Traumberuf Bestatterin
Shownotes
Seren Gören aus Hamburg hat den Umgang mit Toten zu Ihrem Beruf gemacht. Bereits mit 14 Jahren hat sie ihr erstes Praktikum bei einem Bestatter gemacht. Jetzt hat die heute 30-jährige ihren Meisterbrief in der Tasche und ein eigenes Unternehmen mit dem schönen Namen „Himmelsprojekt“. Warum sie dieser Beruf so sehr fasziniert, welche ungewöhnlichen Wünsche schon an sie herangetragen wurden und weshalb sie sich die Meisterpflicht für ihre Branche wünscht – darum geht es in dieser Folge.
Transkript anzeigen
00:00:00: Ich hab mich schon immer sehr für das Thema Sterbentrotentrauer interessiert.
00:00:04: Und dann stand wirklich vom ersten Tag an fest "Komm, was wolle, ich werde Bestatterin".
00:00:09: Ich würde meine Hand dafür, glaube ich, ins Feuer legen,
00:00:13: dass nirgendwo anderes so viel gestritten gelacht und geweint wird.
00:00:17: Weil mir eben die Familien ihre Versporbenen an vertrauen
00:00:21: und ich darf sie ein letztes Mal ankleiden und ich darf sie ein letztes Mal herrichten
00:00:25: und sie praktisch dann für ihre Reise schön machen.
00:00:30: "Komm, der Podcast der katholischen Arbeitnehmerbewegung
00:00:33: für ein christliches Miteinander in der Arbeitswelt.
00:00:36: Denn Arbeit bewegt Zukunft."
00:00:38: Und endlich gibt's wieder eine neue Folge "Kar Bum".
00:00:42: Schön, dass ihr wieder mit dabei seid.
00:00:44: In dieser Folge rede ich mit Seren Görin.
00:00:47: Herzlich willkommen.
00:00:49: Vielen Dank, ich freu mich hier zu sein.
00:00:51: Und wir sitzen nicht zusammen im Studio, denn Sie sind in Hamburg,
00:00:55: in Ihrem Geschäft mit dem schönen Namen "Himmelsprojekt".
00:00:59: Wie sind Sie denn auf diesen Namen gekommen?
00:01:02: Und was ist das überhaupt für ein Geschäft?
00:01:04: Man erhält zuerst nicht ganz so schnell, worum es geht.
00:01:07: Es geht tatsächlich um Bestattungen.
00:01:09: Und den Namen habe ich seinerzeit im Zuge meiner Neugrundung.
00:01:12: War das irgendwie abends in so einem Gedankenschweig,
00:01:15: haben dann so "Himmelsprojekt",
00:01:17: weil ich ja eben sehr für individuelle Bestattungen pläniere
00:01:21: und ich einfach wollte, dass meine Angehörigen
00:01:23: ihre ganzen eigenen Abschiedsprojekte kreieren.
00:01:28: Der Tod ist ja eigentlich so ein Thema,
00:01:30: mit dem sich die wenigsten Leute gern beschäftigen.
00:01:33: Sie haben den Umgang mit dem Tod zu Ihrem Beruf gemacht.
00:01:37: Und zwar nicht, weil Sie aus einer Familie kommen,
00:01:39: in der das schon in der 27. Generation das Familienunternehmen ist.
00:01:43: Sie haben sich diesen Beruf richtig ausgesucht.
00:01:46: Und zwar schon ziemlich früh. Wie kam es denn dazu?
00:01:50: Ja, mit 14 Jahren tatsächlich, also schon über 15 Jahre her.
00:01:55: Ich habe mich schon immer sehr für das Thema Sterbengut und Trauer interessiert.
00:01:59: Ich hatte zu dem Zeitpunkt "Gott sei da" keine Berührungspunkte mit dem Thema.
00:02:05: Ich fand es dabei immer super spannend, wie Friedhöfe aussahen
00:02:08: und da einfach rüber zu laufen und so weiter.
00:02:11: Und es gab, ich komme aus einer Kleinstadt im Speckgürtel von Hamburg
00:02:14: und da gibt es eine Eisziele, die war mir direkt hinter den Friedhof.
00:02:18: Und ich fand das immer so interessant,
00:02:20: wenn wir da sonntags Eisessen gegangen sind,
00:02:22: da immer so rüber zu loschern über den Zaun,
00:02:25: ganz heimlich, weil über den Tod spricht man ja nicht.
00:02:28: Und irgendwann habe ich dann mit 14 tatsächlich beschlossen,
00:02:30: mein erstes Praktikum zu machen.
00:02:32: Und dann stand wirklich vom ersten Tag an fest,
00:02:35: komme was, Rolle, ich werde Bestottere.
00:02:38: Das heißt, Sie sind in einen Bestattungsunternehmen gegangen
00:02:40: und haben gesagt, ich möchte ein Praktikum machen.
00:02:41: Was haben die denn gesagt?
00:02:43: Genau, mit 14 Jahren macht man ja so die ersten Praktika in der Schule.
00:02:47: Und ich habe mich dann seinerzeit bei uns ein Dorf weiter,
00:02:50: eine Praktikungsstelle beworben.
00:02:52: Und ich sage auch mal irgendwie, dass das Schicksal findet,
00:02:55: einfach einen Weg, um halt eben einen Menschen
00:02:58: in die richtige Richtung zu lenken.
00:03:00: Und ich habe damals jetzt mit 14 Jahren
00:03:01: mein erstes Praktikum gemacht und mein damaliger Chef
00:03:04: mich nach meinem ersten Arbeitstag gefragt hat,
00:03:06: nachkommst du denn morgen wieder?
00:03:08: Weil in der Regel kommen viele Praktikatten
00:03:11: tatsächlich eben nicht nochmal wieder,
00:03:12: weil sie dann doch irgendwie Berührungsängste haben oder ähnlich ist.
00:03:15: Und ich habe gesagt, egal was, ich komme morgen wieder
00:03:18: und ich werde Bestattere.
00:03:20: Und ich habe dann mein zweimächtiges Praktikum dann zum Ende gemacht.
00:03:24: Und so ist es dann auch dabei geblieben,
00:03:26: dass ich dann auch am Wochenende dort mal gejobbt habe.
00:03:29: Ganz freiwillig in den Ferien habe ich dort gejobbt,
00:03:32: weil mir das einfach so unfassbar viel Spaß gemacht hat.
00:03:34: Und Sie sind dann auch gleich mit 14 schon in Berührung mit Toten gekommen.
00:03:38: Also Sie durften nicht nur irgendwie die Gräber pflegen
00:03:41: oder irgendwie eine Särge abstauben oder sowas,
00:03:44: sondern tatsächlich Hand anlegen.
00:03:47: Genau, ich durfte dann tatsächlich auch gleich natürlich mit Zustimmung
00:03:51: Hand anlegen.
00:03:52: Ich habe dann auch meine erste Verstorben dann mit 14 Jahren gesehen.
00:03:55: Und ich sage es immer wieder, das sage ich auch heute noch.
00:03:58: Die erste verstorbene Person, der man im Leben begegnet,
00:04:01: die vergisst man nicht.
00:04:02: Und so war das bei mir auch.
00:04:03: Das war eine ältere Dame, die ist seinerzeit im Pflegeheim verstorben.
00:04:06: Sie war sehr ansprechend schon angekleidet.
00:04:09: Und mein Kollege hat mich dann seinerzeit sehr, sehr berutsam dann ran geführt
00:04:13: und hat dann Schritt für Schritt erklärt,
00:04:15: was mich eben erwartet, wenn das Sago-Bateil dann gleich abgenommen wird.
