Generation Z versus Boomer
Shownotes
Mit der Work-Live-Balance ist es so eine Sache. Während die Generation Z sich schon abgemeldet hat, schieben die Boomer Überstunden, damit ein Projekt fertig wird. Nina Kummer und Karl Busl sprechen in dieser Folge darüber, ob das wirklich so ist. Und wie sinnvoll und gesund die eine oder die andere Arbeitseinstellung ist.
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00:00:00: Die Einstellung ist schon, dass man Dinge fertig machen will.
00:00:04: Also man hat schon den Ehrgeiz, Dinge korrekt zu machen, Dinge richtig zu machen.
00:00:08: Also ich finde, dass unsere Generation auch sehr leistungsbereit ist, aber haben immer im Blick,
00:00:13: bis zu welchen Grad kann ich das in einem gesunden und nachhaltigen Ausmaß forenden.
00:00:18: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen in meiner Generation selbst ausgebeutet haben,
00:00:23: die ist höher als sie jetzt ist.
00:00:25: Wir stellen uns Blocker in den Kalender.
00:00:27: Das heißt, ab 16 Uhr oder ab 17 Uhr gibt es einen Blocker privat.
00:00:31: "Kabum", der Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung für ein christliches
00:00:36: Miteinander in der Arbeitswelt. Denn Arbeit bewegt Zukunft.
00:00:40: Hallo und herzlich willkommen zu unserer ersten richtigen Folge von "Kabum",
00:00:45: dem Podcast für ein christliches Miteinander in der Arbeitswelt.
00:00:49: Die Work-Life-Balance ist wichtig. Darüber sind sich irgendwie alle einig,
00:00:56: die einen fordern sie ein, die anderen hätten sie gerne,
00:01:00: die einen schieben über Stunden, damit das Projekt auf jeden Fall noch fertig wird und
00:01:05: die anderen, ja, denen scheint das völlig egal zu sein.
00:01:08: Das führt in manchen Unternehmen zu gewissen, ich sage mal vorsichtig, Diskussionen.
00:01:13: So oder so ähnlich kann man vielleicht die Lebens- und Arbeitseinstellungen der Generation Z
00:01:18: oder Gen Z und der Boomer, also der Generation, die vor dem Pillenknick geboren ist, beschreiben.
00:01:24: Ob das wirklich so ist und wenn ja, warum, darüber rede ich mit zwei Menschen aus diesen Generationen.
00:01:30: Das ist zum einen Nina Kummer. Hallo und herzlich willkommen.
00:01:34: Hallo, vielen Dank für die Einladung.
00:01:36: Und an der Stimme hören Sie schon, Sie sind eher Gen Z als Boomer.
00:01:41: Genau, richtig.
00:01:42: Und einen echten Boomer haben wir auch hier, nämlich Karl Busel. Schön, dass Sie da sind.
00:01:47: Hallo, auch danke für die Einladung.
00:01:49: Sie beide haben etwas gemeinsam, Sie sind nämlich beide in der IT-Branche tätig.
00:01:54: Schau mal was machen Sie da genau?
00:01:57: Ich bin im Personalbereich, ganz speziell im Recruiting.
00:02:01: Das heißt, ich habe sehr, sehr viele Bewerbungsgespräche mit den unterschiedlichsten Zielgruppen
00:02:06: angefangen von klassischer IT bis Marketing bis hin zu Salesstellen, also eine bunte Mischung
00:02:12: und ja, ganz klassisch im Personalmanagement.
00:02:14: Okay, ich glaube Vorstellungsgespräche werden auch nochmal so richtig spannend für unser Thema.
00:02:18: Ja. Herr Busel, Sie sind selbstständig, oder?
00:02:21: Genau, ich bin selbstständig, war die letzten Jahrzehnte eigentlich im Management von IT-Unternehmen
00:02:27: und bin jetzt Berater eben für Personen im Management von IT-Unternehmen, die hier auf
00:02:34: den deutschen Markt wollen oder organisatorische Änderungen durchführen möchten.
00:02:39: Vorstellungsgespräche sind für Sie auch irgendwie ein Thema, oder?
00:02:41: Vorstellungsgespräche waren für mich eigentlich ein häufiges Thema, sind es mittlerweile auch wieder.
00:02:47: Das heißt, also ich kümmere mich auch drum, dass vor allem kleine Unternehmen erste Mitarbeiter finden.
00:02:53: Typischerweise Geschäftsführer, aber auch mal ein Vertriebsmitarbeiter oder Marketingmitarbeiter
00:02:59: ist aber eher ein Nebenthema.
00:03:01: Okay, aber mal so die grundsätzliche Frage an Sie beide.
00:03:05: Bemerkten Sie diese Unterschiede, die ich gerade so plakativ dargestellt habe?
00:03:09: Bemerkten Sie die auch in Ihren Jobs?
00:03:11: Vielleicht fangen Sie einfach mal an, Frau Kummer.
00:03:13: Ich merke schon sehr stark, weil ich ja mit den unterschiedlichsten Personengruppen zu tun habe.
00:03:18: Einerseits bei den Vorstellungsgesprächen, auf der anderen Seite natürlich auch im täglichen Arbeitsleben.
00:03:23: Also einerseits, wir sind grundsätzlich ein sehr junges Unternehmen, haben wir aber auch eine ältere Altersstruktur
00:03:29: und hier erkennen wir die Unterschiede, sag ich mal, wenn es darum geht.
00:03:32: Work-Life Balance wie vorhin schon erwähnt sehr, sehr stark, aber auch, wie bereit bin ich dazu,
00:03:37: beispielsweise über Stunden zu machen oder auch beispielsweise in den Vorstellungsgesprächen.
00:03:42: Inwiefern, sag ich mal, diese Work-Life Balance wichtig ist oder auch Thema für Tageswoche.
00:03:47: Also man merkt sowohl in den Vorstellungsgesprächen als auch im täglichen Arbeitsleben die Unterschiede.
00:03:52: Haben Sie noch Vorstellungsgespräche mit älteren Menschen?
00:03:55: Ja, habe ich auch.
00:03:57: Und die haben sich inzwischen an diese Forderungen angepasst oder sind die irgendwie anders?
00:04:03: In gewisser Art und Weise angepasst, kann man schon sagen.
00:04:06: Also ich sage mal oftmals schön, die ältere Generation, auch bei manchen Trends, mit.
00:04:11: Aber grundsätzlich hat man hier schon noch die altbewerten Werte, die die auch mittragen.
00:04:16: Merkt man auch bei den Vorstellungsgesprächen.
00:04:18: Da wird weniger häufig nach einer Vier-Dages-Woche gefragt oder weniger häufig nach,
00:04:22: ja, wie sieht die Kernzeit aus oder ab wann kann man Feierabend machen?
00:04:25: Das hat man weniger.
00:04:26: Aber grundsätzlich...
00:04:28: Was fragen die Statisten?
00:04:30: Ziele, was sind typische Ziele, Zielvereinbarungen, wie kann ich meine Ziele erreichen?
00:04:34: Sehr zielorientiert, muss ich sagen.
00:04:36: Sehr zielorientierte Fragen auch.
00:04:38: Allgemein auch Teamgedanke, also wie ist das Team strukturiert oder allgemein die Strukturprozesse.
00:04:44: Also sehr prozesslastig, wenn ich das so sagen kann.
00:04:47: Also die wollen wissen, wie die Arbeit sich dann anfühlen.
00:04:49: Genau, genau.
00:04:50: Also die wollen wirklich die Hintergründe.
00:04:51: Wie läuft es im Unternehmen ab?
00:04:53: Was sind die Prozesse, Strukturen oder was sie sich einlassen?
00:04:56: Aber dieser Sicherheitsgedanke ist schon sehr stark hier auch verankert.
00:05:00: Wie ist das bei Ihnen, Herr Bussel?
