14:38: Ich weiß nicht, was bei dir ist.

00:14:39: Ja, wenn man die Erfahrung kennt, dann würde man das so sagen,

00:14:41: da bin ich mir sehr, sehr sicher, würde das auch jeder Jugendliche

00:14:44: oder nicht jeder, aber die meisten Jugendlichen

00:14:46: würden das sofort bestätigen.

00:14:49: Wenn sie die Erfahrung haben.

00:14:51: Aber die meisten haben die Erfahrung halt dann doch noch nicht gemacht.

00:14:54: Und gerade diese zwei Jahrgänge, die jetzt da von Corona getroffen wurden,

00:14:57: die haben diese Erfahrung nicht machen können,

00:14:59: weil diese Events in dem Alter, wo sie dann mitfahren hätten,

00:15:03: dürfen nicht stattfanden.

00:15:05: Und die kennen jetzt Netflix und Chill,

00:15:08: aber die kennen nicht das Zeltlagern,

00:15:10: was für ein tolles Erlebnis das sein kann.

00:15:12: Und das ist ungefähr so, wie wenn man,

00:15:15: weil man es vorhin von Thema Urlaub und das das zunimmt hatten,

00:15:18: es gibt viele Jugendliche, die kennen Urlaub nicht,

00:15:21: gerade Ausbildungsschwächeren, Schichten oder Sozialschwächeren,

00:15:24: die kennen Urlaub nicht.

00:15:26: Wenn man denen jetzt erklärt, wie toll das ist,

00:15:28: dann glauben die ja in das mit Sicherheit.

00:15:30: Aber sie können selber trotzdem keine Erfahrungen teilen.

00:15:33: Ich meine, sie könnten sich ja anmelden.

00:15:35: Aber diesen Zugang, diese...

00:15:37: Da gehört schon eine Überwindung dazu.

00:15:39: Ja, genau. Also sich dann zu trauen

00:15:41: oder sich in den Hintern zu treten, das dann mal zu machen,

00:15:44: das ist dann wahrscheinlich wirklich schwere Punkt.

00:15:46: Ja, genau. Ich glaube, die Jahrgänge davor

00:15:48: und die Jahrgänge auch, die jetzt quasi die Zeltlage erleben dürfen,

00:15:51: die lernen das jetzt ganz automatisch.

00:15:54: Während die zwei Jahrgänge oder die zwei Jahre,

00:15:56: wo das nicht stattfand,

00:15:58: die Kids, die müssen das wirklich jetzt irgendwie anderweitig lernen.

00:16:02: Und ich glaube, das wird man auch spüren in der Gesellschaft,

00:16:05: dass das nicht so einfach ist, weil einfach nicht jeder gleich lernt.

00:16:08: Und weil einfach Fantasie auch nicht gleichermaßen verteilt wurde.

00:16:12: Das muss man auch glib und glach sagen.

00:16:14: Stimmt.

00:16:15: Aber was macht ihr denn damit trotzdem wieder Jugendliche zu euch kommen?

00:16:18: Ihr habt ja so ein paar Ansätze euch überlegt.

00:16:21: Ja, Notgedrungen muss man sagen,

00:16:23: weil die CERIOT ist ja am Schrumpfen auch in Bamberg ganz massiv.

00:16:26: Auch von der Allerststruktur her sind wir deutlich älter geworden,

00:16:29: als wenn das eigentlich als Jugendverband sein sollte.

00:16:31: Nämlich?

00:16:32: Ich würde sagen, wir gehen auf die 40 zu, tatsächlich.

00:16:35: Also wir haben sehr, sehr viel Mitglieder,

00:16:38: die jetzt so in dem Bereich 30, 40 Jahre sind.

00:16:41: Einige, die im Bereich 20 Jahre sind

00:16:44: und ganz wenige, das kann man an einer Hand abzählen,

00:16:47: tatsächlich, die unter 20 sind.

00:16:49: Und ihr fangst so mit 14 eigentlich an?

00:16:51: Eigentlich ursprünglich war das der Gedanke,

00:16:53: dass man mit 14 anfängt, weil wir sind ja eigentlich ein Verband,

00:16:56: der sich um Jugendliche kümmert, im Übergang von Schule zu Beruf.

00:16:59: Wir sind ein Arbeiterverband.

00:17:01: Und das sind schon die zwei.

00:17:03: Aber letztendlich, auch wenn man sich jetzt Studien anschaut,

00:17:06: zum Thema freiwilliges Engagement,

00:17:08: dann findet man erstens raus,

00:17:10: dass freiwilliges Engagement nach wie vor existiert.

00:17:13: In einer sehr, sehr guten Zahl.

00:17:15: Wir sprechen von 29 Millionen in Deutschland,

00:17:17: die freiwillig tätig sind.

00:17:19: Und gleichzeitig hat man aber auch das Problem,

00:17:22: dass diejenigen, die sich freiwillig engagieren,

00:17:25: dann doch eher aus einer höheren Bildungsschicht kommen.

00:17:28: Also sprich, das sind Gymnasialabsolventen

00:17:30: und das sind Studentinnen, die das machen.

00:17:33: Aber Leute, die jetzt früher der Arbeiterschicht

00:17:36: zugeordnet worden wären,

00:17:38: also die, die tatsächlich sozial eher unten angesiedelt sind,

00:17:42: die engagieren sich durchaus aus verschiedenen Gründen nicht

00:17:45: mit mangelndem Interesse muss das gar nichts zu tun haben.

00:17:48: Die haben auch vielleicht einfach die finanziellen Mittel nicht,

00:17:50: denn wenn ich mich ehrenamtlich engagiere, brauche ich Geld.

00:17:53: Das ist einfach so.

00:17:55: Wo?

00:17:56: Naja, ich brauche zu meinen, wenn ich jetzt eine Fahrt machen möchte,

00:17:59: irgendwo hinfahren möchte, muss ich bezahlen.

00:18:01: Da kommt jetzt nicht der Verband auf,

00:18:03: weil auch die Verbände haben nicht unbegrenzt Mittel

00:18:05: und was man auch glibbungsglas sagen muss,

00:18:07: das ist ja, dass die Fördermittel für Jugendliche auch

00:18:09: ein Stück weit eingestampft wurden.

00:18:11: Also da gibt es nicht mehr so viel Geld,

00:18:13: wie man das sich wünschen würde.