00:04:19: Und sie war nicht erschreckt oder sonst irgendwas, sondern es fühlte sich richtig an.
00:04:23: Es fühlte sich richtig an, tatsächlich.
00:04:26: Also sofern man richtig in dem Zusammenhang fühlen kann.
00:04:28: Ich hatte keine Berührungsängste tatsächlich.
00:04:31: Ich habe wahnsinnig Respekt davor.
00:04:33: Habe ich auch heute noch auch heute noch noch.
00:04:35: Ich habe nach wie vor keine keine Angst mit Verstorbenen alleine zu sein.
00:04:39: Ich habe aber einfach unfassbar große Respekt davor.
00:04:43: Vor der Person?
00:04:44: Genau, vor der Person, vor der Situation.
00:04:47: Weil man da halt eben nicht vergessen.
00:04:49: Wir sind ganz häufig diejenigen, die die Verstorbenen das letzte Mal sehen.
00:04:53: Also auch für die Familien, wenn sie dann wissen,
00:04:56: dass wir dann angekleidet haben und so weiter, sind wir in der Regel
00:05:00: die letzten Personen, die diesen Menschen oder den unbewohnten Körper
00:05:04: der Verstorbenen zumindest ein letztes Mal begegnen.
00:05:07: Aber ich versuche gerade mir vorzustellen, wie ihre Eltern wohl reagiert haben.
00:05:13: Also ich meine, dass sie das Praktikum machen haben,
00:05:16: die dann ja mitbekommen und haben wahrscheinlich auch gedacht,
00:05:18: naja, lass sie mal nachher sehen, war weiter, oder?
00:05:21: Genauso war es tatsächlich klar.
00:05:24: Meine Eltern waren natürlich anfangs not amused darüber, weil man halt eben klar
00:05:28: man macht ja als Eltern natürlich auch Gedanken darum, wie kann es sein,
00:05:32: dass man sich mit 14 Jahren für das Thema Sterben, Tod und Trauer interessiert.
00:05:36: Und ich musste auch ein bisschen kämpfen, um mein Praktikum machen zu dürfen.
00:05:41: Aber im Nachhinein, als sie dann wirklich gemerkt haben,
00:05:43: dass das für mich wirklich ein Herzenswunsch ist, haben sie es begleitet
00:05:46: und das machen sie auch bis heute noch.
00:05:47: Heute sind sie natürlich unfassbar stolz auf mich
00:05:50: und wie ich dann natürlich auch dann festgehalten habe und mein Weg gegangen bin.
00:05:53: Aber Sie haben trotzdem darauf bestanden, dass Sie erst
00:05:55: nochmal eine andere Ausbildung machen, oder?
00:05:57: Also nicht drauf bestanden.
00:05:58: Aber das war so ein bisschen auch für mich so mein Plan B im Lieben, sag ich mal.
00:06:03: Weil ich sage es immer wieder, es kann immer mal passieren,
00:06:07: dass irgendwas auch in meinem Nährung und Umfeld passiert,
00:06:09: dass ich vielleicht den Job nicht mehr ausüben kann.
00:06:12: Was auch bei mir im Kollegenkreis beispielsweise auch schon passiert ist.
00:06:16: Und dann wollte ich einfach immer ein Plan B in der Tasche haben
00:06:20: und dann nichts, vielleicht irgendwie mit Mitte 30 nochmal neu anfangen zu müssen.
00:06:23: Und deswegen habe ich seinerzeit beim Rechtsanwalt gelernt und bin dann nämlich.
00:06:28: Und deswegen habe ich vorhin gesagt, dass Schicksal führt Wege einfach zusammen.
00:06:31: Als ich dann mit meiner Ausbildung fertig war,
00:06:34: hat mein damaliger Chef, wo ich mein allererstes Praktikum gemacht habe,
00:06:38: eine Angestellte gesucht und dann habe ich bei Ihnen geklappt
00:06:41: und habe gesagt, ich habe es dir versprochen.
00:06:43: Ich komme wieder und ich werde Bestatterin und hier bin ich jetzt.
00:06:45: Deswegen, es war irgendwie auch so eine Fügung.
00:06:48: Sie haben gerade gesagt, es könnte immer sein, dass es einen Grund gibt,
00:06:53: warum ich den Beruf nicht mehr ausüben kann.
00:06:55: Und es passiert auch immer wieder Kolleginnen und Kollegen von Ihnen.
00:06:58: Was sind das für Gründe?
00:07:00: Wenn zum Beispiel in mehreren Familien umkreis
00:07:04: ein völlig unerwarteter Toteintritt beispielsweise.
00:07:07: Ich hatte jetzt Gott sei Dank das große Glück,
00:07:09: dass nur Menschen in meinem Umfeld gehen mussten, die gehen durften.
00:07:13: Aber es kann natürlich durchaus auch mal anders sein.
00:07:15: Also ich sage es immer wieder, der Tod kennt keinen Alter und der Tod kann jeden treffen.
00:07:20: Ich sage meistens einen Wimpernschlag und wir können betroffener werden
00:07:24: und wir können aber auch trauernder werden.
00:07:27: Wir leben ja so in unserer Gesellschaft, wo wir immer nur davon ausgehen,
00:07:29: dass es nur die anderen Menschen trifft, aber es kann uns ja auch gleichermaßen treffen.
00:07:34: Und ich meine, Gott bewahre davor, ich hoffe nie,
00:07:36: dass ich in diese Situation kommen werde.
00:07:38: Aber es kann auch in meinem näheren Umfeld Menschen treffen,
00:07:42: völlig unerwartet, völlig unvorbereitet und vielleicht auch nicht dem Alter entsprechend.
00:07:47: Das könnte Sie aus der Bahn werfen quasi.
00:07:49: Genau, und dann könnte das natürlich durchaus sein,
00:07:52: dass es halt eben nicht mehr möglich ist, dass man diesen Beruf ausübt,
00:07:56: weil wir haben den ganzen Tag mit Trauernden zu tun.
00:07:58: Und ich kann nur dann gut begleiten, wenn ich meine Trauer verarbeitet habe.
00:08:04: Wenn ich selber noch trauerende bin, dann Menschen zu begleiten,
00:08:07: wird durchaus schwierig oder stelle ich mir durchaus schwierig vor.
00:08:11: Und auch das höre ich auch im Kollegenkreis.
00:08:13: Dass einfach auch Menschen sagen, wenn sie gerade ein Verlust erlitten haben,
00:08:17: dass sie halt ihnen nicht in der Beratung sitzen können,
00:08:19: ohne halt über den eigenen Verlust nachzudenken, über die eigene Trauer nachzudenken.
00:08:24: Ja, jetzt haben Sie gerade schon gesagt, Sie begleiten auch in der Trauer.
00:08:28: Wie sieht denn Ihre Dienstleistung eigentlich aus?
00:08:31: Also wo fängt das an und wo hört das auf?
00:08:33: Also Trauerbegleitung ist ja noch mal was ganz anderes.
00:08:35: Aber das machen Sie genau.
00:08:37: Also wir begleiten tatsächlich von eintretenden Sterbefalles bis zur Beisetzung
00:08:42: und manchmal auch darüber hinaus, je nachdem, wie die Todesumstände sind.
00:08:45: In der Regel begleiten wir die Familie natürlich vollumfänglich,
00:08:49: was Thema Formalitäten angeht, was die individuelle Trauerbegleitung angeht.
00:08:53: Also welchen Weg möchten Sie überhaupt gehen?