00:05:02: Ja, ich kann mit dem eigentlich ziemlich anschließen.
00:05:05: Also ich sehe schon eklatante Unterschiede auch zur Einstellung zur Arbeit.
00:05:09: Das heißt also die Generation, die schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist,
00:05:13: so eine Generation aus der Boomerzeit, die nehmen die Arbeit wesentlich ernster.
00:05:21: Das heißt also so Ideen wie Work-Life Balance kommen schon auch vor.
00:05:25: Aber die Einstellung ist schon da, dass man Dinge fertig machen will.
00:05:31: Also man hat schon den Ehrgeiz Dinge korrekt zu machen, Dinge richtig zu machen.
00:05:35: Das finde ich in dieser Generation häufiger als in der jüngeren Generation.
00:05:39: Dort ist man schon stark auch darauf aus, das Thema Work-Life Balance von Anfang an zu leben.
00:05:47: Und hat nicht mehr dieses Commitment, Karriere zu machen.
00:05:51: Solche Themen kommen schon auch vor.
00:05:53: Aber ist nicht mehr die Regel.
00:05:56: Sondern man möchte schon auch sehr stark seine Persönlichkeit in Vordergrund stellen
00:06:03: und ist nicht bereit, viel zu opfern für den Arbeitgeber.
00:06:08: Also die Krankheitstage sind bei jungen Menschen häufiger, die nicht mehr als bei älteren.
00:06:14: Also da bleibt ein Ehrheim.
00:06:16: Das muss ich sagen, ist bei uns tatsächlich nicht davon.
00:06:19: Also ich finde es nämlich auch gerade sehr überraschend.
00:06:22: Es ist wahrscheinlich von Unternehmen zu Unternehmen auch so unterschiedlich.
00:06:26: Kann ich allerdings nicht bestätigen, dass das bei uns auch ist.
00:06:29: Aber es hängt auch sehr oftmals von der Unternehmenskultur wahrscheinlich ab, was vorgegeben wird.
00:06:34: Aber kann ich in dem Sinne nicht untersteigen.
00:06:37: Also scheint Krankheitstage nicht unbedingt irgendwie so was Signifikantes für eine Generation zu sein.
00:06:42: Aber dieser Leistungsgedanke und dieses "Ich will die Firma, ich will das Projekt,
00:06:47: ich will die Arbeit fertig machen" ist bei den einen im Vordergrund, bei den anderen ist,
00:06:50: "Hey, ich stelle meine Arbeitskraft zur Verfügung, was bietest du mir dafür?"
00:06:55: Kann man das so zusammenfassen?
00:06:57: Nicht ganz ehrlicherweise.
00:07:00: Also ich finde, dass unsere Generation auch sehr leistungsbereit ist bis zu einem gewissen Grad.
00:07:05: Und das ist eben dieser Unterschied.
00:07:06: Also wir geben meiner Meinung nach auch immer 100 Prozent,
00:07:10: versuchen die Projekt jetzt fertig zu machen, aber haben immer im Blick oder diesem Weitblick,
00:07:14: bis zu welchen Grad kann ich das in einem gesunden und nachhaltigen Ausmaß forenden.
00:07:19: Und ich glaube, das ist so dieser tragende Unterschied.
00:07:21: Also wir sind auch sehr zuverlässig, sehr fleißig, auch Projekte fertig zu machen,
00:07:26: haben aber immer, sag ich mal, dieses ganzheitliche.
00:07:29: Das heißt, wie schaffe ich meine Projekte, wie nachhaltig schaffe ich sie
00:07:33: und wie effizient schaffe ich diese Projekte.
00:07:36: Und ich glaube, das ist so dieser Unterschied, dass unsere Generation sehr viel nachhaltiger
00:07:41: und mit diesem ganzheitlichen Gedanken an diese Dinge herangeht.
00:07:44: Und auch schon mal fordert, damit ich dieses Ziel erreiche, brauche ich jene Bedingungen.
00:07:50: Also pass auf, ich brauche einen neuen Rechner, weil dieser stürzt mir ständig ab.
00:07:54: In diesem Sinne, meine ich jetzt.
00:07:56: Also auf jeden Fall fordernd in dem Sinne zu sagen, ich brauche eine längere Timeline,
00:08:01: um dieses Projekt fertig zu machen, beispielsweise, dass man sagt, ja, man muss das Projekt ende,
00:08:06: zum Beispiel um eine Woche verlängern, einfach um das nachhaltig, sag ich mal, fertig zu bringen
00:08:10: und um auch die Ressourcen zu schonen, also das in diesem Sinne.
00:08:13: Oder ich brauche zusätzlich diesen Rechner oder zusätzlich dieses Software-Tool.
00:08:17: Das ist schon ein Thema, dass man zusätzlich einfordert.
00:08:20: Aber nur in dem Sinne, dass man effizienter, schneller, digitaler wird.
00:08:23: Das ist ja bei uns ein sehr großes Thema, diese Digitalisierung.
00:08:26: Unsere Generationen möchte schnell sein, effizient und in dem Sinne fordern wir natürlich auch
00:08:32: manche Tools oder manche Themen oder Hardware, je nachdem ein.
00:08:36: Die vielleicht so mancher Bomen auch gar nicht kennt.
00:08:38: Genau, das kann ich unterstreichen.
00:08:41: Herr Bussel, wenn Sie das jetzt hören, wie geht es Ihnen damit?
00:08:44: Erkennen Sie sich wieder, erkennen Sie Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten wieder?
00:08:48: Ja, die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen in meiner Generation selbst ausgebotet haben,
00:08:54: die ist höher als sie jetzt ist.
00:08:56: Um das mal so zu sagen, ob man das jetzt nachhaltiger nennt oder wie auch immer,
00:08:59: das war auch nicht immer effizient, was dort getan wurde.
00:09:03: Es gab dort auch immer Situationen, wo lange Arbeitszeiten die Regel waren,
00:09:08: wo der Gruppendruck hoch ist und ich denke, diese Situationen hatten jetzt nicht mehr.
00:09:12: Ich hoffe, dass natürlich die Rate der Burnout-Symptome dann auch geringer wird.
00:09:17: Aber ich denke, die Grundeinstellung zur Arbeit, die ist eine andere.
00:09:20: In der Situation vor 30, 40 Jahren war es in vielen Jobs so,
00:09:25: dass man froh war, überhaupt etwas gefunden zu haben.
00:09:28: Das ist, denke ich, anders und das Selbstverständnis.
00:09:30: Der Bewerber ist auch anders, weil sie natürlich wissen,
00:09:34: dass es auf jeden Bewerber mehrere offene Stellen gibt.
00:09:37: Was mir natürlich einfacher macht, mich im Arbeitsleben durchzusetzen,
00:09:41: eigene Ziele durchzusetzen.
00:09:43: Und ich würde das vielleicht mal ein bisschen vor der Grund stellen,
00:09:46: dass sich die Umgebung ganz anders darstellt als nach einigen Jahrzehnten,
00:09:51: wo man wirklich zum Teil alles nehmen musste, was da kam
00:09:55: und dann auch nichts die Möglichkeit hatte,
00:09:57: irgendwie einen Auftrag abzuweisen oder sich dem Arbeitgeber gegenüber zu positionieren,
00:10:04: so sagen, das mache ich jetzt nicht.
00:10:05: Das können wir vielleicht tatsächlich mal an Ihrer Beiderbiografie
00:10:09: ein bisschen abarbeiten.
00:10:10: Also, wenn wir mal schauen, als Sie sich für Ihren Beruf entschieden haben,
00:10:14: welche Kriterien waren Ihnen denn damals wichtig?
00:10:16: Weil wir waren es wirklich so, also das ist nicht ganz zutreffend,
00:10:20: dass ich mich für den Beruf entschieden habe, weil die Nachfrage ist so.
00:10:24: Ah, okay, stimmt.