00:18:15: Und dann haben einfach Sozialschwächere nicht die Möglichkeit,

00:18:18: das jedes Mal aufzubringen,

00:18:20: gerade wenn man drei, vier Kinder hat.

00:18:22: Das geht nicht, man kann nicht jedem Kind das bezahlen.

00:18:24: Und dann, weil man vielleicht auch einfach selber arbeiten muss,

00:18:28: schon in Nebenjob sein muss,

00:18:30: neben der Schule und so weiter,

00:18:32: damit die Familie ja auch gut über die Runden kommt.

00:18:34: Und das gibt es in Deutschland einfach auch.

00:18:36: Und das wird auch ganz oft gar nicht so gesehen.

00:18:38: Und wir sind ja eigentlich an diesen Jugendlichen interessiert,

00:18:41: die im prekären Lebensverhältnissen leben,

00:18:43: die sich wirklich Sachen nicht leisten können.

00:18:45: Und dann müssten wir man tatsächlich sagen,

00:18:48: die zu erreichen, ist unheimlich schwer.

00:18:51: Habt ihr irgendwelche Ideen, wie man das machen kann?

00:18:54: Früher ansetzen.

00:18:56: Also das ist eine unserer Ideen,

00:18:58: dass wir sagen, mit 14 ist der Jugendliche aus verschiedenen Gründen

00:19:01: schon eigentlich fertig.

00:19:03: Also nicht, dass er jetzt keine Entwicklung mehr machen kann,

00:19:06: das sicherlich.

00:19:08: Aber dann in der Ressensbildung her,

00:19:10: ist er eigentlich schon sehr weit fortgeschritten.

00:19:12: Da wird relativ wenig noch dazukommen.

00:19:14: Das weiß man auch, wenn man selber mal Jugendlicher war

00:19:17: und daran gewachsen ist,

00:19:19: dann kann man sich selber mal die Frage stellen,

00:19:21: wie viele Interessen habe ich denn entwickelt,

00:19:23: nachdem ich mit der Schule fertig war.

00:19:25: Und jetzt sicherlich kommt man da auf Interessen,

00:19:27: die man entwickelt hat,

00:19:29: weil man sich da und da kennengelernt hat.

00:19:31: Aber was waren das für Interessen,

00:19:33: damit ich da dran geblieben bin?

00:19:35: Wenn ich jetzt mit 21 oder so da angesprochen worden wäre,

00:19:38: hätte ich vielleicht auch keine Interesse mehr gehabt.

00:19:40: Wenn ich aber als Kind angesprochen worden wäre, dann schon.

00:19:43: Weil da wach sich dann auch rein.

00:19:45: Also das ist für mich völlig neu, wie gesagt.

00:19:47: Das Kind erlernt ja jetzt die Welt kennen

00:19:50: und ist neugierig von Haus aus.

00:19:53: Und dann ist es durchaus möglich,

00:19:55: ein Kind auch für einen Verein oder für einen Verband zu begeistern.

00:19:58: Das ist ja auch in den Studien festgestellt worden,

00:20:01: dass man jetzt nicht weniger ehrenamtliche hat,

00:20:05: sondern vielmehr, dass sich das Ehrenamt dann sich ändert.

00:20:08: Also ich habe jetzt nicht mehr so die Struktur in Verband oder in den Verein,

00:20:13: reinzugehen, wo ich eher mehrere Jahre hinweg aktiv sein muss,

00:20:17: wo es Änder zu besetzen gibt,

00:20:19: wie was es ich, Schriftführer oder Kassier oder sowas.

00:20:22: Das klingt auch unglaublich spießig.

00:20:24: Das klingt sehr, sehr spießig, aber gut, wenn man es anders nennen.

00:20:27: Ja, klar, ist es nötig.

00:20:29: Aber trotzdem klingt es erst mal abschreckend.

00:20:31: Ja, wir haben den Protokollkerl und wir haben den Geldkerl

00:20:34: und dann ist noch der Anführerkerl oder sowas in der Art.

00:20:38: Weiß ich nicht.

00:20:40: Diese Änder sind ja zu besetzen, damit ein Verein funktioniert.

00:20:43: Und das geht auch mit gewissen Pflichten einher.

00:20:46: Steuer zum Beispiel ist so ein ganz leidiges Thema,

00:20:49: aber ein Verein, selbst wenn es ein Jugendverein ist,

00:20:51: er muss Steuern machen.

00:20:53: Also wenn ich in EV bin beispielsweise,

00:20:55: muss ich trotzdem erklären, was für Einnahmen ich habe,

00:20:58: wie man finanziell der Status ist.

00:21:00: Einfach, weil ich als EV von der Körperschaftsteuer befreit bin.

00:21:03: Und das muss ich nachweisen.

00:21:05: Gut, aber ich meine, das sind ja alles Jobs,

00:21:07: die man hat, wenn man dann in Leitungsfunktionen sozusagen aufsteigt.

00:21:11: Erst mal muss man doch irgendwie an die Leute rankommen,

00:21:13: dass sie mitmachen wollen.

00:21:15: Richtig, und genau das ist aber die Crux,

00:21:17: weil ich genau diese Änder jetzt nicht besetzt habe,

00:21:20: dementsprechend die Verbände auch hinter denjenigen danach suchen.

00:21:23: Ganz oft damit auch werben müssen,

00:21:25: wenn du Verantwortung übernehmen möchtest,

00:21:27: dann bist du hier bei uns ganz richtig,

00:21:29: weil wir haben gerade eigentlich sämtliche Stellen frei,

00:21:31: wo du diese Verantwortung übernehmen kannst.

00:21:33: Und dann gehört er, das würde da schon wieder dazukönnen.

00:21:35: Samia, wir in der CERJ, den Vorteil,

00:21:37: wie auch andere kirchliche Verbände,

00:21:39: dass wir hauptamtliche Unterstützung haben

00:21:41: oder hauptberufliche Unterstützung, je nach Struktur.

00:21:44: Und die machen das dann.

00:21:46: Also bei der CERJ mache ich die Steuer, das muss keine Ernamtlicher machen.

00:21:49: Und der muss aber auch Steuern machen letztendlich.

00:21:51: Oder der kann genauso aufgerufen sein, Steuern zu machen.

00:21:54: Das ist jetzt nur ein Beispiel.