00:08:55: Helfen bei Entscheidungen und so weiter.
00:08:57: Und stellen durchaus auch mal die ein oder andere kritische Frage.
00:09:01: Und das finde ich auch immer wichtig, weil klar, wir versuchen, alles zu ermöglichen.
00:09:06: Aber wir haben auch rechtliche Grenzen beispielsweise.
00:09:09: Und da muss man sagen, was da mal jemand gefragt hat, was sich mal jemand
00:09:13: gewünscht hätte, wo sie dann gesagt haben, kann man nicht machen.
00:09:16: Das ganz klassische Beispiel ist ja, darf ich die Urne mit nach Hause nehmen?
00:09:20: Das ist nun mal eben bei uns in Deutschland leider noch nicht erlaubt.
00:09:24: Und da muss man halt auch einfach wirklich auch einfach mal eine kritische Frage stellen.
00:09:28: Und die kann man so aussehen, einfach mal eine Frage zu stellen, wo sehen Sie sich denn in fünf Jahren?
00:09:33: Und wie sieht es aus, wenn es Familien gibt, die zerstritten sind?
00:09:38: Und wie man hat die Urne zu Hause stehen, was passiert dann mit den anderen?
00:09:41: Also da gibt es viele verschiedene Faktoren, die dann halt mit einspielen.
00:09:44: Man kann im Rechtlichen ganz abgesehen.
00:09:46: Aber gerade wenn man auf die kollektive Trauer schaut, es braucht zwar nicht jeder ein Ort,
00:09:52: aber es gibt Menschen, die brauchen einen Ort, um zu trauern.
00:09:55: Und wenn dann natürlich die Urne dann auf dem Kamin steht und man sich vielleicht eben nicht mehr
00:10:00: so klebo, dann kann es durchaus zu Schwierigkeiten führen.
00:10:03: Genau. Und deswegen ist das auch einfach unsere Aufgabe, definitiv da auch mal die eine oder andere
00:10:08: kritische Frage zu stellen.
00:10:09: Aber im Großen und Ganzen versuchen wir natürlich unsere oder begleiten wir unsere
00:10:13: angerührigen ganz individuell, ganz transparent und ehrlich und eben einfach
00:10:18: sie an die Hand zu nehmen und gemeinsam mit ihnen an den Weg zu gehen, damit sie nach dem
00:10:23: unsere Begleitung abgeschlossen ist.
00:10:25: Also wir begleiten ja mal der Sterbefall Tritt ein.
00:10:27: Wir werden kontaktiert, betreffen uns mit der Familie, sprechen über die Situation,
00:10:33: schauen wie soll bestattet werden und dann begleiten wir die Trauerfeier bzw.
00:10:37: die Lebensabschiedsfeier und dann die Beisetzung.
00:10:40: Und dann gibt es noch eins, zwei Formendlinge, die wir klären und dann sind wir in der Regel raus.
00:10:45: Und unsere Kernaufwärbe besteht einfach darin, dass wir in dieser Zeit in der Regel sind
00:10:50: so zwischen, ich sag mal, ja so zwei und acht Wochen, die wir Familien begleiten.
00:10:57: Sie in der Zeit so gut zu begleiten, dass sie nach der Beisetzung gut wieder
00:11:03: in ihr neues Leben finden können.
00:11:05: Genau, dass man im Prinzip so einen Schritt abgeschlossen hat, um dann in Ruhe trauern
00:11:11: zu können. Aber das, was man selber tun muss, ist dann abgeschlossen.
00:11:15: Genau.
00:11:17: Wo fahre ich denn jetzt zuerst nach? Ich glaube, so einen wichtigen Teil haben
00:11:20: Sie jetzt auch um Schift, weil ich meine, Sie müssen auch tote Menschen anfassen.
00:11:25: Sie müssen die waschen, schminken oder die auch in den Sack reinheben.
00:11:30: Also sind 30 sind, habe ich jetzt mal nachgerechnet und jetzt nicht unbedingt gebaut.
00:11:36: Ich sage mal kleinere Oho.
00:11:37: Ich kleide sie tatsächlich an, gemeinsame Kollegen und Kollegen und wir betten sie
00:11:43: ein gemeinsam. Es gibt Klar, es gibt Tragehilften und so weiter, die wir dann auch nutzen.
00:11:47: Genau, wie im Krankenhaus quasi.
00:11:50: Genau, oder auch aus der Pflege kennt man das auch sehr, sehr gut, dass es also
00:11:54: Tragevorrichtungen gibt oder auch Schaufel tragen, womit man dann die
00:11:58: verstorbenen Rücken schon dann von A nach B versetzen kann und umlagern kann.
00:12:03: Klar, es ist natürlich immer, ich habe wahnsinnig Respekt.
00:12:06: Das habe ich ja eingangs schon gesagt vor der Aufgabe.
00:12:08: Auf der anderen Seite ist es für mich eine absolut große,
00:12:13: würdevolle Arbeit, die ich dann zum Schluss verrichten darf, weil mir eben
00:12:18: die Familien ihre verstorbenen Anvertrauen und ich darf sie ein letztes Mal
00:12:22: ankleiden und ich darf sie ein letztes Mal herrichten und sie praktisch dann
00:12:26: für ihre Reise schön machen. Und das ist so eine Aufgabe in meinem
00:12:30: Ruchsfeld, die mich unfassbar doll erfüllt und wofür ich auch sehr, sehr dankbar bin,
00:12:34: das machen zu dürfen.
00:12:36: Danach sehen die Angehörigen die Leute nochmal in der Regel, oder?
00:12:39: Das ist ganz unterschiedlich tatsächlich. Auch regional unterschiedlich.
00:12:43: Also es gibt einige Regionen, da werden Abschiednahme gar nicht gemacht.
00:12:48: Bei uns in Hamburg, wir bieten das tatsächlich auch sehr, sehr aktiv an,
00:12:52: weil wir das einfach als wichtigen Puzzleteil finden zur aktiven Trauerwältigung.
00:12:58: Und ich würde sein, bei uns nimmt jede dritte Familie Abschied am offenen
00:13:02: Sarg nochmal unabhängig von den Todesumständen.
00:13:05: Es gibt auch Todesumstände, wo wir das wirklich empfehlen, das zu machen,
00:13:09: wenn es jetzt beispielsweise ein Unfalltrot ist oder ein Suizid beispielsweise.
00:13:14: Da brauchen die Angehörigen leider so schlimm, sich das auch anhört,
00:13:18: nochmal diesen Blick im Sarg und vielleicht auch die verletzte Person
00:13:23: nochmal zu sehen und zu begreifen, was überhaupt passiert ist.
00:13:26: Gleichermaßen bieten wir das aber auch an, wenn jemand im Pflegeheim verstorben ist
00:13:30: oder eben im Krankenhaus und die Angehörigen waren sogar vielleicht dabei
00:13:34: einfach damit die Angehörigen auch für sich ein gutes Gefühl bekommen können,
00:13:38: dass a) ihre Verstorbenen in guten Händen sind und eben für sich auch
00:13:43: wirklich nochmal zu verinnerlichen, dass eben jemand verstorben ist.
00:13:46: Sie bieten es anders, heißt sie liegen in einer Leichenheile und man geht dorthin
00:13:50: oder liegen die bei den Leuten daheim?
00:13:52: Es ist unterschiedlich.
00:13:53: Also erst liegen sie natürlich bei uns in unseren klimatisierten Räumen.
00:13:56: Dann haben wir Abschiedsräume, die wir dann entsprechend vorbereiten,
00:14:00: wo dann die Verstorbenen auch gebart werden.