00:10:25: Also, Artiller, zu der Zeit waren die Rah gesät.
00:10:28: Das heißt, Sie konnten auch Bedingungen stellen.
00:10:30: Aber ich sah das natürlich an vielen Studienkollegen und vielen Freunden,
00:10:34: sowohl im sozialwissenschaftlichen Bereich.
00:10:36: Damals gab es eine Lehrerschwämme,
00:10:38: da gab es dort auch immer wieder große Probleme im produzierenden Gewerbe,
00:10:43: sodass auch Ingenieure arbeitslos waren und sich bewerben mussten auf Stellen,
00:10:47: die weiter weg waren.
00:10:48: Und die hatten dann schon diesen massiven Druck, überhaupt was zu finden
00:10:53: und hatten dann natürlich auch immer wieder Situationen im Arbeitsleben,
00:10:57: wo sie Dinge machen mussten, die jetzt nicht erfreulich sind
00:11:01: und wo man sich dann massiv anstrengen musste, um sie überhaupt zu positionieren
00:11:06: und natürlich auch diese Karrierewünsche oder soziale Druck da entstand,
00:11:10: füllen zu können.
00:11:11: Und da hat man natürlich wesentlich mehr auch diesen Karrieregedanken im Vordergrund gehabt,
00:11:17: als das Thema Wirklich-Balance.
00:11:19: Einfach um sich auch von anderen zu unterscheiden wahrscheinlich?
00:11:23: Um sich von anderen zu unterscheiden,
00:11:25: beziehungsweise um überhaupt im sozialen Umfeld bestehen zu können.
00:11:28: Was war denn da genau mit?
00:11:30: Arbeitslos zu sein war natürlich auch immer ein hoher Szenario.
00:11:33: Genau, weil es war ja dieses Damokless-Schwert,
00:11:36: wenn du halt nicht funktionierst in diesem Job, dann ist er halt weg.
00:11:40: Genau.
00:11:41: Wie reden davon, wann sind Sie ins Berufsleben eingetreten?
00:11:43: Ich bin ins Berufsleben eingetreten, 87.
00:11:46: Also das war so eine Zeit, in der eben die IT boomte,
00:11:51: aber in der es natürlich auch bestimmte Berufsgruppen gab,
00:11:55: in denen es nicht einfach war, was zu finden.
00:11:57: Bei Ihnen war das schon ein bisschen anders?
00:11:59: Ja, also bei mir, ich bin ja mit der Digitalisierung groß geworden,
00:12:03: mit Handy, Smartphone, Tablet, Computer.
00:12:07: Da hatte ich damals schon die Möglichkeit, mich sehr intensiv zu informieren,
00:12:10: was möchte ich, in welche Richtung möchte ich beruflich gehen.
00:12:13: Und konnte mich da, sage ich mal, so ein bisschen reintesten,
00:12:16: auch im Rahmen des Studiums aufgrund von verschiedenen Lehrveranstaltungen,
00:12:20: konnte ich meinen Interessen nachgehen und haben dementsprechend, sage ich mal,
00:12:23: natürlich auch meinen Beruf gewählt.
00:12:25: Es gibt ja heutzutage so viele Quellen im Internet,
00:12:27: wo man eben lesen kann, welche Berufe sind zukunftsträchtig,
00:12:31: welche Berufe gibt es auch noch in zehn Jahren und so weiter.
00:12:34: Also ich glaube, das war früher halt nicht so.
00:12:37: Welche Kriterien waren Ihnen da wichtig bei der Berufswahl?
00:12:39: Also weil Sie haben jetzt gerade gesagt, was ist zukunftsträchtig?
00:12:42: Und da stellt man ja jetzt der Gen-C eigentlich nicht,
00:12:45: weil Sie können sich ja die Jobs aussuchen.
00:12:47: Also bei mir war es tatsächlich so,
00:12:50: ich wollte einen Beruf, den ich grundsätzlich in jedem Unternehmen ausüben kann.
00:12:54: Zum Beispiel bei mir ist es der Personalbereich,
00:12:56: ich kann grundsätzlich in jedem Unternehmen arbeiten,
00:12:59: das was eine Personalabteilung auch hat.
00:13:01: Das ist mir wichtig, dass ich breit aufgestellt bin.
00:13:04: Das heißt, dass ich mich nicht in eine Nische fixiere bei mir,
00:13:07: weil, warum waren das so wichtig, wollten Sie gleich wieder kündigen können?
00:13:11: Ja genau, das ist das Vorurteil natürlich.
00:13:13: Ja genau, deshalb jetzt mal hier.
00:13:15: Ich glaube, um so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln.
00:13:18: Also dieses breite Spektrum an Wissen, was wir uns aneignen möchten,
00:13:23: ich glaube, das zeichnet auch unsere Generation auch aus.
00:13:26: Nicht nur in eine Nische zu sehen,
00:13:27: das heißt nicht nur Plan A zu verfolgen,
00:13:30: sondern auch Plan B zu verfolgen.
00:13:32: Das heißt auch in mehrere Richtungen zu denken,
00:13:34: den Weitblick wie vorhin schon erwähnt.
00:13:36: Ich glaube, das zeichnet uns schon sehr stark aus.
00:13:39: Und das war mir damals sehr wichtig, breit aufgestellt zu sein
00:13:42: und auch in den verschiedenen Bereichen Experte zu sein.
00:13:46: Und zweiter Punkt, der mir auch enorm wichtig war,
00:13:49: bei der Berufswahl, war ein Umfeld, wo ich auch Flexibilität habe.
00:13:53: Flexibilität in dem Sinne Home Office.
00:13:56: Das heißt, von zu Hause aus arbeiten zu können,
00:13:59: aber auch im Unternehmen arbeiten zu können.
00:14:01: Also dieses hybride Arbeitsmodell, was aktuell sehr bekannt ist.
00:14:05: Und diese Flexibilität habe ich eben dann in diesem Beruf gefunden.
00:14:09: Haben Sie sich auch Gehaltslisten angeschaut vorher?
00:14:12: Natürlich, das ist natürlich auch der Vorteil von unserer Generation.
00:14:15: Als ich ins Berufsleben eingestiegen bin,
00:14:17: da gab es ja schon zahlreiche Portale im Internet,
00:14:19: wo man Gehaltsranges, Gehaltslisten, Gehaltsbänder ansehen kann.
00:14:23: Natürlich sieht man sich das vorab an, bevor man einem Beruf wählt.
00:14:27: Und das ist, sag ich mal, auch der Vorteil.
00:14:29: Wir sind schon damit aufgewachsen.
00:14:31: Das heißt, wir haben schon eine ganz andere Rangensweise,
00:14:34: wie wir in Gehaltsverhandlungen reingehen,
00:14:36: als jetzt zum Beispiel frühere Generationen,
00:14:38: was unglaublich spannend auch ist.
00:14:41: Wie war das bei Ihnen?
00:14:42: Wussten Sie, was man so verdienen kann in Ihrer Branche,
00:14:44: als Sie angefangen haben zu arbeiten?
00:14:46: Nein, also die Informationen waren bei Weitem nicht da.
00:14:50: Also da war wirklich überhaupt keine Transparenz da,
00:14:53: was Gehälter angeht.
00:14:55: Da war auch die Gehaltsrange enorm
00:14:58: von kleinen mittelständischen Unternehmen bis zu großen Konzernen.
00:15:02: Das war zum Teil mehrfaches der Gehälter
00:15:04: und das war überhaupt nicht transparent.
00:15:07: Und auf der anderen Seite war natürlich auch der Druck hoch,
00:15:09: schnell was zu finden.
00:15:10: Also die Situation war bei Weitem nicht so angenehm,
00:15:14: wie für viele junge Menschen heute.
00:15:16: Wobei man das, denke ich, auch nicht generalisieren darf.
00:15:19: Was meinen Sie damit, dass Sie irgendwie nach dem Studium...