00:21:56: Und dann ist es so,

00:21:58: dass man sich dann auch ein Jugendlicher, der überlegt,

00:22:01: sich irgendwo zu engagieren, der will ja erst mal irgendwo mitmachen.

00:22:04: Der will ja nicht gleich Verantwortung übernehmen.

00:22:06: Das kommt ja erst im zweiten Schritt.

00:22:08: Im medial Fall, genau.

00:22:10: Wenn er das mitmachen, schon eine ganze Weile kennengelernt hat,

00:22:13: dann macht er weiter und sagt,

00:22:15: bleiben wir mal bei dem Zeltlager,

00:22:17: aber ich glaube, das ist irgendwie so eine gemeinsame Erfahrung,

00:22:20: die unsere beiden Generationen noch gemacht haben.

00:22:23: Und dann ist es so, dass wir uns dann auch in der Gruppenleiterin,

00:22:26: sonst darf ich mit 16 nicht mehr mitfahren.

00:22:28: Genau.

00:22:30: Das ist natürlich auch der ideale Weg,

00:22:32: dass man Zeltlager mitmacht

00:22:34: und dann irgendwann so von den Gruppenleitern...

00:22:36: Aber in Zeltlager muss sich die Kinder ja jetzt auch noch erstmal bringen.

00:22:39: Und das klappt oder klappt nicht?

00:22:41: Also es klappt.

00:22:43: Man sieht es bei Fridays for Future, dass es klappen kann.

00:22:45: Aber die sind ja viel älter.

00:22:47: Ja, aber trotzdem klappt es.

00:22:49: Und gerade bei den Älteren ist es ja so,

00:22:51: dass man so gut erreichen kann.

00:22:53: Genau, und da hast du eben gesagt,

00:22:55: da muss man früher anfangen.

00:22:57: Wo fangen wir jetzt an?

00:22:59: Und was macht ihr mit denen?

00:23:01: Also wir fangen jetzt an bei 6-7-Jährigen.

00:23:03: Oh, ja.

00:23:05: Also ähnlich wie die Kinderfeuerwehr auch funktioniert.

00:23:07: Die fangen auch schon so früh an.

00:23:09: Das war ursprünglich mal 12 Jugendfeuerwehr.

00:23:11: Und jetzt ist man tatsächlich 6 Jahre früher rangegangen.

00:23:13: Und das funktioniert sehr gut.

00:23:15: Also zumindest in manchen Regionen

00:23:17: ist das ein sehr, sehr bewährtes Konzept.

00:23:19: Und das ist ja auch ein bisschen abgeschaut.

00:23:21: Auch weil wir wissen,

00:23:23: dass die Verbände, die mit Kindern arbeiten,

00:23:25: wie zum Beispiel die PSG oder die DPSG,

00:23:27: Fahrtfinder sind das.

00:23:29: Ja, genau.

00:23:31: Die haben weitaus weniger Nachwuchsprobleme als wir

00:23:33: in der CRJ.

00:23:35: Und dementsprechend haben wir den Ansatz genommen.

00:23:37: Aber sich auch bewährt,

00:23:39: das wird sich dann in den nächsten Jahren rausstellen.

00:23:41: Wie wir das machen,

00:23:43: ich meine die Themen, die die CRJ bearbeitet,

00:23:45: die haben in der Regel mit Berufen zu tun

00:23:47: jetzt von der Kinderwelt ganz weit weg sind. Und wir haben zum Beispiel jetzt Kinderbücher geschrieben,

00:23:53: da geht es um das Thema Freundschaft und im nächsten Band würde es dann darum gehen, wenn ich mal groß

00:23:58: bin. Also da geht es dann darum, was ein Kind für Berufswünsche haben kann und wie es dann überhaupt

00:24:03: mit der Berufswelt in Berührung kommt. In der Regel ist das ja über die Eltern der Fall. Und so

00:24:09: versuchen wir die Themen, die wir in der CERIOT haben, kindgerecht zu gestalten. Und für die Kinder

00:24:14: muss man sich dann auch entsprechende Konzepte ausdenken, was man nach oben stunde macht.

00:24:19: Wie kommt das Buch dann zum Kind? Genau und vor allem auch, wie man die Kinder sonst bei

00:24:23: Laune hält. Es geht ja nicht nur darum, dass man etwas mit den Kindern macht, was sinnvoll ist,

00:24:27: wo sie was lernen können, sondern auch um wie man sie freizeittechnisch bespaßt,

00:24:31: sozusagen. Was wirklich cool ist, wie ein Zeltlager mit den Kindern machen kann. Vielleicht jetzt

00:24:37: kein Zeltlager, weil das mit Grundschulkindern echt schwierig wäre, sondern eher irgendwas wie

00:24:42: eine Übernachtungsparty oder sowas, was die Kinder dann mit dem Verband in Verbindung bringen und

00:24:47: dann wirklich sagen, hey, das fand ich damals so cool. Und ich möchte da weitermachen, ich möchte,

00:24:51: dass das andere Kinder auch erleben und sowas. Und man hat diese Schwelle über, die wir eben gesprochen

00:24:56: haben, schon mal überwunden. Also sie kennen den Verband und verbinden ein Bild damit und trauen

00:25:01: sich da rein, weil die wissen, die Leute sind cool und weißen nicht. Genau und da ist eben die

00:25:06: Schwierigkeit dann Corona drin, weil jetzt fehlen da zwei Jahrgänge und damit fehlt auch irgendwie

00:25:12: so der Bezugspunkt, weil die Menschen, die jetzt in den Verbänden sind, dann vielleicht doch eher

00:25:16: fremd sind und damit ist ja die Hemmschwelle damit zu machen, wieder größer geworden.

00:25:20: Wahrscheinlich hat sonst irgendwann mal ein Geschwisterkind gesagt, hey mein großer Bruder

00:25:23: ist auch da drin und die ganze Generation fehlt jetzt so ein bisschen. Also man muss früher

00:25:29: anfangen, um die Kinder überhaupt aus dem Haus zu kriegen. Und wenn sie es dann einmal gewohnt sind

00:25:34: und wenn sie diese Strukturen schon mal kennengelernt haben, dann klappt es auch mit den ab 14

00:25:40: jährigen oder haben die ab 14 jährigen einfach auch keine Zeit mehr sich zu engagieren?