00:14:02: Wir haben aber tatsächlich die Möglichkeit, dass wir eine Hausaufbahrung machen,
00:14:07: wo wir dann die Verstorbenen entweder wieder zurück nach Hause überführen
00:14:11: und sie dort nochmal aufbauen.
00:14:13: Da gibt es auch verschiedene Hilfsmittel, gerade auch so Zweckskühlung
00:14:18: und so weiter, dass man darf, der sicheren Seite ist.
00:14:21: Es gibt aber auch Möglichkeiten, dass wenn jemand zu Hause verstorben ist,
00:14:25: dass wir dann erst rausfahren, die Verstorbenen vor Ort zu Hause fertig machen,
00:14:30: dann auch gemeinsam mit den Angehörigen zusammen.
00:14:32: Dann gehen wir wieder.
00:14:34: Der Verstorbenen verbleibt dann zu Hause.
00:14:36: Das ist ja bis zu 36 Stunden bei einem natürlichen Tod gesetzlich erlaubt.
00:14:40: Das wissen viele auch nicht.
00:14:42: Genau, also Verstorbene dürfen bei einem natürlichen Tod bis zu 36 Stunden
00:14:47: zu Hause verbleiben, bis wir dann endgültig in unsere klimatisierten Räume überführen.
00:14:52: Und viele wissen es eben nicht.
00:14:54: Deswegen sprechen wir das wirklich auch ganz aktiv noch mal bei den Angehörigen an.
00:14:57: Wir klären das auf gleich schon beim Ärztentelefon nahtab,
00:15:00: wenn jemand beispielsweise zu Hause verstorben ist.
00:15:02: Und wir kommen dann irgendwann, wenn dann der Abschied durch ist,
00:15:06: all Abschied genommen haben und die Familie uns praktisch das Zeichen gibt,
00:15:09: dass wir dann überführen dürfen.
00:15:12: Sie haben auch ganz am Anfang schon gesagt, dass Sie besonderen Wert darauf legen,
00:15:16: dass Ihre Bestattungen individuell sind.
00:15:19: Jetzt kann ich mir das ja schön ausdenken für meine Mutter.
00:15:22: Aber wenn ich noch Geschwister habe, gibt es da wahrscheinlich auch
00:15:25: manchmal unterschiedliche Meinungen, oder?
00:15:27: Absolut, ich würde meine Hand dafür, glaube ich, ins Feuer legen,
00:15:31: dass nirgendwo anderes so viel gestritten, gelacht und geweint wird.
00:15:35: Klar, es prallen natürlich manchmal Meinungen aufeinander.
00:15:38: Ich hatte schon Situation.
00:15:39: Da ist die Familie abends zu mir gekommen.
00:15:41: Am nächsten Tag gab es einen Anruf und es gab gegenüber der Hälfte der Familie
00:15:45: auch Auskunftssperre, weil die sich eben einig gewohnt sind.
00:15:48: Genau, also wir sind dann am Ende tatsächlich,
00:15:52: funktionieren wir nicht nur als Bestattern und Bestattern.
00:15:54: Wir sind auch Streitschichter, wir sind Mediatoren und so weiter.
00:15:56: Also wir gucken natürlich auch, dass wir immer vermitteln
00:15:59: und dass wir für alle Parteien einen geeigneten Weg finden,
00:16:03: um eben, dass allen so gerecht zugestalten, wie es halt eben passt.
00:16:08: Deswegen ist es auch umso wichtiger,
00:16:11: dass Versteuerungen zu Lebzeiten über die Bestattung sprechen.
00:16:14: Im besten Fallen sogar schon eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen haben,
00:16:17: um eben genau solche Situationen zu vermeiden.
00:16:21: Damit nicht jeder von sich behaupten kann, das hätte er oder sie so gewollt.
00:16:24: Genau.
00:16:26: Lernt man sowas in der Ausbildung eigentlich?
00:16:29: Also Streitschichter, Mediator, das klingt jetzt so gar nicht.
00:16:32: Ich meine, Sie haben auch die Meisterprüfung gemacht.
00:16:34: Ist das dann schon die Meisterklasse oder wo lernt man das?
00:16:37: Ja, man lernt natürlich grundlegende Dinge
00:16:40: in der Ausbildung zur Bestattungsfachkraft,
00:16:43: wo wir dann einfach auf verschiedene Themengebiete haben.
00:16:45: So Traberpsychologe, zum Beispiel der Beratungsgespräche,
00:16:48: wo es dann auch noch mal überbetriebliche Lehrunterweisungen gibt,
00:16:51: wo dann wirklich die Schüler und Schüler*innen
00:16:53: dann gemeinsam mit uns Dozenten und Dozent*innen
00:16:56: dann eine Woche alle möglichen
00:16:59: Gesprächsführungen durchgehen, Situationen durchgehen und durchsprechen,
00:17:03: damit wir sie halt eben dann darauf vorbereiten können.
00:17:06: Auf der anderen Seite ist es am Ende, es ist auch menschlich zu streiten.
00:17:10: Man muss halt einfach als Bestatter, wie sind am Ende,
00:17:13: dass wir vergessen, auch viele, wir sind ein Dienstleistungsunternehmen.
00:17:17: So, und dann natürlich Partei zu ergreifen, wäre vielleicht nicht so clever.
00:17:21: Deswegen ist es da einfach in solchen Situationen,
00:17:23: wirklich auch einfach menschlich zu handeln
00:17:26: und sich dann vielleicht um aus der Situation zurückzuziehen.
00:17:29: Auch das habe ich schon gemacht, dass ich einfach
00:17:30: bordlos den Raum verlassen habe und gesagt habe,
00:17:32: ich bin jetzt erst mal raus.
00:17:34: Mach dir auch ihren Kram erst mal unter euch aus, wo ich sie übersetzen jetzt gerade.
00:17:38: Genau, genau so ungefähr.
00:17:40: Und bin dann nach 10 Minuten wieder reingegangen, da war alles vom Tisch.
00:17:44: Okay. Genau, und so was versuchen wir natürlich auch, unseren Auszubildenden
00:17:48: dann eine Ausbildung auch beizubringen, wie man eben in solchen Situationen umzugehen hat.
00:17:53: Was sind denn so die extremsten Wünsche, die Ihnen mal begegnen sind,
00:17:57: die Sie vielleicht auch umsetzen konnten?
00:18:00: Also es ist ja Individualität ist ja, finde ich, also ein breit gefächertes Wort.
00:18:04: Wir bieten zwar auch individuelle Bestattungen an,
00:18:07: aber individuelle Bestattung bedeutet halt eben nicht immer nur die Luftraumbestattung
00:18:11: oder eine Kompostierung oder irgendwo in der Antarktis verstreut zu werden.
00:18:17: Individualität bedeutet halt wirklich einfach,
00:18:19: auch die Bedürfnisse der Verstorbenen und der Angewöhrigen zugeschnitten.
00:18:23: Aber die ersten drei Beispiele hatten Sie noch nicht, oder? Kompostierungen, Luft.
00:18:27: Endlich, doch nicht, absolut nicht.
00:18:29: Auch wenn alles mittlerweile möglich ist, tatsächlich.
00:18:32: Jetzt aktuell begleite ich einen Fall.
00:18:34: Da wird eine Rücküberführung nach Miami gewünscht,
00:18:36: beispielsweise zweie, USA hat ja kein Friedhofszwang, dort soll die Asche
00:18:41: dann irgendwann verstreut werden, weil sie auch immer aus Miami kamen.