00:15:22: Genau, nach dem Studium war...
00:15:24: ... Sie haben gleich Geld verdienen müssen,
00:15:26: weil die Miete halt zu zahlen war.
00:15:27: Also nach dem Abitur war entweder arbeiten oder Studium,
00:15:31: ein freies Jahr oder so was.
00:15:33: Die Idee gab es nicht.
00:15:34: Also das gab es vielleicht als bezahltes soziales Jahr.
00:15:37: Damals war Bundeswehr noch Thema.
00:15:39: Also da war der Wert gegangen,
00:15:42: auch aller Freunde, die ich habe,
00:15:44: aller Kolleginnen und alle Mitschüler, immer identisch.
00:15:47: Also man macht fertig.
00:15:49: Und wer nicht zur Bundeswehr muss,
00:15:51: der fängt sofort an zu studieren.
00:15:52: Wer zur Bundeswehr rauskommt, fängt auch sofort an zu studieren.
00:15:56: Man versucht natürlich möglichst,
00:15:57: dass das Studium auch so zügig wie geht.
00:16:00: Also da war der Druck dann doch nicht so hoch.
00:16:03: Also jeder hat sich schon irgendwie auch
00:16:05: im Studium noch ein bisschen amis-mau gegönnt.
00:16:07: Da hat man sich ein freiwilliges soziales Jahr gegönnt.
00:16:10: Genau, und man sieht das soziale Jahr auf diese Weise gegönnt.
00:16:13: Und während das Studium eigentlich zu Ende war,
00:16:16: dann gab es eben Jobbörsen.
00:16:18: Beziehungsweise man hat einfach Zeitungen gekauft.
00:16:20: Und der Jobteil der Zeitungen war ein halbes Telefonbuch.
00:16:24: Und da ist man dann einfach durchgegangen.
00:16:26: Und dann hat sich eine ganz andere Welt,
00:16:28: und dann hat man da hingeschrieben.
00:16:30: Da hat man das in Lebenslauf ausgedruckt
00:16:32: und in teure Matten verpackt, dort hingeschickt.
00:16:35: Und dann gehofft, dass die nächsten 2, 3 Wochen
00:16:37: sich jemand meldet.
00:16:38: Und man dann eine persönliche Einladung kriegt.
00:16:41: So eine Bewerbung hat richtig Geld gekostet, ne?
00:16:43: Ja, das richtig.
00:16:44: Und dann war es durch die teure Matten,
00:16:46: und es war mühselig.
00:16:48: Auch im Ablauf natürlich ganz anders.
00:16:50: Und weil das wesentlich schwieriger war,
00:16:53: überhaupt zu verstehen, was die Firmen machen.
00:16:56: Das ist vielleicht auch der große Unterschied.
00:16:58: Sie lesen eine Zeitungsanzeige mit dem Firmennamen.
00:17:01: Und sie haben kein Internet.
00:17:03: Genau.
00:17:04: Wenn man sich mal eben so was macht, was die tun,
00:17:06: dann muss man hinfahren und dann fragen,
00:17:08: was macht ihr denn eigentlich da?
00:17:10: Und damit war natürlich auch der Druck hoch.
00:17:13: Das heißt, wenn man sich jetzt 10, 20 Mal beworben hat
00:17:16: und hat da eine oder vielleicht zwei Zusagen bekommen
00:17:19: für ein Bewerbungsgespräch und da hat eins geklappt,
00:17:22: dann hat man das genommen.
00:17:24: Also da war nicht die Alternative da.
00:17:26: Ich gucke da erstmal,
00:17:28: und wenn es mir nicht gefällt, gehe ich woanders hin.
00:17:30: Sondern da war der Druck hoch, zu sagen, du musst jetzt dort bestehen,
00:17:34: du musst jetzt dort 2, 3 Jahre Berufserfahrung sammeln.
00:17:37: Und das war auch die Einstellung.
00:17:39: Also dieses Selbstwertgefühl, das heute junge Menschen haben,
00:17:42: weil sie wissen, sie kriegen jederzeit was, das war da nicht da.
00:17:45: Also man musste sich beweisen.
00:17:47: Und auch in der Arbeitswelt, die einem neu war
00:17:51: und wo schon auch nicht unbedingt immer Druck, aber schon Druck da war.
00:17:56: Wissen Sie noch gegen, wie viele Konkurrenten
00:17:58: Sie sich bei Ihrem ersten Job durchgesetzt haben?
00:18:00: Oh, das weiß ich gar nicht mehr,
00:18:02: aber es gab schon etliche Bewerber dort, die nicht so oft gefragt haben.
00:18:05: Obwohl Sie so ein Spezialist waren?
00:18:06: Ja, also es gab schon auch immer dort Unternehmen, die begehrt waren,
00:18:10: wo man nicht so schnell unterkam.
00:18:12: Aber witzig fand ich jetzt gerade diesen Gedanken,
00:18:15: dass dieses freiwillige soziale Jahr oder dieses Jahr nach dem Abi,
00:18:18: das war irgendwie nicht angesagt.
00:18:20: Warum war das nicht angesagt?
00:18:22: Hat sich da in den Köpfen jetzt was getan?
00:18:24: Weil ich glaube, der Anteil der, ich sag mal, Studienabsolventen,
00:18:29: die ein finanzkräftiges Elternhaus haben,
00:18:32: dürfte ungefähr gleich groß geblieben sein.
00:18:34: Also leisten können, hätten sich's wahrscheinlich die Leute damals auch,
00:18:38: also genau so viel Prozent eines Jahrgangs wie heute auch.
00:18:42: Also ich kann nur vermuten, warum das so ist,
00:18:44: aber ich denke einer der Ursachen,
00:18:46: wieso die Arbeitswelt so ist, wie sie ist
00:18:48: und wieso die junge Generationen reden,
00:18:50: warum diese Menschen so agieren und so sind,
00:18:53: ist nur diese ältere Generation.
00:18:55: Das heißt also, meine Generation hat natürlich die Arbeitswelt dort so versucht zu machen,
00:19:00: wie sie heute existiert, die Ziele zu setzen
00:19:03: und vor allem die Kinder so zu erziehen,
00:19:05: dass sie diese Ziele haben.
00:19:07: So, und wenn man natürlich dann irgendwie immer darauf hinweist,
00:19:10: ich kenn den mit Burnout und der ist unfair behandelt worden,
00:19:15: darf sich natürlich nicht wundern,
00:19:17: wenn junge Menschen das dann auch aufnehmen
00:19:19: und dann, okay, ich mach das anders
00:19:21: und ich nehme dann einfach ein Jahrzeit,
00:19:24: weil alle anderen das machen.
00:19:26: Also der Grund ist ja nicht unbedingt,
00:19:28: dass das eine ganz klare Überzeugung ist,
00:19:31: das heißt, es ist auch ein gewisser sozialer Druck,
00:19:33: wenn alle nach Asien fahren, nach dem Abi oder bei Realschülern,
00:19:38: ist es wahrscheinlich eher weniger,
00:19:40: Abi zur Renten ist es wahrscheinlich eher so ein Thema,
00:19:42: dann will man das natürlich auch,
00:19:44: man möchte da nichts zurückstehen
00:19:46: und ich denke, dieses soziale Umfeld
00:19:48: ist schon auch von der Elterngeneration geschaffen,
00:19:51: die das als Ziele vorgeben
00:19:53: und zum Teil auch finanziell unterstützen,
00:19:56: beziehungsweise ich sehe das bei Freunden der Kinder,
00:20:00: die finanziell nicht so gut gestellt sind,
00:20:02: die das natürlich zum Teil hart trifft.