00:25:45: Naja, die Schulbelastung ist mit Sicherheit größer geworden. Also wenn ich daran denke,

00:25:49: was ich mit 14 für den Nachmittagsunterricht hatte und für Hausaufgaben und so weiter und

00:25:53: so fort, das war schon ordentlich, aber ich hatte irgendwie trotzdem noch Zeit für mal

00:25:57: Fußballspielen im Dorf oder Musik machen oder wie auch immer. Es gibt ganz viele Jugendliche,

00:26:03: die beschreiben das Phänomen, dass sie gefühlt keine Zeit mehr haben, dass sie in den ganzen

00:26:07: Tagen mit Schule beschäftigt sind und am Wochenende sind sie zu müde, um irgendwas zu unternehmen.

00:26:11: Und das glaube ich durchaus, also dass das jetzt nicht irgendeine Erfindung ist, die Jugendlichen

00:26:16: wüssten nicht, was Belastung ist und so weiter und die sollen mal alle erwachsen werden, dann

00:26:19: wüssten sie, was Belastung ist. Kriegen sie ja auch gesagt teilweise, das ist Harnbüchen der Blödsinn.

00:26:25: Also das stimmt nicht. Die Schüler haben einen größeren Leistungsdruck als wir damals. Warum das

00:26:30: so ist, weiß ich nicht. Eigentlich ist jetzt der Arbeitsmarkt für Schulabsolventen ideal.

00:26:34: Genau, eigentlich müsste jeder sich einen Job aussuchen können.

00:26:37: Aber was machen sie? Es wird auch ganz oft so ein bisschen das Bild erzeugt.

00:26:42: Ein Mittelschulabschluss ist nicht genug. Quali, ein Abitur ist schon mindestens nötig.

00:26:49: Und ich glaube, das ist auch so, das hat gar nichts mit dem Zeitmanagement zu tun erst mal,

00:26:54: aber alleine diesem Druck die ganze Zeit ausgesetzt zu sein. Ich glaube, da geht man schon

00:26:59: irgendwann mal auf die Knie und sagt, ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Und dann weiß man

00:27:04: vielleicht auch nicht, dass es Darverbände und Vereine gibt, die ja einen wieder auf die Beine

00:27:08: helfen würden und auch entgegenkommen und sagen, hey du pass auf. Ich schreibe für dich deine

00:27:12: Bewerbung oder du machst jetzt Quali. Ich zeig dir auch Wege, wie du dann immer noch zu deiner Abitur

00:27:17: kommen kannst. Mach jetzt erstmal deinen Quali sauber. Ich helfe dir dabei und danach schauen

00:27:20: wir uns an, wie du weitergehen kannst. Mach dir sowas bei der Cajot. Also das ist nämlich auch für

00:27:25: mich so eine Frage. Wenn die Jugendlichen jetzt so in ihrem Schneckenhaus gefangen sind, sage ich mal,

00:27:30: wie kriegen die denn dann diesen Dreh in die Arbeitswelt? Also da müssen sie ja dann raus.

00:27:35: Ja im Prinzip ist das tatsächlich so, dass sie dann raus müssen und dass sie ganz oft damit auch

00:27:40: überfordert sind. Ich denke schon, dass die Zahl der Ausbildungsabbrecher gewachsen ist. Ich habe

00:27:45: jetzt da keine Statistik angeschaut im Vorfeld, aber wenn man mit Unternehmern spricht, wir haben

00:27:50: zum Beispiel vor ein paar Wochen mal ein Gespräch mit dem Bamberger Wirtschaftsklub gehabt. Das sind

00:27:56: verschiedene Unternehmer, die alle dasselbe Problem haben. Sie kriegen ihre Auszubildendenstellen

00:28:01: nicht weg. Also die haben einfach zu viele Stellen für zu wenige begeisterte Auszubildende und die

00:28:08: sagen alle, das Problem ist eigentlich vor allem, dass sie nicht wirklich dabei bleiben. Und die

00:28:13: Ansprüche... Das heißt, die kriegen durchaus erst Bewerber, aber die brechen dann ab nach dem

00:28:17: halben Jahr oder ja... Ja genau. Oder sie nehmen halt jetzt auch Leute, die sie vor ein paar Jahren

00:28:22: nicht genommen hätten, weil sie das Anforderungsprofil nicht erfüllen. Jetzt nehmen sie sie, weil sie

00:28:28: sonst niemanden haben. Also die Auswahlmöglichkeit ist nicht zonderlich groß, offensichtlich. Und dann

00:28:35: habe ich halt auch die, die dann nicht zurecht kommen, vielleicht auch im Unternehmen sich nicht

00:28:39: zurecht finden. Die dann auch tatsächlich überfordert werden mit dem Job, weil sie eigentlich nicht

00:28:43: dafür qualifiziert sind, aber den Job bekommen haben, weil es jemanden anderen gab. Auf der anderen

00:28:48: Seite könnte man aber auch denken, dass die Jugendlichen sich nicht alles gefallen lassen, weil

00:28:51: sie kriegen ja locker irgendwo anders eine andere Lehrstelle. Wenn es denn dann so wäre, also man

00:28:57: müsste sich jetzt natürlich anschauen, ob Berufsausbildungsabbrecher auch tatsächlich dann

00:29:02: direkt in den nächsten Job gehen. Das spricht aber so ein bisschen dagegen, dass Berufsförderungsklassen

00:29:07: gewachsen sind, auch von der Zahl her. Nicht nur von der Zahl der Kinder, die in diesen Klassen

00:29:11: sitzen oder der Jugendlichen, sondern generell es gibt mehr Klassen und ein größeres Angebot in

00:29:17: dieser Hinsicht als früher. Und das ist ja erst einmal was Positives. Es hat aber auch mit diesem

00:29:21: negativen Effekt zu tun, dass es einfach auch mehr Jugendliche gibt, die wirklich Schwierigkeiten

00:29:26: haben, von der Schule in diese Berufswelt überzugehen. Warum das so ist, das kann ich jetzt nur mutmaßen,

00:29:34: aber ich habe schon die Vermutung, dass das auch damit einhergeht, dass das Bildungssystem,

00:29:38: die Kids nicht wirklich auf diese Berufswelt vorbereitet, sondern dass Forderungen gestellt

00:29:44: werden an die Kinder, die sie irgendwie erfüllen müssen, wie sie im System passen und diejenigen,

00:29:49: die dieses System nicht so, also die sogenannten System-Sprenger, die kriegen das eigentlich

00:29:54: gar nicht hin, in dieses System zu passen. Die haben da eigentlich von Natur aus keine Chance. Und wie

00:29:59: sollen die dann in die Berufswelt kommen, wenn sie nicht wirklich drauf vorbereitet werden?