00:18:45: Klar, sowas kommt natürlich relativ häufig vor.
00:18:47: Aber so richtig abgefahrene Dinge gibt es dann tatsächlich eher,
00:18:51: das machen dann unsere Kollegen aus Holland oder aus der Schweiz oder aus Österreich,
00:18:55: die dann noch mal andere Möglichkeiten haben tatsächlich.
00:18:58: Also rechtlich auch andere Möglichkeiten haben.
00:19:00: Genau. Okay.
00:19:02: Und ich glaube, so das Abgefahrenste, ich habe mal eine ältere Dame begleitet,
00:19:05: da ist der Ehemann verstorben.
00:19:07: Und ja, das war keine so ganz so schöne Ehe.
00:19:10: Und sie wollte dann tatsächlich seine Asche ausgehändigt haben,
00:19:13: um ihn auf dem Komposthaufen zu entsorgen.
00:19:16: Durfte sie nicht, oder?
00:19:19: Da konnte ich dann Gott sei Dank noch intervenieren und sagen,
00:19:23: dann lassen Sie uns doch eine anonyme Seebestattung draus machen,
00:19:26: dann wird er mehr verstreut.
00:19:28: Weil ihr war auch wichtig, dass das so kostengünstig wie möglich ist,
00:19:32: weil sie danach mit dem übrig gebliebenen Geld der Herstellerbegeldversicherung
00:19:36: noch einen schönen Urlaub machen wollte.
00:19:37: Und genau so.
00:19:41: Auf eine anonyme Seebestattung dann hinaus gelaufen.
00:19:45: Es gab keine Kinder aus dieser Ehe, die da irgendwie ...
00:19:48: Ah ja, okay.
00:19:51: Jetzt haben Bestattungen aber oft auch ganz viel so mit Traditionen
00:19:56: und braucht, um zu tun und mit Glauben zu tun.
00:19:59: Also ich komme aus einem kleinen Dorf, da gibt es zum Beispiel so,
00:20:02: dass die Nachbarn immer den Sack tragen.
00:20:05: Und dann gibt es auch ganz viele Rituale,
00:20:07: z.B. Rosenkranz beten an den drei Abenden bis zur Erdbestattung.
00:20:12: Das ist so, das ist so die klassische Beerdigung. Was machen Sie da so für Erfahrungen? Brauchen
00:20:18: Leute auch Rituale, um sich daran entlang zu hangeln? Oder ja, ist das wiederum komplett
00:20:24: unterschiedlich, dass Leute einfach, je nachdem, wie weit sie auch entfernt sind von
00:20:27: solchen Brauchtum, das auch gar nicht brauchen? Oder ist vielleicht auch innerlich ablehnen?
00:20:31: Was machen Sie da für Erfahrungen? Das ist ganz unterschiedlich. Auch wieder regional
00:20:36: total unterschiedlich tatsächlich. Wir leben natürlich in Hamburg. Wir sind in der Ahnung,
00:20:40: wie eine Großstadt. Da wissen Nachbarn häufig gar nicht, dass der Nachbar verstorben ist und
00:20:44: erfahren das dann irgendwann erst Wochen später. Mittlerweile geht es, glaube ich, einfach auch
00:20:48: viel darum, trauer Rituale neu zu interpretieren, gar nicht sie voll wegzulassen oder ganz wegzulassen,
00:20:56: sondern einfach neu zu interpretieren beispielsweise. Gerade auch so mit dem Saftkragen zum Beispiel,
00:21:01: was hier seinerzeit ja wirklich gängig war und immer gemacht worden ist durch Freunde,
00:21:06: Nachbarn und Bekannten, das sind natürlich Tradition und Bräuche, die wird es immer geben.
00:21:11: Aber wir haben natürlich auch mittlerweile, gerade auch wenn wir auf das Kerzenritual
00:21:15: gucken, das ist ein Ritual, das nun einfach neu interpretiert worden ist, was aus der Kirche
00:21:21: kommt, wo man eben viel Verstorbene in Gedenken ein Licht anzündet. Das wurde jetzt mittlerweile
00:21:26: so neu interpretiert, dass man halt eben auch in der Kapelle vorne am Eingang eine Kerze
00:21:32: bekommt und die dann anzünden darf und vorne dann am Sack oder an der Ohne ablegen kann. Also
00:21:38: tatsächlich, gerade bei uns in Hamburg geht es gar nicht darum, sich davon zu entfernen oder zu
00:21:43: sagen, man möchte diese ganzen alten Traditionen und Bräuche nicht, sondern einfach sie neu zu
00:21:48: interpretieren und dafür sind die Angehörigen auch offen. Also das sind neue Interpretationen von
00:21:55: alten Sitten und Gebräuchen und ich habe vorher gesagt, es gibt so viele Traditionen, wo man sich
00:22:00: entlanghangelt, dann weiß man wenigstens, was man in dieser Situation so tut, weil über den Tod
00:22:04: redet man ja eigentlich nicht. Erfahren Sie das auch so, dass man kaum drüber redet, weil ich
00:22:10: habe so ein bisschen den Eindruck, dass es aufbricht, dass immer mehr Leute auch durchaus
00:22:14: bereit sind, sich mit diesem Thema zu beschäftigen? Tatsächlich, ja, das haben Sie genau richtig
00:22:20: wahrgenommen, aber wenn ich jetzt auf die letzten drei bis fünf Jahre blicke, dann bricht das Thema
00:22:25: tatsächlich gerade sehr, sehr auf. Ich sage auch immer ganz vorsichtig, erscheint aktuell so ein
00:22:31: bisschen Trend zu sein, sich so ein bisschen auch damit auseinanderzusetzen und eben für sich
00:22:36: auch zu schauen, wie möchte ich bestattet werden oder beruflich etwas mit dem Tod zu machen,
00:22:40: unsere Ausbildungszahlen schießen durch die Decke. Also wir haben aktuell auch eine Nahrkunftsprobleme.
00:22:44: Das ist natürlich auch so ein bisschen demgeschuldet, dass einfach medial sehr viel über das Thema
00:22:51: gesprochen wird. Also es ist nicht mehr wie seinerzeit. Es kam ein Bericht über Sterbendtod und
00:22:57: Trauer und man hat weggeschaltet, ganz im Gegenteil. Wir haben mittlerweile einfach auch medial die
00:23:03: Möglichkeit aus einer sicheren Entfernung zu vermitteln. Und jeder doch ganz frei entscheidet,
00:23:11: bleibe ich dabei, schaue ich mir das an oder scroll ich einfach weiter oder schalte den
00:23:15: nächsten Sender an. Oder also die nächste Podcastfolge, was ihr lieber Hörerinnen und Hörer
00:23:20: natürlich nicht tut jetzt. Genau, aber es ist tatsächlich, es bricht gerade auf, immer mehr
00:23:25: Menschen sprechen darüber und das ist auch einfach so ein bisschen, wie gesagt, im medialen
00:23:29: Interesse tatsächlich geschuldet. Wenn Menschen dann bei ihnen über Tod und Trauer reden, was
00:23:37: sie tun müssen und wenn sie das vorher aber vielleicht noch nie so gemacht haben, merken
00:23:42: sie, dass das was macht mit den Menschen? Ja, sie sind absolut erleichtert. Also meistens kommen
00:23:48: sie hier rein, wenn wir gerade so ein klassisches Vorsorgegespräch haben und sie kommen dann
00:23:51: hier rein und dann ist es immer so ein bisschen beängstigend und sehr zurückhalten. Ja, stimmt,
00:23:56: sie liegen das ja auch schon vorher an. Genau, das ist wahrscheinlich auch die klärere Alternative.