00:20:04: Das ist so, dass es natürlich in gewisser Weise auch spaltet,
00:20:08: dass die Generationen, die jetzt aus diesem Arbeitsmarkt
00:20:12: zum Teil schon ausscheidet
00:20:14: oder dort in Seniorenpositionen ist,
00:20:16: in Führungspositionen ist, Handwerksbetriebe hat
00:20:19: und sich das leisten kann, die Kinder anhalten,
00:20:23: nicht so viel zu arbeiten.
00:20:25: Also im Prinzip sollen die Kinder
00:20:27: aus den Fehlern der Eltern lernen, hör ich daraus?
00:20:30: Ich denke, das ist natürlich eine Sache,
00:20:32: die kann ich wieder wissenschaftlich beweisen.
00:20:34: Nimi, aber das ist so ein Gefühl, dass Sie haben.
00:20:36: Das ist so ein Gefühl, das ich natürlich habe.
00:20:38: Dass Sie Ihren Kindern vielleicht auch mitgehen.
00:20:40: Wo man dann, ja, was auch meine Kinder betrifft
00:20:42: und beziehungsweise die Freunde der Kinder betrifft,
00:20:44: die alle ähnlich ticken und sagen,
00:20:47: ich möchte schon, irgendwie,
00:20:50: wollten wir auch ein gutes Leben haben
00:20:52: und das gute Leben halt so definieren,
00:20:54: dass man sagt, ich möchte dort weniger arbeiten
00:20:57: und mehr Freizeit haben.
00:20:59: Und das war bei meinem Horizont damals als junger Mensch
00:21:02: eigentlich keine Rolle spielte.
00:21:04: Also die Arbeitszeit war bei mir zur Zeit der Berufswahl
00:21:08: nie ein Thema.
00:21:10: Also wir waren auch nicht bewusst, ob man da 40 Stunden
00:21:12: oder 50 oder 60 arbeiten muss.
00:21:14: Das war überhaupt kein Thema.
00:21:16: Man wollte einen Job, man wollte einen guten Job,
00:21:18: irgendwie mit Karriereaussichten, was Interessantes.
00:21:20: Das war ganz klein vor der Grund.
00:21:22: Und weitere Themen, wie Work-Life Balance
00:21:25: oder Homeoffice, das existierte nicht.
00:21:28: Allein die Begriffe existierten gar nicht.
00:21:31: Und Leute, die 50, 60 Stunden gearbeitet haben, waren wichtig.
00:21:34: Genau, genau.
00:21:36: Man hatte natürlich auch die Prioritäten so gesetzt,
00:21:39: dass man dort so hohe soziales Erholung hat.
00:21:42: ansehen hatte, wenn man viel arbeitete. Das galt für Handwerker genauso wie für Akademiker.
00:21:47: Also wie lange im Büro war oder lange Arbeitszeiten, das war was Positives.
00:21:52: Frau Kummer, Sie schütteln die ganze Zeit mit den Kopfschwitzen.
00:21:56: Ich finde diese Entwicklung sehr, sehr spannend, weil wir gerade vorhin auch gesprochen haben
00:22:00: von einem Jahr in Ausland, ein freiwilliges soziales Jahr. Ich finde in dem Sinne spannend,
00:22:05: weil wenn wir als Recruiter, also wir als Personal dann nun einen Lebenslauf sehen,
00:22:09: ich finde das ehrlicherweise als Pluspunkt, wenn jemand mal im Ausland war, eine Sprache
00:22:14: gelernt hat, wenn jemand sich weiterentwickelt hat, wenn jemand kulturell aufgeschlossen ist,
00:22:19: diese Offenheit. Heutzutage ist das ehrlicherweise mehr ein Pluspunkt, wenn man mal wirklich
00:22:24: seinen Horizont erweitert hat als jetzt eine Lücke im Lebenslauf. Genau, so hieß es.
00:22:29: In meiner Zeit immer ist es eine Lücke im Lebenslauf. Genau, früher waren das Lücken
00:22:32: im Lebenslauf, jetzt sehe ich das eher so ein Jahr der Bereicherung, wenn man das so nennen kann.
00:22:37: Also man lernt eine Sprache, man lernt eine andere Kultur, man hat den Weitblick. Wie läuft es außerhalb
00:22:43: der Grenzen ab? Und ich finde, das ist enorm wichtig und das merkt man auch in der heutigen
00:22:48: Generation, wie offen und wie der Weitblick auch da ist im täglichen Arbeitsumfeld. Und wir
00:22:55: werden ja auch immer internationaler. Viele Kulturen sind im Arbeitsleben, man spricht auf Englisch,
00:22:59: viele Unternehmenssprachen haben schon auf Englisch umgestellt. Deswegen, ich sehe das wirklich
00:23:03: als Bereicherung, wenn jemand wirklich einen Jahr sagt, so, ich möchte mal weg, ich möchte was
00:23:07: dazu lernen, mich weiterentwickeln und ich glaube, das hat sich jetzt enorm verändert die letzten Jahre.
00:23:13: Weg zur Lücke hin zur Bereicherung und zur Selbstverwirklichung. Aber bei diesem Horizont
00:23:19: erweitern, wie gut kommt es an, wenn jemand schon mit 35, 20 Arbeitgeber in der Liste hat?
00:23:28: Das ist natürlich, da muss man immer prüfen. Also wir als Personaler prüfen immer, warum gibt es
00:23:32: diese Wechselgründe? Oftmals sind es sehr betriebsbedingte Gründe aufgrund einer betriebsbedingten
00:23:38: Kündigung. Oftmals sind es Wechsel, weil die Tätigkeit hat nicht gestimmt, das Team hat nicht
00:23:42: gepasst. Wenn man dann weiter hineinfrägt und aus dem Kandidaten herauskitzelt, warum die Gründe
00:23:48: bestehen, weiß man oft schon ganz gut an. Ja, das ist ein Jobhopper, wie man das heutzutage ja so
00:23:53: gesagt. Oder manchmal können das die Kandidaten auch sehr gut belegen und argumentieren, warum
00:23:58: waren meine Wechsel. Dann klingt das auch oftmals sehr plausibel. Also aus Personaler lernen wir
00:24:02: sehr gut, sich hinein zu versetzen und nachzufragen und intelligent nachzufragen. Und man erkennt
00:24:08: Jobhopper sehr, sehr schnell. Sind aber, sag ich mal, im aktuellen Umfeld sogar etwas weniger
00:24:13: geworden. Es geht schon mehr in Richtung wieder Langfristigkeit. Also seit der Corona-Bandemie,
00:24:18: das bemerke ich sehr stark im Recruiting, dass die Kandidaten oder die Bewerber immer mehr Sicherheit
00:24:23: wollen. Die wollen ein paar Jahre im Unternehmen sein. Die wollen nicht nach einem Jahr wechseln. Also
00:24:28: das hat sich seit der Corona-Pandemie schon sehr stark auch wieder verändert, muss man sagen. Auch
00:24:34: bei den Menschen, also ich komme ja immer ein bisschen durcheinander, bei diesen ganzen Generationen,
00:24:38: wie sich voneinander abgrenzen, sind das jetzt die, die jetzt neu ins Berufslieb im Starten? Oder sind
00:24:44: es die, die schon noch zu dieser Gen Sie gehören? Das sind schon noch die, die zu dieser Gen Sie
00:24:50: gehören. Also die haben sich quasi ausgetobt bzw. haben sich während der sicheren Zeiten, der sicheren
00:24:56: politischen Verhältnisse ausgetobt und jetzt, wo die Lage außen herum wieder unsicherer wird?
00:25:02: Genau, sieht man, das spiegelt sich sehr im Bewerbungsverhalten auch wieder. Und sieht man auch
00:25:10: sehr häufig an den Lebensläufen, dass nach der Corona-Pandemie wirklich lange Stationen im
00:25:15: Lebenslauf waren oder sind, weil sehr, sehr viele den Arbeitgeber geschätzt haben und loyal dem
00:25:20: Arbeitgeber auch gegenüber waren. Das sieht man schon im Nachhinein sehr stark in den Lebensläufen,
00:25:25: ja. Ja, sehr spannend. Wenn Sie jetzt so an Ihren Arbeitsalltag denken und an die jeweils andere
00:25:32: Generationen, gibt es da Konflikte? Gehen Ihnen die boomer tierisch auf den Geist an manchen Stellen?