00:30:03: Aber im System-Sprenger wirklich gibt es ja relativ wenige, also in so einem Jahrgang ist das

00:30:08: weniger als ein Prozent, denke ich mal, und die Leute, die eine klassische Ausbildung machen

00:30:13: könnten und das auch gut machen würden, sind wahrscheinlich irgendwo bei 30 bis 60 Prozent.

00:30:19: Auf jeden Fall ungefähr die Hälfte der Leute könnte gut eine Ausbildung absolvieren, aber

00:30:24: wächst anders auf, als wir es getan haben. Haben die aufgrund der Tatsache, dass deren Jugend

00:30:29: so viel anders aussieht als unsere, denn so Schwierigkeiten da Fuß zu fassen und sich dann

00:30:34: auch im Job zu bewähren, weil sie eben vorher nie interagiert haben? Das ist schwer zu sagen. Ich

00:30:40: würde jetzt mal ein Beispiel nennen, wo ich einfach der Meinung bin, dass das Problem schon eher

00:30:46: das System ist als der Jugendliche. Wie er aufgewachsen ist oder wie sie aufgewachsen ist, wenn ich

00:30:51: mir jetzt mal anschaue, die Fußball-Nachwuchsleistungszentren. Das ist ja ein Konzept, dass es auch

00:30:57: selber noch gar nicht so lange gibt. Aber da hat man jetzt von ein paar Jahren einen Aufschreiver

00:31:02: ursacht, auch im Bereich des Profisports im Fußball, weil man plötzlich aufgehört hat, die

00:31:08: Tore zu zählen. Also das ging nicht mehr darum, den Wettbewerb zu machen. Man möchte die Kinder

00:31:13: nicht demotivieren, indem sie verlieren. Aber wenn ich nicht gelernt habe zu verlieren,

00:31:17: dann kann ich auch nicht lernen zu gewinnen. Ich kann auch keinen Ehrgeiz entwickeln,

00:31:21: weil es ist ja eigentlich egal, was ich mache, dann habe ich halt ins eigene Tor geschossen,

00:31:24: zählt doch keiner. Wenn ich also möchte, dass Jugendliche belastbar sind, muss ich sie belasten.

00:31:30: Und das findet irgendwie, da wo es stattfinden sollte, immer statt. Also wo sollte es stattfinden?

00:31:36: Gerade da im Sport beispielsweise. Aber auch wenn ich jetzt generell in kulturellen

00:31:41: Einrichtungen tätig bin, dann habe ich in einer gewissen Konkurrenz zu kämpfen. Wenn ich als

00:31:46: Künstler, wie man sein möchte, dann muss ich mich gegen andere behaupten. Wenn ich einen Wettbewerb

00:31:51: habe, dann ist das eine Anforderung an mich, der ich irgendwie mich stellen muss. Und wenn das

00:31:56: immer stattfindet, lerne ich es erstens nicht mehr kennen und ich mache auch diesen Lernfaktor,

00:32:01: der dahinter steht, nicht mit. Und ich glaube, das hat auch durchaus damit zu tun, ob ich mich

00:32:05: mit irgendwas so auseinandersetzen kann, dass ich auch mal überhaupt Scheitern in Kauf nehme.

00:32:10: Und gleichzeitig aber auch mich durchbeißen lerne. Also wenn ich Ausbildung, sicherlich gibt es

00:32:15: viele Ausbildungen, die schwer sind und die auch erst mal eine Herausforderung darstellen. Ich weiß

00:32:20: noch, wie ich zu Bundeswehr gekommen bin. Das war für mich eine Mordsumstellung. Aber sich da

00:32:24: durchzubeißen, dazu gehört schon so eine gewisse Belastbarkeit dazu. Und wenn ich das nicht gelernt

00:32:30: habe, dann werde ich mich da nicht durchbeißen. Wo dann nur ganz wenige werden, dass dann

00:32:35: trotzdem schaffen. Ja, also durchaus ein Problem beim Einstieg in die Berufswelt. Aber die CRJ hat

00:32:41: ja jetzt nicht nur diesen Schritt, das in die Berufswelt eintreten ist, den sie begleitet.

00:32:46: Ihr habt ja auch durchaus politische Themen. Also wir haben vorher ein bisschen geredet,

00:32:49: zum Beispiel das Lieferkettengesetz. Da wart ihr ziemlich aktiv. Und da habt ihr doch Leute

00:32:54: irgendwie motivieren können, sich zu engagieren. Naja, wir haben es zumindest so geschafft,

00:33:00: dass die Bayern-Ebene der CRJ als Mitglied in den Initiativen Lieferkettengesetz eingetreten

00:33:05: ist und sich da thematisch auch mit befasst hat. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir Jugendliche

00:33:11: mit dem Thema gerade gekördert haben. Ich glaube, das ist ein Thema, das sehr speziell ist. Aber

00:33:16: grundsätzlich Nachhaltigkeit, das ist ein Thema, das man Jugendliche gewinnt. Und mir zum Beispiel

00:33:22: könnte ich das Projekt "Jetzt Weltwehr ändern" nennen. Das funktioniert nur mit ehrenamtlichen

00:33:27: Leuten an Schulen. Und da kriegt man ganz oft die Rückmeldung von Schülern und Schülerinnen,

00:33:33: dass sie das Thema sehr cool finden, dass sie das interessant finden, nicht bei jedem. Also

00:33:37: das ist jetzt nicht so, dass man da eine Riesenwelle verursacht damit. Aber es kommt sehr gut an.