00:24:01: Genau, 99 Prozent stehen dann vorne in der Tür und sagen dann, das hat sich gar nicht angefühlt,
00:24:07: als wäre man in einem Bestattungsinstitut und sind sich richtig, richtig erleichtert darüber,
00:24:11: dass sie halt jetzt eben einfach auch ihre Bestattung geplant haben und darüber besprochen
00:24:15: haben. Und ich sage es ja auch immer wieder, es ist gerade so die bewusste Auseinandersetzung mit
00:24:21: dem Thema Sterbentode und Trauer nimmt uns die Angst davor. Warum haben wir Angst vor dem Thema,
00:24:26: weil wir uns sich damit befassen, nicht befassen möchten, aber dieses bewusste Auseinandersetzen
00:24:31: mit etwas nimmt uns die Angst davor. Und wie ist das mit ihnen ganz privat, diese ständige
00:24:38: Beschäftigung mit dem Thema, wie beeinflusst das ihr privat lebt? Mal ein bisschen mehr, mal ein
00:24:43: bisschen weniger. Ich habe natürlich manchmal sich abends auch der Coach und dann habe ich
00:24:47: so Gedankenblitze, dass ich mir so denke, was ist eigentlich, wenn du morgens nicht aufwachst.
00:24:51: Es kann mir ja auch passieren, wie auch passiert das, dass Menschen sich abends hinlegen und nicht
00:24:55: wieder aufwachen. Man lernt das Leben natürlich auch von einer ganz anderen Seite zu betrachten,
00:25:00: tatsächlich. Man schätzt viele kleine Dinge im Leben, die für uns ja eigentlich so alltäglich und
00:25:05: selbstverständlich sind, aber sich einfach auch bewusst zu machen, was es halt eben bedeutet,
00:25:10: dass das Leben von jetzt auf gleich vorbeisein kann, macht natürlich was mit einem. Man sagt immer
00:25:16: und immer wieder, wenn ich jetzt sterben würde, ich würde glaube ich nicht gerne sterben, ich
00:25:20: würde aber glaube ich sehr zufrieden sterben. Kommen wir mal wieder zurück auf ihre berufliche
00:25:27: Entwicklung. Sie haben da nicht nur die Ausbildung gemacht, sie haben auch die Meisterprüfung
00:25:30: gemacht, sie haben sich selbstständig gemacht. Als Frau, als junge Frau, wie exotisch ist das?
00:25:36: Ich meine, Sie haben gerade gesagt, Nachwuchsorgen gibt es nicht, aber Frauen? Das haben wir
00:25:41: tatsächlich nicht mehr. Man hört ja oft, dass die Bestattungsbranche eine sehr
00:25:45: mennadominierte Branche ist, war vor 15 Jahren, als ich mit meinen 14 Jahren angefangen habe,
00:25:51: auch der Fall. Mittlerweile bin ich da ganz fest der Überzeugung von, dass es halt eben nicht mehr
00:25:57: schön ist, zu sagen, dass wir eine mennadominierte Branche sind, weil das sind wir nicht mehr.
00:26:02: Wir haben unfassbar viele frauengeführte Bestattungsunternehmen, unsere Ausbildungsklassen
00:26:08: sind überdurchschnittlich mehr mit Frauen besetzt und es interessieren sich einfach
00:26:12: auch deutlich mehr Frauen für den Beruf als Männer tatsächlich. Also wir sind da mittlerweile
00:26:17: wirklich fast sagen, den Männern überlegen. Ja, Wahnsinn, hätte ich wirklich nicht erwartet.
00:26:22: Manche Leute witzeln ja auch, dass ihr Job der wahrscheinlich krisensicherste überhaupt ist,
00:26:28: weil gestorben wird ja immer und dann kommt auch oft gleich so ein Vorwurf, dass so eine
00:26:33: Beerdigung auch wahnsinnig teuer ist, dass Bestatter aus der Not der Leute auch noch Geld machen.
00:26:40: Das heißt, die fühlen sich dann wahrscheinlich nicht so richtig gut beraten. Wie erkenne ich denn
00:26:45: einen guten, seriösen Bestatter? Also ich muss erst mal tatsächlich sagen, gerade aus so diese
00:26:51: Kostenthematik wird uns immer und immer wieder angehaftet, das was Sie auch gerade gesagt haben,
00:26:55: was wir mit dem Tod und mit dem Leid anderer Geld machen. Wir sind am Ende des Tagsendienstleistungs
00:27:00: Unternehmen, wir bieten eine Dienstleistung an und möchten natürlich auch dafür vergietet werden.
00:27:04: Wir haben Fixkosten, wir haben Mitarbeiter, wir haben Fahrzeuge, das muss natürlich alles
00:27:07: entsprechend finanziert werden. Wir arbeiten aber auch dafür und tun etwas dafür. Mittlerweile ist es so,
00:27:14: es ist absolut keine Schande, sich mehrere Angebote einzuholen, wenn man sich nicht gut
00:27:21: aufgehoben fühlt in einem Bestattungsinstitut. Wir haben Seiten, gerade der Bundesverband,
00:27:25: ein deutscher Bestatter, der hat eine Möglichkeit, dass man für sich Preise dort ganz transparent,
00:27:31: ganz anonym, ohne da irgendwelche Angaben hinterlegen zu müssen, für sich schauen kann,
00:27:36: wie ist der Kostenrahmen, was kann ich mir leisten, was möchte ich vor allem auch leisten,
00:27:41: aber grundsätzlich, wenn man zu einem Bestattern geht, zu einem Bestattungsinstitut, dann ist
00:27:47: Transparenz eine absolut wichtige Sache und Ehrlichkeit. Ein Bestattungsinstitut,
00:27:53: was alles verspricht, da würde ich für ein bisschen vorsichtig sein, weil wie gesagt,
00:27:57: wir haben rechtliche Grenzen, die wir einhalten müssen und ja, das ist natürlich gerade so die
00:28:02: Transparenz. Wofür stehen die Kosten, was steht dahinter, was beinhalten diese Kostenpositionen
00:28:09: und wenn man am Ende sagt, das ist mir zu teuer oder ich habe kein gutes Gefühl,
00:28:13: dann ist es keine Schande, sich ein zweites oder auch ein drittes Angebot einzuholen. Ich habe
00:28:19: in Hamburg ganz häufig die Situation, da bekomme ich einen Anruf und da sagen die Anrufen nach,
00:28:23: übrigens, die sind die vierte Bestatterin, die wir jetzt mal anrufen. Was haben sie denn so anzubieten?
00:28:27: So, und dann erzähle ich so ein bisschen was, was wir leisten können, wie die Preise sind und so
00:28:31: weiter, bin da auch absolut ehrlich, dann gibt es auch keine versteckten Kosten oder ähnliches und
00:28:37: dann bleiben sie hoffentlich und in der Regel dann auch tatsächlich bei mir. Es ist ja auch immer ein
00:28:42: dores Gefühl, wenn man dann sagt, das mag alles ganz richtig sein und die Preise sind nun mal so,
00:28:47: aber ich habe einfach das Geld nicht und trotzdem möchte ich eine würdevolle Verabschiedung für
00:28:52: meinen Liebsten. Gibt es auch sowas wie Sonderangebote oder kann man da irgendwo sparen bei irgendwelchen
00:29:00: Sachen? Es gibt natürlich Dinge, die optional sind, die zum Beispiel eine Schmuckurne, die ist
00:29:06: nur optional beispielsweise. Es gibt aber auch Dinge, wo wir gesetzlich zu verpflichtet sind.