00:25:37: Ich muss sagen, wir haben das Glück bei uns. Es ist sehr, sehr harmonisch und wir lernen auch sehr
00:25:42: viel voneinander, muss man auch sagen. Einerseits, was man aber schon merkt, die Unterschiede sind,
00:25:49: dass wir die junge Generationen, wir stellen uns Blocker in den Kalender. Das heißt ab 16 Uhr
00:25:54: oder ab 17 Uhr gibt es einen Blocker privat. Das hat man halt bei den boomer Generationen,
00:25:59: die stellen dann halt auch noch Meetings später ein oder auch noch Meetings in den Blocker rein.
00:26:04: Da merkt man einfach, dass wir, sage ich mal, diese Grenzen sehr stark abstecken. Wir sagen,
00:26:09: bis zu dem Grad, bis zu dieser Uhrzeit bin ich erreichbar. Da gebe ich 100 Prozent und die
00:26:13: boomer sind dann noch drüber. Und wenn die jetzt einladen zum Meeting, was machen Sie dann da,
00:26:18: wenn dann bei Ihnen ein Blocker steht? Das kommt ganz auf die Situation oder auf die Thematik
00:26:23: drauf an. Wenn es ein sehr, sehr brennendes Thema ist, dann ist, sage ich mal, sind wir alle oder
00:26:27: unsere Generation auch sehr pflichtbewusst. Das heißt, dann nehmen wir den Termin wahr oder
00:26:31: wir gehen ins Gespräch und sagen, wir können ja morgen in der Früh gleich um acht oder um neun.
00:26:35: Kommunikation ist das sehr, sehr wichtig. Wenn man schon von Konflikten spricht, also ich glaube,
00:26:39: beide Generationen ist die Kommunikation sehr, sehr wichtig und da versucht man einfach,
00:26:44: einen Mittelweg zu finden. Und wenn es jetzt Themen sind, die jetzt nicht brennen oder die jetzt nicht
00:26:48: auf der Prioliste ganz oben stehen, dann kann man das auch gerne verschieben. Ich glaube, da muss
00:26:52: man immer einen Mittelweg finden. Das ist bei den zwei Generationen sehr, sehr wichtig. Wobei die
00:26:57: Prio bei den unterschiedlichen Generationen auch mal unterschiedlich sein kann. Das sei mal dahin
00:27:01: gestellt. Gibt es irgendwas, wo Ihnen die Halsader pocht? Eigentlich nicht. Also ich sehe, dass die
00:27:13: Unterschiede eigentlich geringer sind als die Gemeinsamkeiten bei den Mitarbeitern. Also über
00:27:17: die Altersgrenzen hinweg finden immer die gleichen Charaktere, findet ähnliche Charaktere in jeder
00:27:23: Generation, sodass ich eigentlich nicht sagen könnte, da gibt es Eigenheiten jüngerer Menschen,
00:27:29: die man generell auf alle anwenden kann. Also es gibt langsamere Fahle, Mitarbeiter, die älter
00:27:34: sind und die jung sind. Ich denke, das ist auch relativ harmonisch die Zusammenarbeit. Das hängt
00:27:40: auch an den Charakteren. Sie können immer Teams zusammenstellen, die sie nicht verstehen und ich
00:27:45: sehe auch keine Versionen irgendwo erfahrener Mitarbeiter gegenüber oder andersrum, sondern
00:27:52: ganz im Gegenteil. Also ich sehe auch viele Unternehmen, die ganze Bereiche haben mit überalterten
00:28:00: Mitarbeitern. Also da gibt es Abteilungen, die gehen alle an die 60. Also das ist bei Großunternehmen.
00:28:06: Weil kein Nachwuchs nachkommt. Also der Nachwuchs ist zum Teil sehr rare. Die Mitarbeiter können
00:28:12: sich es aussuchen. Es gibt Bereiche, die sind halt nicht so attraktiv und die tun sich unheimlich
00:28:18: schwer dort Nachwuchs zu finden. Und dort sind junge Mitarbeiter gern gesehen. Also das ist
00:28:24: überhaupt gar keine Frage. Und dann gibt es andere Bereiche, die halt sehr begehrt sind und da sind
00:28:29: dann zum Teil erfahrene Mitarbeiter sehr gern gesehen, die einfach dann ein bisschen helfen
00:28:33: können und sagen können, komm wir mal langsam. Das hatten wir alles schon mal. Wir kommen jetzt
00:28:37: machen wir langsam die Erfahrenden. Sagen dann die Erfahrenden, weil sie Fehler vermeiden können.
00:28:44: Oder andersrum, da muss ein bisschen Gas geben. Das wird nicht so einfach. Also ich sehe da schon
00:28:50: den großen Ausgleich. Aber Sie haben einen Lebenssatz erwähnt. Ein sehr großen Problem ist
00:28:55: der Mitarbeitermangel. Die Jungen werden einfach wenig. Und das ist eines der ganz großen Probleme,
00:29:01: wo man natürlich um Mitarbeiter bult, beziehungsweise dort auch Zugeständnisse macht, die manchmal schon
00:29:08: ein bisschen über die Grenzen dessen gehen, was sinnvoll ist jetzt nicht nur finanziell, sondern
00:29:13: auch von der Arbeitszeit oder von dem, was man an Zusatzleistungen anbietet oder was man durchgehen
00:29:19: lässt, weil man immer Angst hat, Mitarbeiter dort zu verlieren. Recruiting ist teuer. Das kostet
00:29:24: ja Geld, da neu hinzufinden, so dass viele Personen im Management dann schon auch mittlerweile
00:29:31: Probleme haben, weil sie Zugeständnisse machen müssen bis zu einem Punkt, wo sie selber ihre
00:29:36: Ziele dann nicht mehr erfüllen können. Und da wird es dann kritisch. Aber der Grund ist... Kann man das
00:29:41: einem Beispiel festmachen? Also ich stelle mir vor, dass es irgendwelche Vergünstigungen in den
00:29:46: Verträgen gibt, die über 50-Jährigen dann nicht haben. Erstens das. Und zum zweiten ist der
00:29:51: Mitarbeitermangel halt so eklatant. Gerade in der IT-Industrie, wir haben in München viele
00:29:55: oder alle großen Multistie natürlich wesentlich höhere Gelder zahlen können für gute Mitarbeiter
00:30:01: als ein mittelständisches Unternehmen. Und von daher müssen sie dann eh schon Zugeständnisse
00:30:06: machen oder Abstriche machen, was die Qualifikation der Mitarbeiter angeht, die übrigens auch aus
00:30:13: meiner Sicht nicht besser geworden ist, über die Generation hinweg. Und wenn man dann diese
00:30:18: Abstriche macht und jemand sagt, ich möchte aber eine Viertagewoche und ich möchte einen
00:30:23: Einzelbüro, weil ich habe einen Hund, den möchte ich mitnehmen. Es kommt ab und zu vor,
00:30:27: dass der Hund krank ist und dann komme ich halt nicht. Dann wird das so ein Punkt erreicht und
00:30:31: man sagt, das muss nicht unbedingt sein. Und solche Stilblüten hat man halt dann. Ich sage mir,
00:30:37: das ist ganz klar Stilblüten, weil das nicht die Regel ist. Das führt aber doch Neid. Ja,
00:30:42: das würde nicht sagen Neid, sondern das ist eher Unmut. Weil andere Mitarbeiter dann natürlich
00:30:48: diese Arbeitsleistungen bringen müssen, die so einen neuen Mitarbeiter in Anführungszeichen
00:30:53: nicht erbringen kann. Ich möchte es aber nicht am Alter festmachen, sondern am Mitarbeitermangel,