00:33:42: Und es sind wirklich auch durchaus dann Schüler und Schülerinnen drin, die sich da beeindrucken

00:33:48: lassen davon. Ich sage, ich wusste gar nicht, dass das alles so verzweigt ist und so, gerade

00:33:52: mit der Lieferkette. Das heißt, ihr geht an Schulen und macht da irgendwie Workshops oder

00:33:58: warum kriegt ihr die Rückmeldung von Schülern? Wie kommt die Idee an die Schüler an? Wir waren

00:34:01: jetzt dieses Jahr bei "Jetzt Weltwehr ändern" Kooperationspartner in der Berufsschule in

00:34:05: Bamberg. Und daher ist mir dieses Beispiel eingefallen. Wenn man mit Jugendlichen arbeitet und sie fragt,

00:34:12: dann kriegt man diese Rückmeldung, also ganz banal. Und es gibt auch Umfragen, was Jugendliche

00:34:19: interessiert, was sie zum Beispiel an die Politik für Erwartungen stellen. Und wir haben ja auch

00:34:24: beispielsweise zu den Europawahlen, zur Bundestagswahl etc. machen wir mit dem Stadtjugendring in

00:34:28: Bamberg auch immer eine Veranstaltung, nennt sich Poli Talk. Dieses Jahr hieß sie Poli Plant,

00:34:33: weil man eine Europaflage gepflanzt hat mit Politikern. Wenn man da Jugendliche vor Ort hat,

00:34:38: dann stellen die Forderungen. Dann kommen die auch mit Erwartungen, die sie haben an die Politik.

00:34:44: Und da kriegt man dann durchaus mit, dass es vor allem eines bei ihnen mitspingt. Und das ist

00:34:49: eine ganz akute Zukunftsangst. Und die ist ganz, ganz groß bei Jugendlichen. Ob sie jetzt wirklich

00:34:54: nur die Umwelt befassen, das war ich zu bezweifeln. Aber auch, und das ist ein bisschen noch der

00:35:00: Schizophrener an der Sache, sie haben auch ganz viel Angst davor, dass sie keine berufliche

00:35:04: Perspektive haben. Obwohl es so großes Angebot gibt. Und das ist dann schon die Frage, die ich mir

00:35:11: stelle. Inwiefern muss man jetzt sagen, das liegt an den Jugendlichen oder an der Erziehung der Eltern.

00:35:16: Oder es ist dann doch schon im System so ein bisschen stückweit so, dass man da allein gelassen

00:35:21: wird und dass einfach bestimmte Ängste nicht genommen werden. Auf dem Weg dahin sich für die

00:35:25: Berufe vorzubereiten, die man dann in den Effekt wählt. Aber da sind wir, glaube ich, wieder beim

00:35:31: Ausgangspunkt. Man muss ja an die Jugendlichen rankommen. Und wenn die sich aber einschließen und

00:35:35: über ihre Ängste nicht sprechen, wie soll man sie da erreichen? Richtig. Und man muss aber auch

00:35:39: dazu sagen, in psychologischen Bereich hat sich unheimlich viel getan, aber noch lange nicht

00:35:44: genug. Erstens wird viel öfters jetzt eine Diagnose gestellt, die früher gar nicht gestellt wurde,

00:35:49: beispielsweise im Bereich ADHS. Da gab es früher kaum Diagnosen oder wenn dann waren es falsche

00:35:54: Diagnosen, dann wurde man halt medizinisch mit einem Medikament oder so was ruhig gestellt. Das war's.

00:35:59: Jetzt wird da schon viel mehr, viel, viel zielführender gearbeitet. Und es gibt auch immer mehr Schulen,

00:36:05: wo auch eine Schulpsychologie da ist, die mit den Kids spricht, die sie auch erreicht. Aber als

00:36:11: Verein kann man das, glaube ich, nicht leisten. Also da hat man einfach ein Fachwissen dazu.

00:36:16: Da muss man sich auch Hilfe von extern holen. Also das sind ja dann Therapien bzw. Diagnosen.

00:36:21: Also das ist ja nicht Aufgabe von Verbänden. Verbände können nur. Genau, richtig. Genau,

00:36:25: Jugendliche fit fürs Leben machen. Da können sie Kompetenzen sammeln. Genau, aber das ist trotzdem

00:36:30: ein ganz, ganz wesentlicher Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen heutzutage,

00:36:35: dass man einfach mit psychischen Belastungen umgehen lernen muss, dass man sie auch überhaupt

00:36:40: respektieren lernen muss. Und das gilt, glaube ich, jetzt eher für die Generationen, die die

00:36:43: Jugend schon hinter sich haben, dass sie begreifen müssen, hey, wenn da einer Depressionen hat,

00:36:49: dann ist das eine Krankheit, die ich ernst nehmen muss. Da kann ich sagen, hey, der ist doch viel zu

00:36:53: faul, der kommt nicht zu aber, weil er keinen Bock hat, sondern der fühlt sich wirklich schlecht.

00:36:58: Das trägt sich auch dadurch, dass man wirklich feststellen muss, dass er gerade Suizid und so

00:37:03: was bei Jugendlichen zugenommen hat in den letzten Jahren. Aber in den letzten Jahren,

00:37:07: das kann man, glaube ich, auch schon so ein bisschen mit Corona erklären.

00:37:10: Nicht nur, würde ich nicht nur mit Corona festmachen.

00:37:14: Ich habe Studien halt gehört, dass aufgrund von Corona die Anzahl der Selbstmordversuche

00:37:19: zugenommen hat, weil das so eine auswechslose Situation war, weil die Kinder nur noch zu Hause

00:37:24: gehockt haben. Das war aber während Corona, als ich das gehört habe.

00:37:27: Genau, aber das wäre eigentlich dann ein Gegenargument gegen das die Langweilen

00:37:31: sich daheim nur. Und sie können eigentlich gar nicht mehr richtig sozial interagieren,

00:37:34: weil die konnten es ja noch. Und wurden dran gehindert.

00:37:38: Und das war anscheinend auch nicht gut für sie, dass sie das nicht mehr konnten.

00:37:41: Ja, genau. Aber die nächste Generation kann es dann eben, hat es dann gar nicht erst gelernt.

00:37:46: Oder bei wem reden wir gerade?

00:37:47: Ich weiß nicht, wenn wir jetzt diesen Bogen schlägt, kommen wir, glaube ich,

00:37:51: tatsächlich von hundertsten tausendste. Aber so vom Grundwesen zeigt sich ja dadurch,

00:37:56: dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Also hat der Mensch auch in einem großen Ausmaß des

00:38:03: bedürfnissesozialinteraktiv zu sein. Und ich glaube, das, was sich verändert, ist eher entweder die

00:38:08: Plattform, worüber ich sozial interaktiv bin und auch die Auswahl von Menschen,

00:38:13: mit denen ich sozial interaktiv sein will, läuft, glaube ich, deutlich anders ab.