00:29:11: Wir können ohne Sack nicht bestatten, unabhängig von der Feuerbestattung oder Erdbestattung,
00:29:15: die brauchen wir immer und es gibt einfach auch viele Kosten. Da haben wir als Bestattungsinstitut
00:29:21: gar kein Einfluss drauf. Das wissen viele auch nicht. Wir haben keinen Einfluss auf die Gräber,
00:29:25: wir haben keinen Einfluss auf das Krematorium. Wir zahlen am Ende oder verkaufen am Ende unsere
00:29:30: Dienstleistungen und das eine oder andere Produkt. Und klar ist natürlich, es gibt einige Produkte,
00:29:35: die sind optional und auch gerade im Thema Blumsschmuck. Es muss dann vielleicht nicht der große
00:29:41: Sächerdente Blumsschmuck sein. Vielleicht tut es auch ein einfacher schöner schlichter Blumstrauß
00:29:47: oder ein einfacher schlichter Ohrenkranz. Also ich sage immer gerade, wenn ich Angehörige hier
00:29:51: sitzen habe, die dann halt leider nicht zum Sozialamt gehen möchten oder auch nicht können,
00:29:56: aber finanziell halt nicht die Möglichkeit haben, dann nehmen wir uns die Zeit, gehen ganz in Ruhe,
00:30:01: kostenpunkt per kostenpunkt durch und schauen, inwieweit können wir entgegenkommen, was ist
00:30:06: optional, was ist nicht optional und wo können wir halt einfach noch mal ein bisschen runterschrauben.
00:30:10: So dass wir dann auch einfach ein gutes Gefühl vermitteln, dass es halt eben nicht darum geht,
00:30:15: so mehr x jetzt aufzutreiben, um die Bestattung zu bezahlen. Wenn sich dann ein Kunde trotzdem irgendwie
00:30:21: schlecht beraten fühlt oder am Ende sagt, das ist alles nicht so richtig gelaufen,
00:30:26: kommt es vor, dass die versuchen, sie zu verklagen und gibt es dann irgendwie so
00:30:31: was wie ein Berufsverband, der ihnen hilft. Soweit ist es Gott sei Dank noch nicht gekommen.
00:30:36: Tatsächlich bin ich auch, also habe ich da auch eine ganz, ganz klare Haltung, sobald wir hier
00:30:40: bei uns im Haus merken, da gibt es Ambivalenzen, wir finden nicht auf einen Nenner, dass wir
00:30:45: dann tatsächlich auch den Bestattungsauftrag dann absagen, dass wir sagen, wenden sie sich vielleicht
00:30:49: an Kollegen oder Kolleginnen, wo sie sich besser aufgehoben fühlen, denn nur wenn wir uns gegenseitig
00:30:55: vertrauen, können wir harmonisch miteinander arbeiten. Sollte es im Worst Case mal zu einer
00:31:00: Situation kommen, das ist so ein ganz klassisches Fall, wenn wenn jemand am Ende doch irgendwie
00:31:04: unzufrieden ist mit der Rechnungserstellung, es kommen zu Streitigkeiten, haben wir Gott sei
00:31:08: Dank unseren Bestattungsverband, wo ja auch überwiegend, wir sind an die 5000-Stattungsunternehmen,
00:31:14: 3000 sind dort Mitglied, die haben unter anderem eine Schlichtungsstelle und da können wir uns
00:31:19: dann hinwenden und dann Hilfe vom Verband bekommen und Unterstützung. Gibt es sowas wie
00:31:24: eine Innung der Bestatter? Also gibt es tatsächlich auch, also unser Dachverband ist unser Bundesverband
00:31:29: der deutschen Bestatter und da wiederum wird man Mitglied, wenn man im Landesverband oder in
00:31:35: der Landesinnung Mitglied ist, also jedes Bundesland hat nochmal seine eigene Innung, wo wir uns
00:31:40: auch hinwenden können bei Schwierigkeiten oder halt eben den eigenen Landesverband und diese
00:31:45: Landesverbände und Landesinnungen wiederum sind Mitglied in unserem Bundesverband deutscher
00:31:50: Bestatter und so baut sich das tatsächlich bei uns auf. Dann gibt es auch die Bundesunion bei uns,
00:31:55: wo ich dann auch unsere Bundesunion Sprecherin bin tatsächlich, also da geht es dann auch wirklich
00:32:00: darum, dass wir alt und jung vereinen, dass wir aus der Tradition von gestern vielleicht auch einfach
00:32:07: eine neue Vision für morgen machen, also wir arbeiten da tatsächlich so wie jungen Leute als auch die,
00:32:12: ich sag mal, die ältere Generationen versuchen da wirklich möglichst auf Augenhöhe miteinander
00:32:16: zu arbeiten und zu kooperieren und das funktioniert ganz wunderbar. Ich stelle mir das gerade,
00:32:22: versuche mir gerade vorzustellen, wie so ein Bestatter konkret aussieht.
00:32:24: Das ist ganz interessant, da wird über alles gesprochen. Es geht natürlich auch viel über
00:32:30: ein Thema, die uns allen bewegen, gerade auch so ein Gesetzesänderungen jetzt aktuell beispielsweise
00:32:35: so das Thema Meisterpflicht bei uns, ja sehr, sehr präsent, weil wir halt ja leider gar keine
00:32:40: Meisterpflicht haben oder ein zulassungsfreies Handwerk sind und wir versuchen da gerade wirklich
00:32:46: allen Mitteln in irgendeiner Form unseren, unsere Meisterpflicht zu bekommen und da erzählt es halt
00:32:52: wirklich einfach auch präsent zu sein, darauf aufmerksam zu machen, was es bedeutet ein Meisterbetrieb
00:32:58: zu führen oder eben ein kein zulassungsfreies Handwerk zu sein. Es gibt viele Betriebe, die kein
00:33:04: Meister haben, die aber eine super Arbeit leisten, das muss ich an der Stelle aus sagen. Es gibt aber
00:33:09: leider auch gleichermaßen viele schwarze Schrafe und eben einfach um das auch so ein bisschen einzudämmen
00:33:15: und auch eine Qualitätssicherung zu bieten und gute Standards zu bieten, ist es einfach aber
00:33:18: eben super wichtig, dass wir diese Meisterpflicht bekommen. Das wäre ja auch für Leute, die dort
00:33:24: hinkommen, ein Gütesiegel sozusagen, wenn da der Meisterbriefer in der Wand hängt. Klar, es gibt
00:33:28: einige Leute, denen ist das wichtig. Ich habe Anrufe teilweise, wo sie mich wirklich dann darauf
00:33:33: ansprechen, ob es denn stimmt, dass ich wirklich Meisterin bin, aber es ist natürlich ein gutes
00:33:38: Aushängeschild, wenn man sich als Meisterbetrieb dann ausweisen kann und wir sind natürlich auch
00:33:43: durch ein Meisterbetrieb dazu berechtigt auszubilden, was halt auch noch mal wichtig ist. Um eben
00:33:49: halt einfach, wir haben leider zu wenig Betriebe, die ausbilden dafür, dass wir so viele Anfragen
00:33:54: haben und das wäre auch ein wichtiger Punkt tatsächlich. Das andere Wort habe ich jetzt schon
00:33:59: wieder vergessen. Sie sind ein Handwerk, das nicht? Die ist Zulassungsfreies Handwerk.