00:30:58: weil sie haben sich verähtert mit Mitarbeitern. Also auch, dass sie da Abstriche machen,
00:31:02: der so qualifiziert ist eigentlich nicht. Aber ich finde ja gar keinen, besser als gar nichts,
00:31:08: jetzt ist es immer noch. Ich halte den als ich muss mir einen neuen suchen. Aber das ist ja
00:31:13: grundsätzlich der Grund, weshalb die Genzi Forderungen stellen kann. Also es gibt halt weniger. Ja,
00:31:19: also ich sage mal in unserer Generation, man kann sich den Job halt wirklich aussuchen. Also
00:31:24: man hat viele Kandidaten, haben 4, 5, 6 Angebote gleichzeitig und dann entscheidet sich da jene
00:31:29: natürlich für oder gegen ein Angebot und dann wiegt man halt, wer hat die besseren Benefits,
00:31:34: wo sind die besseren Sozialleistungen, wo stimmt vielleicht das Teamunter-Aufgabenbereich besser,
00:31:38: wo kann ich mir mehr weiterentwickeln. Da gibt es ganz viele Punkte, die da natürlich auch mit
00:31:43: rein spielen. Aber ja, der Arbeitsmarkt hat sich verändert, weg von "Ich muss mich bewerben",
00:31:49: mittlerweile schreiben wir als Unternehmen die Kandidaten an. Also wir machen das über sehr,
00:31:53: sehr viele Karriere-Netzwerke, wie beispielsweise LinkedIn oder Xing, dass wir wirklich Kandidaten
00:31:58: aktiv anschreiben. Und das hat sich sehr stark geändert. Also mittlerweile müssen Bewerber
00:32:04: oftmals nicht einmal mehr einen Lebenslauf schicken müssen. Was macht das dann jetzt mit dem
00:32:08: Arbeitsmarkt? Macht es Ihnen gerechter oder wohin geht die Reise? Was muss ich ändern die nächsten
00:32:14: zehn Jahre, damit alle Leute möglichst zufrieden miteinander arbeiten können? Das ist eine gute
00:32:20: Frage, wenn ich in die Zukunft sehen könnte. Nein, Spaß beiseite. Ich glaube, man muss einfach
00:32:26: als Unternehmen flexibler werden. Flexibler werden mit der Veränderung mitgehen. Ich bin ganz ihrer
00:32:32: Meinung, man kann nicht mit allen Punkten mitgehen, man kann nicht den roten Deppich ausrollen, das
00:32:36: ist nicht möglich. Man muss da glaube ich einen guten Mittelweg finden aus, was kann ich dem Kandidaten
00:32:40: bieten, was ist im Rahmen des Möglichen. Und ich glaube, da ist ein Mittelweg sehr, sehr wichtig
00:32:47: zu finden als Unternehmen. Aber auch, sage ich mal, den Arbeitsmarkt gut zu analysieren, zu
00:32:52: schauen, was wollen die Bewerber im aktuellen Arbeitsmarkt, was sind die Forderungen, welche
00:32:57: Benefits muss ich als Unternehmen anbieten. Hier einfach ab to date sein und hier am neuesten Stand
00:33:02: zu sein. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig. Und Ihre Vision? Das kann ich nur unterstreichen.
00:33:07: Die Unternehmen müssen sich jetzt wesentlich aktiver um die Arbeitswelt auch kümmern. Das war
00:33:13: zu meiner Generation nicht so. Als Unternehmer kümmerte man sich um die Aufträge und dann
00:33:19: im zweiten Schritt um das Arbeitsumfeld. Also es gehört zwar eng zusammen, war immer so,
00:33:24: gute Unternehmer haben immer dafür gesorgt, dass sie einen guten Mitarbeiter, motiviert den
00:33:29: Mitarbeiter, der sich wohlfühlen dort haben und dann entsteht dort gute Leistung. Aber die erste
00:33:34: Priorität war immer, Aufträge zu generieren. Und heute ist es so, dass die Priorität Mitarbeiter
00:33:42: zu finden fast genauso hoch ist, wie die entsprechende vernünftige Auftragslage zu haben. Also da muss
00:33:49: sich vieles ändern und da müssen einige sich auch kreativ zeigen, wie sie denn Mitarbeiter
00:33:56: gewinnen können. Wir kommen jetzt aus einem Bereich, wo Akademiker unterwegs sind. Das gilt aber
00:34:01: genauso gut für jeden Handwerker. Da fasche ich sogar noch umso mehr. Da muss man junge Menschen
00:34:07: überhaupt erst motivieren, so eine Lehre zu machen, in den Handwerksbereich dort einzusteigen. Und
00:34:12: das ist natürlich eine enorme Herausforderung, weil es kostet Zeit, Geld und Kraft, die früher
00:34:19: nicht notwendig war. Und was das dann für Auswirkungen hat auf die Preise von Dienstleistungen,
00:34:25: auf die Preise von Produkten, kann man sich natürlich auch vorstellen, aber vielleicht noch
00:34:30: mal zurück zum Ausgangspunkt. Also ich denke, die jungen Menschen, die heute im Arbeitsmarkt
00:34:34: eintreten, sind genau dergleichen wie die meiner Generation. Aber das Umfeld hat sich sehr stark
00:34:40: geändert, so dass auch deren Ziele und deren Verhalten sich naturgemäß ändert. Beneiten
00:34:46: Sie die manchmal? Beneite ich die? Also denken Sie sich, was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich jetzt
00:34:51: 20 Jahre später oder 30 Jahre später irgendwo eingetreten werde? Ich sehe auch viele Probleme dort,
00:34:55: weil natürlich viele Probleme, die so zu meiner Zeit nicht da waren, auch durch soziale Umfeld
00:35:01: kommen. Das heißt also, wir leben in einer Welt, wo die jungen Menschen in eine Wohlstandsgesellschaft
00:35:07: mit einem enormen Konsumenorientierung reingeboren werden. Und ich denke, das ist natürlich auch
00:35:14: von gewissen Nachteil, weil die Erwartungshaltung so hoch ist. Und ich denke, manche verspüren
00:35:20: diesen Druck schon, auch gerade wenn sie jetzt nicht eine akademische Ausbildung haben in einem
00:35:25: Bereich, der nachgefragt ist, sondern wenn sie sich ein bisschen schwerer tun oder einen bekannten
00:35:30: Kreis haben, der in diesem Wohlstand nicht mithalten kann und dann eben nicht in Urlaub mitfahren kann,
00:35:36: der eben nicht die Toreen Klamotten kaufen kann. Und das ist natürlich schon eine Situation,
00:35:41: wo manche dann so ein bisschen auch ans Überlegen kommen. Ist denn das gut so? Und ich habe schon
00:35:48: manchmal das Gefühl, dass sich auch jüngere Menschen Sorgen machen über die Zukunft,
00:35:53: die ich so aus meiner Zeit nicht kannte. Da haben wir gearbeitet, auch nicht darüber nachdenken können.
00:35:59: Vielleicht haben wir jetzt mehr Zeit, um darüber nachdenken zu können. Also es ist vielleicht
00:36:03: eine Geschichte. Aber die Diskussionen, die ich bei jüngeren sehe über Zukunftsängste,
00:36:09: die waren mir meine Jugend fremd. Da war es nur die Angst um den eigenen Job, um die eigene
00:36:14: Zukunft. Sie haben gerade zustimmend genickt. Also können Sie das bestätigen, machen Sie sich viel
00:36:20: mehr Sorgen um die Zukunft. Müssen Sie es auch, weil die großpolitische Lage ja auch nicht so...