00:38:17: Weil ich kann es mir jetzt einfach deutlich mehr raussuchen, als vor Jahren, als das Handy

00:38:22: noch nicht so entwickelt war. Da habe ich mit den Leuten im Ort, in dem ich gelebt habe,

00:38:26: zu ruhen gehabt, ob ich wollte oder nicht. Jetzt muss ich den Ort nicht mehr großartig beachten

00:38:31: und kann trotzdem meine Kontakte haben. Bin trotzdem soziales Wesen, aber funktioniere dann auch in

00:38:37: den Strukturen, die vorher da waren nicht mehr so eindeutig. Weil diese soziale Interaktion

00:38:43: vorher mit Freunden draußen hat mich auf das Leben nach der Schule, nach der Klicke vorbereitet.

00:38:49: Ja, genau. Ich war halt einfach gezwungen, dass ich Konflikte zur Ende führe. Ich

00:38:54: ausspreche, dass ich mich versöne und jetzt habe ich mehr Möglichkeiten, das zu vermeiden.

00:39:00: Und da so was meistens unangenehm ist, gerade dann, wenn man vielleicht auch meinen

00:39:03: Selbstbeinfehler eingestehen muss, flüchtet man halt einfach davor. Und das ist leichter geworden

00:39:09: zu flüchten, als das vielleicht vor zehn Jahren so war. Da musste ich dann doch irgendwo mal die

00:39:14: Auseinandersetzung suchen. Also das, was wir Erwachsenen oft so als lange Weile, die sitzen

00:39:20: da nur rum und langweilen sich empfinden. Also diese lange Weile, über die wir am Anfang geredet haben,

00:39:25: die gibt es scheinbar gar nicht für Jugendliche, denn die tun ja dauernd was. Aber ich war immer der

00:39:30: Meinung, dass lange Weile auch was Gutes hat. Sie gebiert ja eigentlich Kreativität geht. Unseren

00:39:36: Jugendlichen da nicht irgendwas verloren, wenn sie sich gar nicht mehr langweilen können. Also es

00:39:41: nicht nur, dass sie nicht die Möglichkeit haben, sondern sie wissen gar nicht mehr, wie es geht,

00:39:44: weil immer ein Handy in der Nähe ist, mit dem sie es abstellen können. Ich glaube,

00:39:47: dass das Problem tatsächlich lange Weile geht ihnen ab. Es ist, glaube ich, sehr wichtig für

00:39:52: die Entwicklung eines Menschen, dass ihr auch lange Weile kennenlernt und dass ihr auch mal merkt,

00:39:55: hey, ich muss jetzt irgendwie was finden, was mir die lange Weile vertreibt. Das ist sehr,

00:39:59: sehr einfach geworden mit dem Handy. Vor allem mit Apps wie TikTok, wo ich permanent unterschiedliche

00:40:06: Einflüsse bekomme. Und da muss man auch glib und klar sagen, dass diese Einflüsse ja auch immer

00:40:11: eine Informationsflut mit sich bringen und die strömt ganz unbewusst auf dich ein. Auch diese

00:40:16: permanenten Erreichbarkeit ist da, glaube ich, gewachsen damit, weil ich habe mein Handy immer

00:40:20: bei mir. Früher hatte man ein Haustellephone und nachts hat er eh keiner angerufen und

00:40:25: tagsüber... Wenn ich nicht zu Hause war, dann bin ich nicht erreichbar gewesen. Erstens das und

00:40:28: zweitens auch, wenn ich mal im Garten war oder so, wenn ich gerade nicht ran konnte, dann war es halt

00:40:33: so. Jetzt ist auch die Erwartungshaltung, hey, ich habe jetzt zweimal angerufen, ich erreichte

00:40:36: ich nicht, was ist los? Das hat ja auch zugenommen. Früher war das normal, dass man mal jemanden

00:40:41: nicht erreicht. Das ruft schon zurück und wenn ich es noch mal probiere, jetzt liegen die Händis

00:40:46: da und die vibrieren ständig und man hat auch immer, wenn es vibriert, den Drang ran zu gehen und

00:40:50: zu schauen, was los ist. Man könnte ja was verpassen. Mein Vater sagt immer so, ihr seid

00:40:54: handysüchtig alle. Ja, irgendwo hat er auch recht, weil nicht das Handy ist das entscheidende,

00:41:00: glaube ich, sondern tatsächlich die Tatsache, dass man das Handy berührt sich, man schaut nach,

00:41:05: was es ist und das alleine reicht schon. Dann sieht man, ach, der hat geschrieben oder die hat

00:41:09: geschrieben und jetzt muss ich da drauf antworten und so weiter. Und ich glaube, das in Summe genommen

00:41:16: führt auch zu einer Überlastung, weil man gar nicht mehr zur Ruhe kommt und langeweile ist

00:41:21: ja doch verbunden, damit mal zur Ruhe zu kommen, mal den Kopf auszuhaben und man vielleicht

00:41:27: möglich gerade gar nicht zu wissen, was man eigentlich als nächstes treiben soll. Dann entsteht was?

00:41:31: Dann entstehen manchmal gute Ideen und man kommt zu solchen tollen Ideen in Verbandszugrönten

00:41:36: zum Beispiel. Oder, nein, ich sage jetzt nicht, was wir alles gekommen sind, ein Lob der Langeweile

00:41:43: also und die Erkenntnis Jugendliche langweilen sich eigentlich viel zu selten. Vielen Dank,

00:41:49: Dominik Schrepper für das Gespräch. Ja, ich danke für die Einladung. Und ich bin gespannt,

00:41:54: was die Sankt Präses Michael Wagner zu dem Thema zu sagen hat. Der Wahlverabschiede ich mich,

00:41:58: machen Sie es gut, bis zum nächsten Mal Ihre Brigitte Strauß. Ja, so Vorstandsposten oder so

00:42:04: wollen die ja auch gar nicht sofort haben, die wollen ja erst mal mitmachen, aber das machen

00:42:09: wir auch nicht mehr. Also zu Gruppenstunden kommt kein Mensch mehr, oder? Ja, genau. Diese

00:42:13: Regelmäßigkeit ist einfach unattraktiv geworden, scheinbar, weil sie trotzdem ein Verpflichtungskarakter

00:42:18: hat. Also wenn ich in der Gruppe teil bin, dann muss ich ja irgendwie trotzdem bei der Gruppenstunde

00:42:24: sein oder mich zumindest entschuldigen, wenn ich nicht kann. Und da sind wir freilich noch nicht

00:42:28: beim Vorstandsposten, aber da sind wir trotzdem in einem Verpflichtungsbereich, weil ich einfach

00:42:34: zuverlässig ab und zu sagen muss und die Gruppenstunde nur funktionieren kann, wenn auch

00:42:38: genügend Zusagen, wenn zu viele Absagen finden, nicht statt und dann ist es schon wieder blöd.