00:34:06: Zulassungsfreies Handwerk, was heißt das? Das bedeutet, dass sie jetzt theoretisch zum Gewerbeamt
00:34:10: gehen können und sagen, ich hätte so ein nettes Gespräch mit der Frau gehören. Ich glaube,
00:34:14: ich werde Bestatterin, dann melden sie ihr Gewerber an und dann sind sie Bestatterin.
00:34:17: Also es gibt keine Qualifikationen, die man dann tatsächlich nachweisen muss. Man kann dann einfach
00:34:24: seinen Aktenkoffer in die Hand nehmen und Hausbesuche machen und sagen, ich bin Bestatterin oder
00:34:28: Bestandaterin. Das ist wirklich unglaublich. Sie haben die Meisterprüfung, Sie dürfen ausbilden,
00:34:34: bilden Sie schon aus. Aktuell noch nicht zum 1.8. geht es bei uns. Okay, dann haben Sie Ihre
00:34:40: erste Azubine oder ersten Abzubi? Azubine tatsächlich. Gar nicht gewollt, aber wir bekommen unendlich
00:34:46: viele Bewerbungen und da waren sage und schreibe nur zwei Bewerbungen von jungen Bestattern oder
00:34:52: jungen Angenehenden Bestattern, die sich dafür interessiert haben. Ansonsten waren es wirklich
00:34:56: nur junge Frauen, die sich hier gebrauchen haben. Das ist wirklich eine neue Erkenntnis, die ich aus
00:35:02: diesem Gespräch heute mitnehme. Haben Sie es denn jemals bereut, Ihren Beruf gewählt zu haben?
00:35:08: Und ich würde es auch immer wieder tun. Also es ist Gott sei Dank bisher noch nie etwas Grammierendes
00:35:12: passiert, dass ich gesagt habe, ich möchte das nicht. Ich habe all das, mein Werdegang, wie der
00:35:17: angefangen hat, wie der verlaufen ist, auch jetzt mit meiner Selbstständigkeit, dass ich diesen Schritt
00:35:21: gewagt habe und ja, diesen Mut hatte auch etwas Neueres dann auf die Beine zu stellen. Das bereue
00:35:27: ich keineswegs und das würde ich jederzeit wieder so machen. Ich wünsche Ihnen und vor allen Dingen
00:35:32: Ihren Kundinnen und Kunden, dass Sie das noch ganz, ganz lange machen und danke für ziemlich
00:35:38: ungewöhnliche Einblicke. Vielen lieben Dank. Und ich bin gespannt, was unser Diözisanpräses
00:35:44: Michael Wagner jetzt noch zu unserem Thema zu sagen hat. Ich sage tschüss bis zum nächsten Mal
00:35:48: prägetisch draus und vielen Dank Ihnen. Vielen Dank. Bis bald.
00:36:01: Früher war der Tod sichtbar. Er war Teil des Lebens. Man lebte mit ihm in den Häusern,
00:36:07: auf den Straßen, in den Kirchen. Die Arsamuriende, die Kunst des Sterbens war ein Teil menschlichen
00:36:14: Alltages. Heute dagegen ist der Tod aus dem Alltag verdrängt. Anonym, abgeschirmt, versteckt,
00:36:22: findet er in Kliniksemann statt. Und doch gleichzeitig ist er medial allgegenwärtig in Serien,
00:36:29: in Nachrichten, in Bildern, deren Anzahl ich kaum noch zu verarbeiten vermag. Paradox. Der Tod
00:36:36: ist zugleich allgegenwärtig und verdrängt. Der Beruf des Bestatterst findet als Profession
00:36:42: keine Anerkennung. Es fehlt an einer verpflichtenden Ausbildung und an einer Meisterpflicht. Das
00:36:49: entspricht ganz dem Kapitalismus der Berufsfelder entwertet, verachtet, die mit dem Menschsein
00:36:56: an Sicht zu tun haben. Dem muss die Kirche aus dem Geist der Soziallehre widersprechen. Denn wo
00:37:02: Menschen Würde geben, da verdient ihre Arbeit Respekt. Papst Franziskus betonte, jede Arbeit ist
00:37:09: Ausdruck der Person. Und die Person ist heilig. Es ist kein Zufall, dass gerade Frauen vermehrt
00:37:18: den Dienst als Bestatterin tun. Eine Lücke in die Frauen treten, sie engagieren sich feinfühlig,
00:37:24: zugewandt und mutig als Bestatterinnen. Frauen hielten am Kreuz aus, während die Männer flohen.
00:37:31: Frauen gingen früher morgen zum Grab, um den Leichnam zu salben und Frauen seien als Erste den
00:37:37: Auferstandenen. Gleichzeitig erleben wir auf kirchlicher Seite einen Bruch. Immer häufiger
00:37:43: übernehmen freie Redner die Begleitung an der Schwelle des Todes. Viele Gläubige fühlen sich von
00:37:49: Seel sogar nicht verstanden, etwa weil eine theologische Sprache gewählt wird, die zu abstrakt
00:37:55: erscheint und scheinbar selber nur den Tod auf Abstand halten will. Auch hier zeigt sich der
00:38:01: Tod verlangt Nähe, echte Sinn hören, gelebten Trost und keine Floskeln. Vielleicht liegt genau
00:38:10: darin das tiefere Thema. Der Tod konfrontiert mit zwei Grundproblemen unserer Gesellschaft. Mit
00:38:16: Singularität und mit Verlust. Jeder Mensch muss heute besonders einzigartig außergewöhnlich
00:38:24: sein. Auch der Tod wird personalisiert, inszeniert und zelebriert. Und gleichzeitig darf in einer
00:38:31: fortschrittskläubigen Welt nichts stillstehen oder schon gar nicht enden. Der Tod ist der große
00:38:38: Tabu-Bruch. Was bedeutet das für uns als Christen? Den Tod nicht theologisch überfrachten und
00:38:45: erhöhen, sondern ihn begleiten in der Nähe, im Aushalten und im Ernst nehmen. Dass wir als
00:38:53: Kirche wieder zu Seelsorgern werden, die mit Worten trösten, mit Händen halten, mit Herzen
00:39:00: die hören. Ja, der Tod ist Arbeit. Arbeit am Leben, Arbeit am Loslassen, Arbeit für ein Leben
00:39:07: in Herlichkeit. Der Tod verweigert sich der Produktion, dem Fortschritt, dem Ergebnis. Der
00:39:15: Tod verlangt für mehr Hingabe, Vertrauen und Hoffnung. Diese Arbeit tu ich als Christ nicht
00:39:21: allein, denn Christus geht mit mir, mit uns allen mit. Davon erzählt der Kasamstag, der Tag der
00:39:28: Grabesruhe, der heute kaum noch im Bewusstsein der Menschen ist. An ihm steckt Christus selber
00:39:34: in den Tiefen des Todes, um uns hinaufzuführen zum Licht der Auferstehung. Schlussendlich ergibt
00:39:42: sich für die KAB als gesellschaftspolitischen Verband daraus eine wichtige Aufgabe. Es ist
00:39:48: notwendig, dass wir uns auseinandersetzen, wie mit Tod und Verlust umgegangen wird und was sie
00:39:54: für die Gesellschaft bedeuten. Es ist uns geboten, gesellschaftlich mitzuwirken,
00:40:00: eine Ars Moriendi für die Gegenwart zu gestalten. Das war KABUM. Ein Podcast der
00:40:07: katholischen Arbeitnehmerbewegung produziert vom St. Michael's Bund. Wir machen auch Ihren Podcast.
Neuer Kommentar