00:36:26: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, aufgrund der Medien und aufgrund dieser Masse an Medien,
00:36:35: die auf uns einfließt, also das heißt jetzt über soziale Medien, bekommt einen Informationsfluss
00:36:40: tagtäglich über unterschiedlichste Kanäle eingespielt und dann passiert hier was und da passiert
00:36:46: was und das ist schon wieder vorgefallen. Und ich glaube, dass das schon sehr dazu beiträgt,
00:36:50: dass wir schon, sag ich mal, skeptischer der Zukunft entgegenblicken. Eben aufgrund dieser
00:36:55: Masse an Medien und Informationen, die wir tagtäglich erhalten. Das war früher, hat man die Zeitung
00:37:00: gelesen und dann war ein Artikel drinnen. Jetzt, wenn man eine Social Media App aufmacht, hat man
00:37:05: ein Zehnartikel zu diesem Thema. Ich glaube, das trägt schon sehr stark dazu bei, dass wir
00:37:10: einfach skeptischer sind und vielleicht auch manchmal mit ein bisschen mehr unbehagender Zukunft
00:37:15: entgegenblicken. Ungekehrte Frage, beneiden Sie die ältere Generation für diese doch relativ
00:37:20: große Sicherheit, in der Sie aufgewachsen sind? Also politische Sicherheit zumindest?
00:37:26: Ehrlicherweise nein. Ich würde nicht tauschen wollen, weil einfach die aktuelle Zeit, was vorher
00:37:34: der Nachteil war, die Medien, bringen auch enorm viel Vorteil. Also man ist, man bekommt sehr,
00:37:40: sehr viel Informationen, die man früher nicht hatte, sei es jetzt für den Beruf, fürs Privatleben,
00:37:45: die persönliche Entwicklung. Und das hatte man damals eben nicht. Damals gab es eben vielleicht eine
00:37:51: Zeitung oder eine Quelle, der man glauben konnte. Mittlerweile kann man auch selber vergleichen.
00:37:56: Man kann abwägen, was ist für mich richtig, was ist für mich als Person, was darf ich glauben?
00:38:00: Und ich glaube, das ist ein enormer Vorteil, heutzutage, dass man sich selber eine Meinung bilden kann,
00:38:05: auch oftmals. Und nee, deswegen, ich würde nicht tauschen wollen. Kommen wir nochmal zurück zu
00:38:12: dieser Vision der zukünftigen Arbeitswelt. Kann man das so zusammenfassen? Ist eigentlich die
00:38:18: Genzi das lebt, was sich die Generationen vorher eigentlich gewünscht hätten? Aufgrund der
00:38:24: äußeren Umstände können sie das jetzt, weil sie einfach weniger sind? Ich denke ja. Also ich
00:38:30: denke, wenn ich so in meine Karriere zurückschau, was ich mir dort gewünscht hätte, dann waren
00:38:36: das Dinge wie Homeoffice, was heute ganz alltäglich ist, was kategorisch nicht möglich war. Genau,
00:38:42: ist mein Kraft. Man muss sich da entsprechend immer Vorwürfe machen lassen, wenn man einen Tag
00:38:48: nicht im Büro ist. Solche Dinge sind wesentlich einfacher geworden. Die Flexibilität und die
00:38:55: Verfügbarkeit von Informationen. Das ist natürlich ein Traum. Also ich kann mich gut erinnern, wenn
00:39:01: ich irgendwelche Informationen haben wollte, dann musste man da anrufen und um Prospekt
00:39:06: bitten und sich das schicken lassen. Das dauert eine Woche. Das sind Dinge, die man sich gar nicht
00:39:12: vorstellen kann oder man hatte keine Hände. Beziehungsweise, die Sie anders herum jetzt genießen.
00:39:17: Die Geniese. Sie kennen den Unterschied noch und wissen, ich tippe jetzt einfach mal diesen Namen
00:39:23: dieser Firma ins Internet ein und dann kriege ich alles, was ich bestelle. Oder ich kann mir was bestellen.
00:39:27: Fasenierend. Also ich kann Preise vergleichen und diese Dinge, die haben natürlich schon enorme
00:39:34: Vorteile. Es haben sich einfach die Rahmenbedingungen verändert von der gesamten Arbeitswelt und ich
00:39:39: glaube jede Generation gestaltet sich seine Arbeitswelt so wie sie will. Ich glaube, das ist
00:39:44: sehr individuell. Wenn sie die Freiheit hat zu gestalten und nicht von äußeren Zwängen geleitet
00:39:50: wird. Genau. Ich fand das war ein sehr spannendes Gespräch. Ich merke schon, man kann auch miteinander
00:39:56: reden. Wir haben es auf jeden Fall gekonnt, hier wunderbar. Ich bedanke mich ganz herzlich bei
00:40:01: Nina Kummer für ihren Besuch, für das schöne Gespräch und bei Karl Brüssel. Danke, dass Sie da waren.
00:40:07: Vielen Dank für die Einladung. Und wir hören jetzt noch mal, was der Präsis der KAB zu unserer
00:40:14: Thematik zu sagen hat. Ich verabschiede mich für heute. Vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum
00:40:19: nächsten Mal, Ihre Präkete Strauß.
00:40:20: Die Schriftstellerin Ayn Rand kreiert in ihren Romanen das Ideal der neoliberalen Wirtschaftsform.
00:40:35: Warermensch war für sie nur der Unternehmer. Nichtunternehmer waren Gelinde gesagt, second-händer
00:40:42: oder gar parasiten. Nach der Logik des Neoliberalismus musste sich der Arbeitnehmer also,
00:40:49: will er nicht parasit sein, zum Unternehmer seiner selbst aufschwingen. Als ich AG ist er gefordert,
00:40:57: um das knappe Gutarbeit zu bohlen sowie zu buckeln. Von seiner Leistung ernährt sich das neoliberale
00:41:05: Unternehmertum, der Mensch zählt nur noch als Human Resource. Die menschlichen Ressourcen wiederum
00:41:12: reguliert der allein seelig machende Markt, auf dem mit menschlichen Talenten gehandelt wird.
00:41:19: So ist der Neoliberalismus in seiner eigene Falle getappt. Der beschworene Markt wendet sich
00:41:27: gegen ihn. Denn der Ego-Kapitalismus schont keine Ressourcen. Um Gewinn zu machen, beutet er sie
00:41:34: aus und entwertet er sie. Wie Ressourcen neu gedeihen, das kümmert die Bilanzbuchhalter nicht.
00:41:40: So lagert man die Ausbildung aus. Man kauft lieber das Fertigprodukt-Facharbeiter ein. Doch dort
00:41:49: wo die Arbeitstichte zunimmt, allein Leistung und Geld das Ansehen bestimmen, gehen die
00:41:56: Geburtsraten zurück. Wenn die Humaner Ressource nicht mehr Mensch sein darf, nicht nachwächst,
00:42:04: wo geht dann die Fachkraft von morgen? So halten die jungen Fachkräfte mit ihrem Ego dem Ego-Kapitalismus
00:42:13: den Spiegel vor. Der jedoch spielt lieber Generationen gegeneinander aus, wirft den
00:42:20: jungen mangelnde Leistungsbereitschaft vor, anstatt darüber nachzudenken, was Leistung und Arbeit
00:42:28: eigentlich bedeuten. Leistung ja, aber zugleich nachhaltig. Arbeit ja, aber zugleich meine Ressourcen
00:42:37: achten und schützen. Das schafft gute Arbeit und Wohlstand. Doch Vorsicht, Wohlstand macht
00:42:46: schnell bequem und lebt immer von der Armut. Gute Arbeit gilt es nicht nur für Fachkräfte zu
00:42:53: ermöglichen, sondern auch für die immer größer werdende Zahl von Menschen, die unser Wohlstand
00:42:59: auch von der guten Arbeit ausschließt. Das war Ka Bum, ein Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung
00:43:07: produziert vom St. Michael's Bund. Wir machen auch Ihren Podcast.
00:43:11: [Musik]
00:43:21: Sehr gut.
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