00:42:42: Und das Problem ist aber, dass Jugendliche das eigentlich so gar nicht mehr wünschen, sondern

00:42:47: es ist viel mehr so, dass sie beispielsweise beim Zeltlager mitmachen, dass sie da mal eine Gruppenleitung

00:42:52: übernehmen und dass sie da mitteemen wollen. Oder da ist ein Projekt, was es ich in der Open-Air-Konzerte

00:42:58: in der Nachbargemeinde, da macht man da mal mit, aber man kann sich immer wieder rausziehen,

00:43:02: sobald das vorbei ist. Also so eher in Richtung Eventcharakter oder? Genau. Kollege von mir

00:43:08: nennt das, man hat nicht mehr die klassische Gruppenstunde, sondern Eventisierung und man muss

00:43:12: quasi Events bieten, damit man Jugendliche und junge Leute gewinnen kann, auch als Engagierte.

00:43:19: Aber die kommen dann immer wieder zu irgendwelchen Events, also da sind sie Mehrfachtäter. Also

00:43:24: gibt es Wiederholungstäter? Es gibt Wiederholungstäter, aber es ist jetzt sicherlich nicht so, dass das

00:43:29: immer der Fall ist. Aber tatsächlich von dem Verhalten her habe ich ein spannendes Projekt

00:43:33: zu bieten, dann gewinne ich auch Engagierte dafür. Möchte ich Regelmäßigkeit erreichen,

00:43:39: muss ich irgendwie andere Ansätze schaffen und da gibt es kein richtiges Rezept. Also wir haben

00:43:44: noch keins gefunden, ich glaube andere Verbände und Vereine sind da auch noch auf der Suche,

00:43:48: wenn man da mal ein Rezept gefunden hat, wie man diese Eventisierung vielleicht in Verbandsstrukturen

00:43:54: integrieren kann, sodass trotzdem ein Vorstandsposten besetzt wird, der halt doch ein paar Jahre

00:43:58: übersetzt sein muss, dann wäre das ja top. Das wäre ja richtig klasse. Zuschriften bitte an

00:44:04: C.A. J. Bamberg. Ja, sehr gerne.

00:44:07: "Kabum, der Denkanstoß mit K.A.B. Dior Cezanne-Prizes, Michael Wagner."

00:44:13: "Kabum, das Gefühl der lange Weile, oder? Es braucht stille Zeiten, um Mensch zu werden."

00:44:22: "Ich bin ich, dass es die größte Herausforderung, vor die jeder von uns gestellt ist. Mit keinem

00:44:29: anderen Menschen außer mir selbst bin ich ohne jegliche Unterbrechung zusammen. Um zu mir zu

00:44:36: gelangen, wirklich zu erkennen, was in mir vorgeht, muss ich wagen, stille zu halten. Stille

00:44:42: aushalten, lange Weile aushalten, das ist harte Arbeit. Ist es da nicht bequemer, stille und lange

00:44:50: Weile zu meiden, wenn schon das Handicriff bereit da liegt? Wenn ich schon nicht einmal mit mir

00:44:56: selber klar komme, wie will ich dann mit anderen Menschen klarkommen? Damit sich meine kommunikativen

00:45:02: Fähigkeiten entwickeln können, muss ich mich auch mit anderen Menschen auseinandersetzen."

00:45:07: "Mein ich, meine Persönlichkeit, reift am anderen. Streiten ist wichtig, Streiten verbindet,

00:45:15: bringt es die Paarberatung auf den Punkt. Menschliche Beziehungen reifen, indem wir fair miteinander

00:45:22: streiten, einander verstehen und aufeinander zugehen. Freundschaften, Partnerschaften und

00:45:28: Eelen sind kein Ponyhof. Es ist arbeitsintensive Arbeit an Beziehungen. Immer mehr Menschen

00:45:36: meinen, sie könnten diese Mühen meiden, indem sie sich in soziale Medien in virtuelle Realitäten

00:45:43: flüchten. Hier entsteht eine Bruchstelle zwischen Menschen, die analog erwachsen geworden sind und

00:45:48: denen, die digital groß werden. Hier stoßen zwei Erfahrungswelten aufeinander, die sich

00:45:55: wesentlich unterscheiden. Das führt natürlich zu ikklatanten Herausforderungen in Ausbildung und

00:46:02: Beruf. Beide Erfahrungswelten widersprechen sich, finden nur schwer zueinander. Hinzu kommt dann noch,

00:46:09: dass auch die Digitalität widersprüchlich ist. Die digitale Realität ist nicht nur mit der

00:46:17: rosa Brille zu betrachten. Unendliche Welten, unvorstellbarer Profit, gigantische Datenmengen.

00:46:25: Ich muss sie auch mit scharfem kritischen Blick beobachten. Digitalität verändert unsere

00:46:31: Kommunikation, unser Wahrnehmend, ja, unser Menschsein. Nicht der Mensch hat sich der digitalen

00:46:39: Welt zu unterwerfen, sondern die Digitalität hat uns Menschen zu dienen. Letztendlich,

00:46:46: und das wird viel zu häufig verschwiegen, steckt hinter jeder digitalen Aktion immer noch ein

00:46:52: Mensch. Und der Mensch ist es, der im Mittelpunkt stehen muss. Digitalität macht dann Sinn,

00:46:58: wenn sie hilft, den Menschen zu befähigen, miteinander auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie

00:47:04: muss das fortführen, was Menschen auf analogen Wege an Erfahrungswissen gesammelt haben. Leben

00:47:11: will Weile haben, sucht Langeweile, um sich zu öffnen und kraftvoll entfalten zu können.

00:47:18: Das war Ka Bum, ein Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung produziert vom Sankt

00:47:24: Michael's Bund. Wir machen auch Ihren Podcast.

00:47:27: * Musik *

00:47:30: .

00:47:31: [Musik]

00:47:33: [Musik]

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